Pyoderma verschont sogar die Lunge nicht

Dr. Dorothea Ranft

Bei gestörter Wundheilung oder unerklärlichen Ulzera Histologie anstreben. Bei gestörter Wundheilung oder unerklärlichen Ulzera Histologie anstreben. © fotolia/dambuster

Ein Pyoderma gangraenosum kann sich kutan, aber auch in inneren Organen manifestieren. Dies zeigt das Beispiel einer 55-jährigen Patientin mit Lungenrundherd und Wundheilungsstörung.

Wegen eines isolierten pulmonalen Rundherdes hatte sich die Frau einer Lungenteilresektion unterzogen. Der histologische Befund sprach für eine neutrophile, nekrotisierende Vaskulitis. Postoperativ entwickelte die 55-Jährige eine schmerzhafte Wundheilungsstörung. Unter der Verdachtsdiagnose Pyoderma gangraenosum wurde der rasch wachsende Hautdefekt mit einer Rotationslappenplastik verschlossen und eine hoch dosierte Steroid­therapie begonnen.

Nur wenige Wochen später zeigten sich erneut schmerzhafte Ulzera im Narbenbereich. Außerdem klagte die Frau über Rückenschmerzen, berichtete Professor Dr. Peter Härle von der Klinik für Rheumatologie, Klinische Immunologie und Physikalische Therapie am Katholischen Klinikum Mainz. An seiner Klinik hatte sich die Patientin 15 Monate nach der Lungenteilresektion erstmals vorgestellt. Ursache der Rückenschmerzen waren mehrere Glukokortikoid-assoziierte Wirbelkörperfrakturen bei Osteoporose. Die Histologie der Hautbiopsie ergab eine nekrotisierende Vaskulitis, was die Diagnose eines ulzerativ kutanen Pyoderma gangraenosum bestätigte. Wahrscheinlich war der entfernte Lungenrundherd eine extrakutane Manifestation der Erkrankung, vermutet der Kollege.

Hautbefund kann
 Malignom vorausgehen

Besteht der Verdacht auf ein Pyoderma gangraenosum, sollte neben mikrobiologischen Wundabstrichen eine ausführliche Organdiagnostik durchgeführt werden, um Neoplasien, andere Autoimmunerkrankungen oder Infektionen als mögliche sekundäre Ursache aufzuspüren. Auch eine Hautbiopsie hält Prof. Härle im Hinblick auf eine kutane Neoplasie für ratsam. Der Erkenntnisgewinn übersteige gewöhnlich das Risiko einer Ex­azerbation.

Der Kollege empfiehlt, nach Ausschluss möglicher Differenzialdiagnosen mit einer immunsuppressiven Behandlung zu beginnen. Im vorliegenden Fall erhielt die Patientin Cyclophosphamid i.v., Glukokortikoide und Azathioprin. Gegen die Osteoporose verordneten die Ärzte außerdem Bisphosphonate und Vitamin D3. Die Hautläsionen verheilten innerhalb von sechs Monaten vollständig. Dennoch will Prof. Härle die Patientin weiter im Auge behalten, da ein Pyoderma gangrae­nosum einem Malignom vorausgehen kann. 

Quelle Text und Abb.: Härle B. Ärzteblatt Rheinland-Pfalz 2017; 2: 15, © Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Mainz

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Bei gestörter Wundheilung oder unerklärlichen Ulzera Histologie anstreben. Bei gestörter Wundheilung oder unerklärlichen Ulzera Histologie anstreben. © fotolia/dambuster
A und B: So kann ein Pyoderma gangraenosum aussehen: Diese Ulzera im Narbenbereich entwickelten sich nach der Rotationslappenplastik. C und D: Nach der immunsuppressiven Therapie ist dieselbe Narbe gut verheilt. A und B: So kann ein Pyoderma gangraenosum aussehen: Diese Ulzera im Narbenbereich entwickelten sich nach der Rotationslappenplastik. C und D: Nach der immunsuppressiven Therapie ist dieselbe Narbe gut verheilt. © Härle B. Ärzteblatt Rheinland-Pfalz 2017; 2: 15