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Radfahren ist kein Ersatz fürs Gehen!
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Bei der konservativen Therapie der pAVK geht es zum einen darum, Symptome zu lindern, zum anderen, die hohe kardiovaskuläre Mortalität zu reduzieren, sagte Dr. Holger Lawall, niedergelassener Arzt für Kardiologie, Angiologie, Phlebologie, Diabetologie und Sportmedizin aus Ettlingen.
ASS oder Clopidogrel für symptomatische Patienten
Das Management kardiovaskulärer Risikofaktoren gehört daher in allen Stadien der pAVK mit dazu. Dies beinhaltet die Raucherentwöhnung, die Gabe von Statinen (unabhängig vom Cholesterinwert) sowie die optimierte Einstellung von Diabetes und Hochdruck. Bei symptomatischen Patienten sollte immer auch ein Thrombozytenfunktionshemmer wie ASS (100 mg) oder Clopidogrel (75 mg) mit an Bord sein, erinnerte der Kollege.
Um die schmerzfreie Gehstrecke zu verbessern, steht im Stadium II das Gehtraining immer an erster Stelle. Nur wenn dieses z.B. aus orthopädischen Gründen nicht möglich ist, können bei einer Gehstrecke unter 200 m Medikamente wie der selektive Phosphodiesterase-3-Hemmer Cilostazol oder der Vasodilatator Naftidrofuryl zur symptomatischen Therapie eingesetzt werden.
Reha ist bei pAVK genauso wichtig wie nach Herzinfarkt
- Nur 0,6 % aller medizinischen Rehabilitationen wurden 2014 mit der Indikation pAVK durchgeführt.
- Auf mehr als 500 000 stationäre pAVK-Patienten im Jahr 2014 kommen 1600 Rehabilitationen.
- Nur 7 % der Reha-Maßnahmen wurden in ausgewiesenen angiologischen Fachabteilungen durchgeführt.
Einheiten von 30–60 Minuten an drei Tagen pro Woche
Die Gentherapie hat sich bei der Claudicatio nicht bewährt und auch die Stammzelltherapie hat in Studien eher enttäuscht. Eine Zukunft bei der Behandlung der pAVK könnte der Interleukin-1b-Blocker Canakinumab haben, der in einer Pilotstudie bereits nach drei Monaten zu einer Verbesserung der schmerzfreien Gehstrecke geführt hat. Das Gehtraining ist die immer noch am meisten missachtete Empfehlung der pAVK-Leitlinien, sagte Dr. Clemens Fahrig vom Evangelischen Krankenhaus Hubertus in Berlin. In der Praxis reiche es nicht aus, den Patienten einfach nur einen entsprechenden Rat mit auf den Weg zu geben. Vielmehr solle ein strukturiertes Gehtraining unter Aufsicht und Anleitung erfolgen – und das möglichst dreimal wöchentlich für 30–60 Minuten. Zur Motivation für vermehrte Bewegung im Alltag hätten sich Schrittzähler-Funktionen des Smartphones sehr bewährt. Die Ausbildung von Kollateralen ist nur eine der positiven Wirkungen des Gehtrainings. Weitere sind die metabolische Anpassung der Muskulatur, Verbesserungen von Gehtechnik, Gelenkfunktionen und Koordination sowie Herz- und Lungenfunktion. Von vornherein sollten mit dem Patienten realistische Ziele ausgemacht werden. Dabei ist darauf hinzuweisen, dass sich Bergaufgehen und Treppensteigen schlecht trainieren lassen. Fahrradfahren ist keinesfalls ein Ersatz für ein Gehtraining und auch der Hinweis des Patienten „Ich geh ja viel spazieren“ sollte so nicht akzeptiert werden. Auch nach der Revaskularisation bleibt das Gehtraining wichtig – genauso wie Herzsport nach der Koronarintervention. Ein Problem sind die fehlende flächendeckende Versorgung mit entsprechenden Gefäßsportgruppen und Rehabilitationsangeboten sowie das schlechte Image des Gehtrainings, erklärte Dr. Fahrig.Quelle: 46. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie und der Gesellschaft für Gefäßmedizin 2017
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