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Quälende Allergien „natürlich“ behandeln
Menschen mit Allergien misstrauen synthetischen Arzneimitteln oft – etwa aus Angst vor Nebenwirkungen – und fragen nach „natürlichen“ und „ganzheitlichen“ Behandlungsoptionen. In diese Marktlücke stoßen zahlreiche alternativmedizinische Angebote: seriöse komplementärmedizinische Verfahren, aber auch dubiose oder problematische Methoden ohne Wirknachweise, schreibt Professor Dr. Walter Dorsch, Allergologe und niedergelassener Arzt für Kinderheilkunde und Jugendmedizin in München. Der Experte stellt einige komplementärmedizinische Therapiemethoden für Allergie-Patienten vor.
Akupunktur bietet bei spezifischen Indikationen eine Alternative zu schulmedizinischen Verfahren. So eignet sich das Nadeln zur Akuttherapie von Patienten mit Beschwerden einer saisonalen allergischen Rhinitis. Dazu werden die Körper-Akupunkturpunkte Di 4, Di 11, Gb 20 sowie die Ohrakupunkturpunkte „Allergie“ und „Thymus“ jeweils beidseitig gestochen.
gefährliche Verfahren? |
Bioresonanz als diagnostisches und therapeutisches Verfahren: nach wissenschaftlichen Kriterien unhaltbar, so das Urteil von Prof. Dorsch. Elektroakupunktur nach Dr. Voll als diagnostisches Vorgehen ohne klinischen Wert: Alle beobachteten Veränderungen stellten sich als Artefakte heraus. Nachweis von IgG-Antikörpern als Diagnostikmethode bei Nahrungsmittelallergien: Fehldiagnosen mit Gefahr von Mangelernährung. Autohomologe Immuntherapie nach Dr. Kief (Ausgangsmaterial ist Blut oder Urin des Patienten): Nachvollziehbarer Wirknachweis liegt nicht vor. Esoterische Verfahren wie z.B. Pendeln, Bachblüten-, Aroma- und Farbtherapie: Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit in der Allergologie liegen nicht vor. |
Akupunktur schützt vor drohender Rhinitis
Prophylaktisch zur Abschwächung der Beschwerden eigne sich die präsaisonale Akupunktur, schreibt der Experte. Die Therapie sollte mindestens drei Monate vor dem erwarteten Beginn des Pollenflugs mit etwa einmal wöchentlichen Sitzungen erfolgen. Bewährt hat sich hierbei die Nadelung der Körperpunkte Di 11, MP 9 und MP 10 sowie der Ohrpunkte „Allergie“ und „Thymus“.
Um die volle Wirksamkeit zu erreichen, scheint eine etwa zwei- bis dreijährige Therapie notwendig. Zur Herabsetzung der Sensibilisierung ist ein allgemeingültiges „Punktrezept“ oft nicht ausreichend effektiv, weil verstärkt konstitutionelle Faktoren des Patienten zum Tragen kommen. Daher kann bei dieser Indikation die Akupunktur nicht wissenschaftlich abgesichert als wirksam bezeichnet werden, urteilt der Experte.
Kneipp-Methoden helfen Asthma zu kontrollieren
Verschiedene Formen der Atemtherapie – häufig bereits Bestandteil von Asthmaschulungen – zeigen sehr gute Erfolge und helfen bei der aktiven Krankheitsbewältigung. Erprobt und als zusätzliche Verfahren in der Allergietherapie anerkannt sind außerdem Sauna, Wechselduschen und andere Kneipp-Methoden, schreibt Prof. Dorsch. Sie senken das Rezidivrisiko für Infektionen der oberen Luftwege, wie verschiedene Studien zeigten. Klimatherapien, sei es im Hochgebirge oder am Meer, wirken „ganzheitlich“ auf Allergiesymptome und die Seele. Studien über Langzeiteffekte fehlen in diesem Zusammenhang allerdings.
Funktionelle Entspannungstechniken nützen besonders Patienten mit atopischem Ekzem und Asthma bronchiale. Infrage kommen beispielsweise autogenes Training und die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson. So zeigten Entspannungsverfahren bei asthmakranken Kindern eine deutliche Wirkung, wie aus einer randomisierten, placebokontrollierten Studie hervorgeht. Die Effekte waren aber im Vergleich zu Salbutamol-Inhalationen schwächer.
Antikörper sind kein Beweis für Lebensmittel-Allergie
Für Nahrungsmittelallergiker ist die Vermeidung von Allergenen essenziell. Doch eine sinnvolle Diätetik setzt seriöse diagnostische Maßnahmen voraus. Dazu gehören nicht die Tests zum Nachweis von Antikörpern der G-Klasse, so der Experte. Damit werde lediglich nachgewiesen, dass die Person Kontakt zu dem jeweiligen Allergen bzw. Nahrungsmittel hatte. Fälschlicherweise werde Patienten auf Basis dieser Tests eine IgG-vermittelte Nahrungsmittelallergie mit entsprechenden Diätempfehlungen suggeriert.
Quelle: Walter Dorsch, Spitzenforschung in der Allergologie 2014; Kongressband: 30–35
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