Ritlecitinib lässt Haare häufiger nachwachsen

Dr. Judith Lorenz

Man geht davon aus, dass die Ursache der Alopezie im Zusammenbruch des Immunprivilegs der Haarfollikel liegt. Man geht davon aus, dass die Ursache der Alopezie im Zusammenbruch des Immunprivilegs der Haarfollikel liegt. © Михаил Решетников – stock.adobe.com

Schwere Formen der Alopezia areata haben eine ungünstige Prognose. Insbesondere wenn Kopf- oder Körperhaare vollständig ausfallen, besteht kaum Hoffnung, dass es zu einem spontanen Nachwachsen kommt. Und die medikamentösen Optionen sind limitiert.

Von einem Lichtblick berichten Prof. Dr. Brett King von der Abteilung für Dermatologie der Yale University in New Haven und Kollegen. Das Team testete im Rahmen einer an in 18 Ländern durchgeführten Phase-2b-3-Studie (ALLEGRO) den oralen Tyrosinkinasehemmer Ritlecitinib erfolgreich an 718 Erwachsenen und Jugendlichen. 

Man geht davon aus, dass die Ursache der Alopezie im Zusammenbruch des Immunprivilegs der Haarfollikel liegt. Dadurch sind diese den autoreaktiven körper­eigenen Immunzellen schutzlos ausgeliefert. Ritlecitinib hemmt zwei für die Reaktion entscheidende Zytokine (IFN-g und IL-15). Ansatzpunkt für die Blockade sind JAK3 sowie die fünf Tyrosinkinasen aus der TEC-Familie. 

Alle Alopeziepatienten waren mindestens zwölf Jahre alt und litten seit mindestens sechs Monaten (max. zehn Jahre) an einem anhaltenden Verlust von 50 % der Kopfbehaarung oder mehr (SALT-Score 78–93). Sie wurden aufgeteilt auf insgesamt sieben Therapiearme. Bis Woche 24 nahmen sie einmal täglich 10 mg, 30 mg oder 50 mg Ritlecitinib oder Placebo ein. Je nach Arm startete die Therapie mit oder ohne vierwöchige Aufsättigungsphase (200 mg). Nach den ersten 24 Wochen erhielt auch die Placebo­gruppe für 24 Wochen den Wirkstoff (50 mg, ggf. mit Aufdosierung), alle anderen führten die Therapie wie gehabt fort. Insgesamt 104 Patienten brachen die Therapie aus verschiedenen Gründen ab.

Sicher, aber nicht ohne Nebenwirkungen

Im Vergleich zu Placebo führten 30 mg und 50 mg Ritlecitinib – mit und ohne Aufsättigung – nach 24 Wochen zu einer 30 % höheren Ansprechrate gemessen anhand des SALT-Scores (≤ 20). Innerhalb der zweiten 24 Wochen stieg der Anteil der Patienten mit gutem Therapieansprechen weiter. Ritlecitinib wurde insgesamt gut vertragen, allerdings berichteten acht von zehn Patienten über Nebenwirkungen (u.a. Kopfschmerzen und Nasopharyngitis). Schwere kardiovaskuläre Ereignisse, opportunistische Infektionen oder Todesfälle traten nicht auf, heißt es abschließend. In welchem Ausmaß Patienten mit Alopecia areata von dem Wirkstoff profitieren, soll die bereits initiierte Langzeitstudie (ALLEGRO-LT) zeigen.

Quelle: King B et al. Lancet 2023; DOI: 10.1016/S0140-6736(23)00222-2

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