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Kombination überzeugt in Phase-2-Studie zum metastasierten Adenokarzinom des Magens und GEJ

Die Antiangiogenese mit Ramucirumab, die Anti-PD-L1-Therapie mit Avelumab und die zytotoxische Behandlung mit Paclitaxel könnten synergistisch wirken, erläuterte Dr. Anica Högner, Charité – Universitätsmedizin Berlin. Sie greifen an verschiedenen Mechanismen des Tumorwachstums und der Immunabwehr an und können sich gegenseitig günstig beeinflussen.
Die Kombination wurde in einer Phase-2-Studie bei 60 Patient:innen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem Adenokarzinom des Magens oder gastroösophagealen Übergangs (GEJ) und Progress nach Erstlinientherapie geprüft. Die Teilnehmenden erhielten
- Ramucirumab und Avelumab jeweils in einer Dosis von 8 mg/kg an Tag 1 und 15 eines vierwöchigen Zyklus und
- 80 mg/m² Paclitaxel an den Tagen 1, 8 und 15.
Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben. Wie Dr. Högner berichtete, konnten 59 Personen ausgewertet werden. Nach Median rund 21,7 Monaten sprachen zwei Patient:innen (3,4 %) komplett und 16 (27,1 %) partiell an. Die Krankheitskontrollrate betrug 79,7 % und die mediane Ansprechdauer 8,2 Monate. Das mediane progressionsfreie Überleben bezifferte Dr. Högner mit 5,4 Monaten. 25 Teilnehmende (42,4 %) hatten noch eine weitere Chemotherapie erhalten.
Charakteristika der Studienpopulation
Das mediane Alter betrug 64 Jahre, 80 % der Teilnehmenden waren männlich. Der Primarius lag in 52 % der Fälle im Magen und bei 48 % im GEJ. Alle Betroffenen hatten zuvor eine Therapie mit Platin und Fluoropyrimidin erhalten, 68 % auch bereits ein Taxan. Eine hohe Mikrosatelliteninstabilität wiesen 7 % auf, bei 41 % wurde eine hohe PD-L1-Expression (PD-L1 CPS ≥ 5) nachgewiesen.
Median lebten die Betroffenen 10,6 Monate, was Dr. Högner in einer Kohorte mit stark vorbehandelten Erkrankten als sehr gut bezeichnete. Das OS liegt damit über dem, was in ähnlichen Kohorten mit Ramucirumab und Chemotherapie, aber ohne Immuntherapie, beobachtet wurde. Es betrug in der westlichen Population in der RAINBOW-Studie1 8,6 Monate und in der RAMIRIS-Studie2 7,6 Monate. Die PD-L1-Expression war für das OS relevant: Patient:innen mit CPS < 5 bzw. ≥ 5 lebten median 9,4 Monate bzw. 14 Monate.
Kaum immunassoziierte Nebenwirkungen
Unter dem Trio detektierten die Studienautor:innen vor allem eine relevante Hämatotoxizität: Anämien, Leukopenien und Neutropenien von jeweils Grad 3/4 erlitten 5 %, 12 % und 22 % der Teilnehmenden. Unter diesen Schweregraden trat mit 10 % auch eine Polyneuropathie häufiger auf; in 7 % der Fälle kam es zu Hypertonien bzw. in 5 % zu nicht-neutropenen Infektionen. Eine Person starb an einer ösophagotrachealen Fistel. Immunassoziierte Nebenwirkungen höheren Grades waren laut Dr. Högner selten und erreichten maximal Grad 3. Je ein Betroffener entwickelte eine generalisierte Muskelschwäche, eine Hypophysitis und eine Hyperglykämie (alle Grad 3).
Translationale Begleituntersuchungen ergaben, dass eine zellfreie Tumor-DNA unterhalb des Medians mit einem längeren OS assoziiert war: Es betrug in diesem Fall median 19,2 Monate. Gleiches galt für eine hohe Expression des T-Zell-Rezeptors beta oberhalb des Medians (medianes OS 15,1 Monate).Aufgrund der Ergebnisse soll eine entsprechende Phase-3-Studie konzipiert werden, ohne Begrenzung auf bestimmte PD-L1-Expressionswerte, betonte Dr. Högner.
Quellen:
1. Shitara K et al. Gastric Cancer 2016; 19:927-938; DOI: 10.1007/s10120-015-0559-z
2. Lorenzen S et al. Eur J Cancer 2022; 165: 48-57; DOI: 10.1016/j.ejca.2022.01.015
Högner A. Jahrestagung 2022 der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaften für Hämatologie und Medizinische Onkologie; Vortrag V532
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