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Rezvilutamid bringt Vorteile für Patienten mit high-volume mHSPC

Der bisherige Standard für das metastasierte hormonsensitive Prostatakarzinom besteht aus der Androgendeprivationstherapie (ADT), ggf. kombiniert mit einem Androgenrezeptor-Inhibitor. Das Problem: Die Zweitgenerationspräparate Enzalutamid und Apalutamid verursachen vermehrt Nebenwirkungen, die das Nervensystem betreffen. Einige Männer entwickeln etwa Krampfanfälle oder Fatigue.
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Dr. Weijie Gu, Fudan University Shanghai Cancer Center, untersuchten nun Rezvilutamid, einen Androgenrezeptor-Inhibitor mit verminderter Fähigkeit, die Blut-Hirn-Schranke zu penetrieren. Die Hoffnung: Es gibt weniger ZNS-Nebenwirkungen und damit verbunden eine bessere Lebensqualität für die Patienten.
In die randomisierte Phase-3-Studie CHART waren 654 Männer mit high-volume mHSPC eingeschlossen worden. Sie erhielten eine ADT plus Rezvilutamid (240 mg) oder Bicalutamid (50 mg). Die zwei primären Endpunkte waren das radiografische progressionsfreie Überleben (rPFS) sowie das Gesamtüberleben der Intention-to-treat-Population.
Median für das Gesamtüberleben noch nicht erreicht
Die Forschenden präsentierten nun Daten einer geplanten Interimsanalyse. Wie sie berichten, erhielten die Teilnehmenden Rezvilutamid mit median 28,9 Monaten deutlich länger als Bicalutamid (12,9 Monate). Nach einer medianen Beobachtungszeit von 21,2 Monaten war ein deutlicher Benefit im rPFS aufgetreten. Unter Bicalutamid betrug der Median 25,1 Monate, für die Rezvilutamidgruppe war dieser noch nicht erreicht (HR 0,44; 95%-KI 0,33–0,58; p < 0,0001). Auch wenn der Median für das Gesamtüberleben in beiden Armen noch nicht erreicht war, beobachteten die Kolleg:innen bereits einen signifikanten Effekt (HR 0,58; 95%-KI 0,44–0,77; p = 0,0001).
Weniger Schmerzen?
Die Zeit bis zur Schmerzprogression gehörte zu den explorativen Endpunkten und unterschied sich nicht zwischen den zwei Studienarmen. Eine Sensitivitätsanalyse verdeutlichte jedoch, dass die 24-Monats-Rate der Schmerzprogressionsfreiheit von 55,6 % in der Bicalutamidgruppe auf 64,3 % unter Rezvilutamid anstieg.
Die häufigsten Nebenwirkungen von mind. Grad 3 waren u.a. Bluthochdruck (8 % vs. 7 %), Hypertriglyzeridämie (7 % vs. 2 %) und Gewichtszunahme (6 % vs. 4 %). 28 % bzw. 21 % der Teilnehmenden erlitten schwere Nebenwirkungen. Wie die Autor:innen in der Diskussion anmerken, hatte Enzalutamid in der ENZAMET-Studie zu 1 % (7 von 563 Patienten) Krampfanfällen geführt, Grad-3-Fatigue hatten 6 % der Teilnehmenden entwickelt. In CHART waren unter Rezvilutamid weder Krampfanfälle noch Grad-3-Fatigue aufgetreten. Die Wissenschaftler:innen sehen die geringere Verteilung des Wirkstoffs im Gehirn als einen Grund für diese Beobachtung.
Quellen:
Gu W et al. Lancet Oncol 2022; DOI: 10.1016/S1470-2045(22)00507-1
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