Rezidivtherapie im Fokus

ESMO 2024 Josef Gulden

Das metastasierte Nierenzellkarzinom erhält zahlreiche Therapieoptionen, die in Phase-3-Studien getestet wurden. Das metastasierte Nierenzellkarzinom erhält zahlreiche Therapieoptionen, die in Phase-3-Studien getestet wurden. © Sebastian Kaulitzki – stock.adobe.com

Das metastasierte Nierenzellkarzinom wird unter anderem mit CPI behandelt. Für die Rezidivtherapie gibt es zahlreiche Optionen. Zwei davon – eine Monotherapie mit Tivozanib und der HIF-2α-Inhibitor Belzutifan – wurden jetzt in Phase-3-Studien geprüft.

Nach Versagen von Checkpoint-Inhibitoren zur Therapie von metastasierten Nierenzellkarzinomen (RCC) hat sich der selektive VEGFR-TKI Tivozanib als wirksam erwiesen. In der Phase-3-Studie TiNivo-2 wurde er nun bei Patient:innen mit einer oder zwei Vortherapien, die einen CPI beinhalten mussten, mit Nivolumab kombiniert, erläuterte Prof. Dr. Toni Choueiri, Dana Farber Cancer Institute, Boston.1 Jeweils die Hälfte der 343 Teilnehmenden erhielt randomisiert Tivozanib entweder alleine oder in Kombination mit dem PD1-Inhibitor; als Monotherapie wurde Tivozanib mit 1,34 mg, in der Kombination mit nur 0,89 mg dosiert. Primärer Endpunkt war das progressionsfreie Überleben.

Sowohl die Ansprechraten (19,8 % vs. 19,3 %) als auch das PFS mit median 7,4 Monaten vs. 5,7 Monate unter der Monotherapie vs. Kombination unterschieden sich nicht signifikant (HR 1,10; p = 0,49). Subgruppenanalysen ergaben folgendes Bild:

  • Patient:innen, die in der vorhergehenden Therapie einen CPI bekommen hatten, erreichten ein medianes PFS von 9,2 Monaten vs. 7,4 Monate (HR 1,10; p = 0,5574) 
  • War der CPI bereits in der Erstlinie gegeben worden, betrug das mediane PFS jeweils 3,7 Monate
  • Hatten die Erkrankten eine Vortherapie erhalten, belief sich das mediane PFS mit alleinigem Tivozanib auf 9,2 Monate vs. 7,3 Monate (HR 1,15; p = 0,4283) unter der Kombination
  • Bei zwei Vorbehandlungen erreichte es 5,5 Monate vs. 4,8 Monate (HR 0,97; p = 0,8866).
    Das mediane OS bertug median 22,1 Monate vs. 17,7 Monate (HR 1,0; p = 0,9868). Die Daten sind aber noch nicht reif.

Die Ergebnisse sprechen Prof. Choueiri zufolge gegen die erneute Anwendung von CPI in der Zweit- oder Drittlinientherapie des fortgeschrittenen RCC; dagegen wird die Monotherapie mit 1,34 mg/d Tivozanib in der Zweitlinie nach Versagen eines CPI gestützt.

Auch der HIF-2α-Inhibitor Belzutifan steht beim RCC im Fokus der Forschung. Er wurde in den USA bereits zur Behandlung des fortgeschrittenen RCC nach einem PD(-L1)-Inhibitor und einem VEGFR-TKI zugelassen, berichtete Prof. Dr. Brian Rini vom Vanderbilt Ingram Cancer Center in Nashville.2 

Sicherheitsprofil von LITESPARK 005

Zu Grad-3/4-Nebenwirkungen kam es in beiden Armen ähnlich häufig, aber Everolimus musste bei mehr als doppelt so vielen Patient:innen deswegen abgesetzt werden (15,3 % vs. 6,2 %). Die Dauer der Behandlung mit dem HIF-2α-Inhibitor war mit median 7,6 Monaten vs. 3,9 Monate fast doppelt so lang wie in der Kontrolle. 

Eine neue Therapieoption

Wissenschaftler:innen prüften in der Phase-3-Studie LITESPARK-005 die Wirksamkeit der Substanz bei Rezidiven des klarzelligen RCC. Eingeschlossen waren 746 Patient:innen mit bis zu drei Vortherapien, darunter mindestens jeweils ein CPI und ein VEGFR-TKI. Sie erhielten 1:1 randomisiert Belzutifan (120 mg/d) oder Everolimus (10 mg/d). 

Nach median 35,8 Monaten betrugen die medianen PFS-Raten in beiden Armen 5,6 Monate. Allerdings erhöhte die Therapie mit dem HIF-2α-Inhibitor das Zwölf-Monats-PFS auf 33,7 % vs. 17,6 % und die 24-Monats-Rate auf 17,5 % vs. 4,1 %. Das Risiko für Progression oder Tod wurde dadurch um ein Viertel verringert (HR 0,75; 95%-KI 0,63–0,88). 

Ähnliches galt für das Ansprechen (22,7 % vs. 3,5 %) und für die Dauer der Remissionen (median 19,3 Monate vs. 13,7 Monate), nicht aber für das Gesamtüberleben: Es betrug median 21,4 Monate vs. 18,2 Monate, der Unterschied fiel nicht signifikant aus (HR 0,92; 95%-KI 0,77–1,10; p = 0,18). Die Raten nach zwölf und 24 Monaten erreichten 67,9 % vs. 65,8 % und 45,2 % vs. 41,2 %. Laut Prof. Rini stellt Belzutifan eine zusätzliche Option beim fortgeschrittenen Nierenzellkarzinom nach Versagen von CPI und VEGFR-TKI dar.

Quellen:
1. Choueiri T et al. ESMO Congress 2024; Abstract LBA73
2. Rini BI et al. ESMO Congress 2024; Abstract LBA74

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Das metastasierte Nierenzellkarzinom erhält zahlreiche Therapieoptionen, die in Phase-3-Studien getestet wurden. Das metastasierte Nierenzellkarzinom erhält zahlreiche Therapieoptionen, die in Phase-3-Studien getestet wurden. © Sebastian Kaulitzki – stock.adobe.com