Rhythmus im Ohr

Dr. Elke Ruchalla

Generell ist der pulssynchrone Tinnitus, der oft durch einen pathologischen Blutfluss im Bereich der ­Cochlea ausgelöst wird, von pulsasynchronen Ohrgeräuschen abzugrenzen. Generell ist der pulssynchrone Tinnitus, der oft durch einen pathologischen Blutfluss im Bereich der ­Cochlea ausgelöst wird, von pulsasynchronen Ohrgeräuschen abzugrenzen. © iStock/aquaArts studio

Beim pulssynchronen Tinnitus lässt sich oft eine spezifische Ursache finden. Bei der Diagnosestellung bilden die sorgfältige Anamneseerhebung und die gezielte klinische Untersuchung die Grundlage für den effizienten Einsatz bildgebender Verfahren.

Beim pulssynchronen Tinnitus lässt sich, anders als bei seinem nicht-rhythmisch auftretenden Pendant, in der Mehrzahl der Fälle eine spezifische Ursache finden. Um dem Auslöser auf die Spur zu kommen, muss man zunächst die richtigen Fragen stellen. So ist vor allem zu klären, wann die Ohrgeräusche erstmals aufgetreten und ob sie im Verlauf eher gleichbleibend oder möglicherweise zunehmend sind, schreiben Dr. ­Kazim ­Narsinh von der University of California in San Francisco und Kollegen. Möglicherweise bessern sich die Beschwerden auch bei bestimmten Bewegungen oder beim Hinlegen.

Auch nach begleitenden Störungen fragen

Zudem sollte man gezielt nach begleitenden Störungen forschen, etwa Hörverlust oder Sehstörungen, Kopfschmerzen, die auch lage­abhängig auftreten können, Schwindel sowie psychische Symptome wie Angst oder Depression. Zu eruieren ist zudem, in welchem Ausmaß das Pochen, Brummen oder Rauschen den Alltag der Betroffenen beeinträchtigt.

Generell ist der pulssynchrone Tinnitus, der oft durch einen pathologischen Blutfluss im Bereich der ­Cochlea ausgelöst wird, von pulsasynchronen Ohrgeräuschen abzugrenzen, heißt es in dem Übersichtsartikel. Ein eher brummender, niederfrequenter Tinnitus ist häufig venös bedingt, während ein hohes, zischendes oder rauschendes Geräusch für eine arterielle Störung spricht. Bei extrem hochfrequenten Tönen, die der Patient als ein Klingeln oder Pfeifen beschreibt, sind die Gefäße dagegen meist nicht beteiligt.

Fällt dem Arzt beim Auskultieren des Schädels im Bereich der venösen Blutleiter ein Körpergeräusch auf, bezeichnet man den Tinnitus als objektivierbar. Die ipsi- und kontralaterale Kompression der zervikalen Gefäße kann die Strömungsgeräusche verstärken oder abschwächen, was bei der Abgrenzung von arteriellen und venösen Ursachen helfen kann.

Ein hochfrequenter pulsatiler Tinnitus über einem Hirnsinus zusammen mit einem tastbaren Puls in einer Arterie der Kopfschwarte sollte ein Alarmzeichen sein: Es besteht der hochgradige Verdacht auf eine durale arteriovenöse Fistel.

Strukturelle, metabolische und vaskuläre Ursachen

Insgesamt lassen sich die Ursachen eines pulsierenden Tinnitus in drei Kategorien zusammenfassen. So können die Ohrgeräusche strukturelle Auslöser haben:

  • Tumoren der Schädelbasis (z.B. Paragangliome, Schwannome, Meningeome) 
  • pathologische Veränderungen des Os temporale (z.B. Bogengang- oder Canalis-caroticus-Dehiszenzen)

Metabolische Ursachen für die pulssynchronen Geräusche können sein:

  • ototoxische Medikamente wie Aminoglykoside oder Cisplatin, auch hohe Dosen von Vitamin B6
  • Myokloni von Muskeln des Mittelohrs oder weichen Gaumens
  • hohes Herzminutenvolumen, etwa bei Klappenschädigung oder infolge von Hyperthyreose oder Anämie

Beispiele für zugrunde liegende vaskuläre Störungen sind:

  • Stenosen des Hirnsinus oder der Vena jugularis interna
  • durale arteriovenöse Fisteln, Aneurysmen oder Dissektionen

Weitere Untersuchungen beim Spezialisten umfassen eine Audiometrie sowie Schnittbildaufnahmen des Schädels per MRT, gegebenenfalls auch mittels MR-Angiographie. Ist das nicht möglich, kommen CT und CT-Angio zum Einsatz.

Quelle: Narsinh KH et al. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg 2022; DOI: 10.1001/jamaoto.2021.4470

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Generell ist der pulssynchrone Tinnitus, der oft durch einen pathologischen Blutfluss im Bereich der ­Cochlea ausgelöst wird, von pulsasynchronen Ohrgeräuschen abzugrenzen. Generell ist der pulssynchrone Tinnitus, der oft durch einen pathologischen Blutfluss im Bereich der ­Cochlea ausgelöst wird, von pulsasynchronen Ohrgeräuschen abzugrenzen. © iStock/aquaArts studio
Vestibuläre Schwannome wie hier im Bereich von Pons und anteriorem Cerebellum können Ohrgeräusche auslösen.
Vestibuläre Schwannome wie hier im Bereich von Pons und anteriorem Cerebellum können Ohrgeräusche auslösen. © Science Photo Library/Science Source/Living Art Enterprises, LLC