Pyoderma gangraenosum oft erst spät erkannt

Dr. Stefanie Kronenberger, Foto: pitopia, Ulrike Steinbrenner, 2011

Bei einem 49-jährige Diabetiker mit schwersten Hautläsionen sprach keine Antibiotikatherapie an. Nur eine Immunsuppression ließ letztlich die Wunden heilen.

Seit einer Woche schon bestand bei dem Patienten ein fieberhafter Infekt, der Blutzucker war erhöht und an beiden Armen und Beinen zeigten sich schmerzhafte bullöse Hauterscheinungen. Da die MRSA-positive Blutkultur für eine Sepsis sprach, erhielt der Patient eine intravenöse Antibiotikatherapie.

Pyoderma gangraenosum

Pyoderma gangraenosum

Pyoderma gangraenosum

Vergrößerung der Hautläsion am linken Handrücken (2; Verlauf nach einer Woche). 

Befund nach vier Wochen, direkt nach Defektdeckung mittels Radialislappen (1). 

Radialislappen am linken Handrücken nach drei Monaten (3).
Fotos: Dr. R. Wirbel, Wittlich (3)

Debridement nach Scheitern der Antibiotikatherapie

Dennoch verschlechterten sich die Befunde, die Wunden verbreiterten sich, sodass nach gut einer Woche eine operative Sanierung mit Debridement erfolgte. Inzwischen lagen die Strecksehnen des linken Ring- und Kleinfingers frei und am Fuß war die Nekrose soweit fortgeschritten, dass man im Chopart-Gelenk amputieren musste, wie Privatdozent Dr. Reiner Wirbel vom Wittlicher St. Elisabeth Krankenhaus und Kollegen berichteten.

Diffuse neutrophile und histiozytäre Elemente

Obgleich in den Abstrichen keine Keime mehr nachweisbar waren, wollte sich keine Granulierung einstellen. Auch histologisch ließ sich keine eindeutige Diagnose stellen. Die unspezifischen Ulzera wiesen diffuse neutrophile, lymphozytäre und histiozytäre Elemente auf.


Jetzt keimte der Verdacht auf ein Pyoderma gangraenosum. Folglich erhielt der 49-Jährige hoch dosiert Steroide, die nach einer Woche reduziert wurden, woraufhin sich die Lokalbefunde besserten. Mittels Sekundärnaht bzw. Spalthaut-Transplantationen konnten die Wunden verschlossen werden und es setzte die Heilung ein. Die Ärzte beendeten die Antibiotikagabe und auch die Wunde am Fußstumpf heilte primär.

Hautsymptom als Vorbote einer Leukose

Der weitere Verlauf gestaltete sich allerdings kompliziert aufgrund einer Cholestase. Ikterus und Bilirubinerhöhung bildeten sich zwar spontan wieder zurück. Endosonographisch und im CT aber fanden sich ein vergrößerter Pankreaskopf und mediastinale Lymphome.


Die weitere Diagnostik förderte dann ein B-Zell-Lymphom zutage, das chemotherapeutisch behandelt wurde. Das Malignom sprach gut an. Nach drei Monaten konnte der Mann mit einer Orthese wieder laufen, all seine Wunden sind weitgehend verheilt.

Colitis ulcerosa ist häufiger Begleiter

Wenn ohne Trauma schmerzende therapieresistente Wunden auftreten, die sich flächig vergrößern, sollte man an ein Pyoderma gangraenosum denken, so das Fazit der Kollegen. Häufig begleiten diese Erkrankung chronisch entzündliche Darmerkrankungen, vor allem die Colitis ulcerosa.


Aber auch andere Grundkrankheiten wie etwa eine rheumatoide Arthritis, ein Karzinoid oder eine myeloproliferative Erkrankung kommen infrage. Das Hautsymptom fungiert zudem manchmal als Vorbote einer Leukose, wie der vorliegende Fall eindrucksvoll zeigt.

Bei wiederholter Erkrankung mit Steroiden behandeln

Auch wenn postoperativ, meist nach ein bis zwei Wochen, hämorrhagische, zackig begrenzte Pusteln, bläulich unterminierte Ränder und livide Knoten auftreten, sollte man an ein Pyoderma gangraenosum denken, warnen die Autoren.


Und wichtig zu wissen: Bei Patienten, die schon einmal ein solche Erkrankung erlitten haben, erfolgen elektive Eingriffe am besten unter Steroidschutz.


Quelle: Rainer Wirbel et al., 
internist. prax. 2014; 54: 549-556

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