
Rhythmus im Ohr

Beim pulssynchronen Tinnitus lässt sich, anders als bei seinem nicht-rhythmisch auftretenden Pendant, in der Mehrzahl der Fälle eine spezifische Ursache finden. Um dem Auslöser auf die Spur zu kommen, muss man zunächst die richtigen Fragen stellen. So ist vor allem zu klären, wann die Ohrgeräusche erstmals aufgetreten und ob sie im Verlauf eher gleichbleibend oder möglicherweise zunehmend sind, schreiben Dr. Kazim Narsinh von der University of California in San Francisco und Kollegen. Möglicherweise bessern sich die Beschwerden auch bei bestimmten Bewegungen oder beim Hinlegen.
Auch nach begleitenden Störungen fragen
Zudem sollte man gezielt nach begleitenden Störungen forschen, etwa Hörverlust oder Sehstörungen, Kopfschmerzen, die auch lageabhängig auftreten können, Schwindel sowie psychische Symptome wie Angst oder Depression. Zu eruieren ist zudem, in welchem Ausmaß das Pochen, Brummen oder Rauschen den Alltag der Betroffenen beeinträchtigt.
Generell ist der pulssynchrone Tinnitus, der oft durch einen pathologischen Blutfluss im Bereich der Cochlea ausgelöst wird, von pulsasynchronen Ohrgeräuschen abzugrenzen, heißt es in dem Übersichtsartikel. Ein eher brummender, niederfrequenter Tinnitus ist häufig venös bedingt, während ein hohes, zischendes oder rauschendes Geräusch für eine arterielle Störung spricht. Bei extrem hochfrequenten Tönen, die der Patient als ein Klingeln oder Pfeifen beschreibt, sind die Gefäße dagegen meist nicht beteiligt.
Fällt dem Arzt beim Auskultieren des Schädels im Bereich der venösen Blutleiter ein Körpergeräusch auf, bezeichnet man den Tinnitus als objektivierbar. Die ipsi- und kontralaterale Kompression der zervikalen Gefäße kann die Strömungsgeräusche verstärken oder abschwächen, was bei der Abgrenzung von arteriellen und venösen Ursachen helfen kann.
Ein hochfrequenter pulsatiler Tinnitus über einem Hirnsinus zusammen mit einem tastbaren Puls in einer Arterie der Kopfschwarte sollte ein Alarmzeichen sein: Es besteht der hochgradige Verdacht auf eine durale arteriovenöse Fistel.
Strukturelle, metabolische und vaskuläre Ursachen
Insgesamt lassen sich die Ursachen eines pulsierenden Tinnitus in drei Kategorien zusammenfassen. So können die Ohrgeräusche strukturelle Auslöser haben:
- Tumoren der Schädelbasis (z.B. Paragangliome, Schwannome, Meningeome)
- pathologische Veränderungen des Os temporale (z.B. Bogengang- oder Canalis-caroticus-Dehiszenzen)
Metabolische Ursachen für die pulssynchronen Geräusche können sein:
- ototoxische Medikamente wie Aminoglykoside oder Cisplatin, auch hohe Dosen von Vitamin B6
- Myokloni von Muskeln des Mittelohrs oder weichen Gaumens
- hohes Herzminutenvolumen, etwa bei Klappenschädigung oder infolge von Hyperthyreose oder Anämie
Beispiele für zugrunde liegende vaskuläre Störungen sind:
- Stenosen des Hirnsinus oder der Vena jugularis interna
- durale arteriovenöse Fisteln, Aneurysmen oder Dissektionen
Weitere Untersuchungen beim Spezialisten umfassen eine Audiometrie sowie Schnittbildaufnahmen des Schädels per MRT, gegebenenfalls auch mittels MR-Angiographie. Ist das nicht möglich, kommen CT und CT-Angio zum Einsatz.
Quelle: Narsinh KH et al. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2022; DOI: 10.1001/jamaoto.2021.4470
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).