Ran an die T-Zellen!

Dr. Angelika Bischof

Abatacept kann die Entwicklung einer RA verzögern. Abatacept kann die Entwicklung einer RA verzögern. © MQ-Illustrations – stock.adobe.com

Womöglich lässt sich der Ausbruch einer rheumatoiden Arthritis vermeiden oder zumindest ­hinausschieben: In zwei klinischen Studien gelang es, bei Risikopatienten die Manifestation der Erkrankung durch Abatacept zu verzögern.

Abatacept moduliert selektiv co-stimulatorische Signale der T-Zell-Aktivierung und damit die persistierende T-Zell-Aktivität. Diese ist pathogenetisch relevant für die Progression der frühen subklinischen Entzündung. Ob das Wirkprinzip die Entwicklung einer rheumatoiden Arthritis (RA) beeinflussen kann, wurde in zwei klinischen Studien an Menschen mit hohem RA-Risiko untersucht. Dazu gehören vor allem Personen, die positiv für Serumantikörper gegen citrullinierte Proteine (ACPA) sind und Gelenkschmerzen sowie in der Hand-MRT eine subklinische Entzündung aufweisen, z.B. in Form einer Osteitis, Synovitis oder Tenosynovitis. 

In der randomisierten und placebokontrollierten ARIAA-Studie nahmen 98 ACPA-positive Patienten mit Arthralgie und im MRT nachweisbarer subklinischer Inflammation teil, bei denen jedoch keine Gelenkschwellungen erkennbar waren. Diese Patienten erhielten entweder eine sechsmonatige Therapie mit 125 mg Abatacept s.c. pro Woche oder Placebo. 

Bei 57 % der Teilnehmer der Abataceptgruppe führte die Behandlung  zu einer Besserung in mindestens einem der drei MRT-Parameter, in der Placebogruppe kam es dazu nur bei 31 %, berichten die Autoren um PD Dr. Jürgen Rech von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Eine Progression zur RA fand innerhalb der sechs Therapiemonate bei 8 % der Teilnehmer unter Abatacept und bei 35 % derjenigen unter Placebo statt. 

Die Unterschiede verringerten sich bis zum Ende der Beobachtungszeit nach insgesamt 18 Monaten, waren aber immer noch statistisch signifikant: Die subklinische Entzündung hatte sich bei 51 % der Patienten unter der DMARD-Therapie gebessert. Dies war in der Placebogruppe nur bei 24 % der Teilnehmer der Fall. Eine RA entwickelten 35 % der Patienten aus der Abatacept- und 57 % aus der Placebogruppe. 

Die randomisierte, doppelblinde und multizentrische Phase-2b-Studie APIPPRA forderte für den Einschluss keine in der MRT sichtbare subklinische Entzündung. Nur ACPA und Rheumafaktor im Serum und Gelenkschmerzen mussten die Teilnehmer als RA-Risikofaktoren aufweisen, schreiben Prof. Dr. Andrew Cope vom King’s College London und Kollegen. Randomisiert wurden 213 Personen für eine zwölfmonatige Therapie mit Abatacept oder Placebo. Als primären Endpunkt definierten die Rheumatologen die Zeit bis zum Auftreten einer klinischen und sonografisch bestätigten Synovitis in drei oder mehr Gelenken bzw. einer RA nach geltenden amerikanischen und europäischen Kriterien. 

Abataceptgruppe mit Vorteil im Überleben ohne Arthritis

Während der Behandlungsphase erreichten 6 % der Teilnehmer der Abataceptgruppe und 29 % der Teilnehmer der Placebogruppe den primären Endpunkt. Nach zwei Jahren waren 25 % (Abatacept) bzw. 37 % (Placebo) an einer RA erkrankt. Die Teilnehmer der Abataceptgruppe entwickelten im Verlauf des zweijährigen Follow-ups signifikant später eine Arthritis. Der Unterschied in der mittleren arthritisfreien Überlebenszeit zugunsten der Abataceptgruppe betrug 53 Tage nach zwölf Monaten und 99 Tage nach 24 Monaten.  

Den Autoren zufolge kann Abatacept bei Risikopersonen mit oder ohne in der MRT nachweisbaren Inflammation die Entwicklung einer RA verzögern. Dies gelingt offenbar auch über das Ende der Therapie hinaus. Allerdings verringert sich die Wirkung nach Absetzen des Wirkstoffs. Dies könnte bedeuten, dass die Therapie vielleicht länger als sechs bzw. zwölf Monate durchgeführt werden sollte, um einer Entwicklung zur RA vorzubeugen.

Quelle: 1. Rech J et al. Lancet 2024; DOI: 10.1016/S0140-6736(23)02650-8
2. Cope AP et al. Lancet 2024; DOI: 10.1016/S0140-6736(23)02649-1

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