
RSV bedroht auch erwachsene Lungen
RSV ist weltweit einer der bedeutendsten Erreger von Atemwegserkrankungen bei Frühgeborenen, Säuglingen und Kleinkindern. Bis zum Ende des zweiten Lebensjahres haben nahezu alle Kinder mindestens eine RSV-Infektion durchgemacht. Eine langfristige Immunität entsteht nicht, sodass Reinfektionen in jeder Altersstufe und somit auch bei Erwachsenen vorkommen.
Ähnlich wie die Grippe treten RSV-Infektionen zyklisch vor allem zwischen November und April auf. Einziges Reservoir ist der Mensch. Die Übertragung erfolgt überwiegend durch Tröpfcheninfektion über die Konjunktiven und die Nasenschleimhäute. Aber auch kontaminierte Gegenstände und Hände spielen eine wichtige Rolle.
RSV auf Plastik bis zu acht Stunden überlebensfähig
So können RSV z.B. auf Einmalhandschuhen, Stethoskopen und Kunststoffflächen bis zu mehreren Stunden überleben. Infizierte sind evtl. schon am ersten Tag nach der Ansteckung (vor Symptombeginn) und dann über drei bis acht Tage infektiös. Immunsupprimierte sowie Früh- und Neugeborene bringen die Viren oft noch wesentlich länger (Wochen) in Umlauf.
Die klinische Symptomatik reicht von „Schnupfen, Husten, Heiserkeit“ bis hin zu schweren beatmungspflichtigen Lungenaffektionen. Gerade bei Erwachsenen gibt es aber auch asymptomatische Verläufe.
Herz- und Lungenkranke trifft es besonders oft - egal ob jung oder alt
Die meist im Säuglings- und Kleinkindalter erfolgende Primärinfektion geht fast immer mit einer deutlichen klinischen Symptomatik einher, beginnend an den oberen Atemwegen mit Schnupfen, unproduktivem Husten und Pharyngitis. Nach ein bis drei Tagen breitet sich die Infektion dann vor allem bei jungen Säuglingen auf die unteren Atemwege aus. Der Husten wird dabei ausgeprägter und produktiver und es kann zu erhöhter Atemfrequenz, Dyspnoe und expiratorischer Obstruktion mit Giemen kommen.
Frühgeborene und Kinder mit pulmonalen Vorerkrankungen oder Herzfehlern mit vermehrter Lungendurchblutung sind besonders gefährdet. Aber auch Erwachsene mit kardialen und pulmonalen Vorerkrankungen, Immunsuppression, Zustand nach Transplantation oder maligner hämatologischer Erkrankung gelten als Risikopatienten und entwickeln oft schwere Verläufe.
Symptomatische Therapie und strenge Hygiene in der Arztpraxis
Die Therapie ist rein symptomatisch und besteht vor allem in ausreichender Flüssigkeitszufuhr und Freihalten des Nasen-Rachen-Raums. Je nach Zustand des Patienten können Sauerstoffgaben, Atemunterstützung mit CPAP-Maske oder Beatmung erforderlich sein.
Eine Bronchodilatation mit inhalierbarem Adrenalin ist manchmal hilfreich, sollte aber wegen der Hypoxiegefahr immer überwacht werden. Systemische Kortikosteroide können die Akutsymptome verkürzen – inhalative Steroide helfen dagegen nicht. Antibiotika sind nur bei nachgewiesener bakterieller Superinfektion indiziert.
Risikopatienten passiv Immunisieren
Ein aktiver Impfstoff steht noch nicht zur Verfügung. Ausgewählte pädiatrische Risikopatienten können aber während der RSV-Saison mittels einer passiven Immunisierung mit monoklonalen Antikörpern (Palivizumab) geschützt werden.
Der Verbreitung des Virus kann man nur mit der strengen Einhaltung von Hygieneregeln entgegenwirken. Dies gilt vor allem für nosokomiale RSV-Infektionen in Arztpraxen und Krankenhäusern. Medizinisches Personal mit Umgang mit RSV-Infizierten sollte sich mit Kittel, Einmalhandschuhen, Atemschutz und Schutzbrille ausstatten. Eine Meldepflicht für Verdacht, Erkrankung und Tod besteht nicht, das gehäufte Auftreten nosokomialer Infektionen sollte aber dem zuständigen Gesundheitsamt ohne Namensnennung angezeigt werden.
Epidemiologisches Bulletin des Robert Koch-Instituts 2011; 19: 159–163
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