Pyoderma verschont sogar die Lunge nicht

Wegen eines isolierten pulmonalen Rundherdes hatte sich die Frau einer Lungenteilresektion unterzogen. Der histologische Befund sprach für eine neutrophile, nekrotisierende Vaskulitis. Postoperativ entwickelte die 55-Jährige eine schmerzhafte Wundheilungsstörung. Unter der Verdachtsdiagnose Pyoderma gangraenosum wurde der rasch wachsende Hautdefekt mit einer Rotationslappenplastik verschlossen und eine hoch dosierte Steroidtherapie begonnen.
Nur wenige Wochen später zeigten sich erneut schmerzhafte Ulzera im Narbenbereich. Außerdem klagte die Frau über Rückenschmerzen, berichtete Professor Dr. Peter Härle von der Klinik für Rheumatologie, Klinische Immunologie und Physikalische Therapie am Katholischen Klinikum Mainz. An seiner Klinik hatte sich die Patientin 15 Monate nach der Lungenteilresektion erstmals vorgestellt. Ursache der Rückenschmerzen waren mehrere Glukokortikoid-assoziierte Wirbelkörperfrakturen bei Osteoporose. Die Histologie der Hautbiopsie ergab eine nekrotisierende Vaskulitis, was die Diagnose eines ulzerativ kutanen Pyoderma gangraenosum bestätigte. Wahrscheinlich war der entfernte Lungenrundherd eine extrakutane Manifestation der Erkrankung, vermutet der Kollege.
Hautbefund kann Malignom vorausgehen
Besteht der Verdacht auf ein Pyoderma gangraenosum, sollte neben mikrobiologischen Wundabstrichen eine ausführliche Organdiagnostik durchgeführt werden, um Neoplasien, andere Autoimmunerkrankungen oder Infektionen als mögliche sekundäre Ursache aufzuspüren. Auch eine Hautbiopsie hält Prof. Härle im Hinblick auf eine kutane Neoplasie für ratsam. Der Erkenntnisgewinn übersteige gewöhnlich das Risiko einer Exazerbation.
Der Kollege empfiehlt, nach Ausschluss möglicher Differenzialdiagnosen mit einer immunsuppressiven Behandlung zu beginnen. Im vorliegenden Fall erhielt die Patientin Cyclophosphamid i.v., Glukokortikoide und Azathioprin. Gegen die Osteoporose verordneten die Ärzte außerdem Bisphosphonate und Vitamin D3. Die Hautläsionen verheilten innerhalb von sechs Monaten vollständig. Dennoch will Prof. Härle die Patientin weiter im Auge behalten, da ein Pyoderma gangraenosum einem Malignom vorausgehen kann.
Quelle Text und Abb.: Härle B. Ärzteblatt Rheinland-Pfalz 2017; 2: 15, © Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Mainz
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