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Respiratorisches Synzytial-Virus: Impfstrategien für Säuglinge und Kleinkinder

Jedes Jahr erkranken weltweit Millionen von Kindern an einem durch das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) verursachten Infekt der unteren Atemwege. Insbesondere Säuglinge im Alter unter sechs Monaten sowie frühgeborene und kardiopulmonal vorbelastete Kinder entwickeln nicht selten schwere, stationär behandlungsbedürftige oder sogar tödliche Verläufe.
Die einzige Möglichkeit, Risikopatienten vor diesen Komplikationen zu schützen, stellt bislang die passive Immunisierung mit Pavilizumab, einem Anti-RSV-Immunglobulin, dar, schreibt Professor Dr. H. Cody Meissner von der Abteilung für Pädiatrische Infektionserkrankungen an der Tufts University in Boston.1 Die Vakzine müsse jedoch monatlich verabreicht werden, verursache hohe Kosten, sei nur mäßig effektiv und begünstige die Entwicklung resistenter Virusstämme.
Passiver Impfstoff wirkt für die Dauer einer Saison
Mit Nirsevimab steht nun ein monoklonaler Antikörper zur Verfügung, der aufgrund seiner langen Halbwertszeit nur einmal verabreicht werden muss.2 Offenbar schützt er gesunde Frühgeborene über eine ganze RSV-Saison hinweg vor einer Infektion sowie einem hierdurch bedingten Krankenhausaufenthalt. Im Rahmen einer in 23 Ländern durchgeführten randomisierten Studie beobachteten Wissenschaftler um Dr. M. Pamela Griffin bei nahezu 1000 geimpften Kindern im Vergleich zu Placebo eine um 70 % bzw. 78 % geringere Inzidenz dieser beiden Endpunkte.
Auch eine gegen beide F-Protein-Konformationen des RSV gerichtete Nanopartikel-Vakzine zeigte kürzlich in einer weltweiten, randomisierten Untersuchung erste vielversprechende Ergebnisse.3 Mehr als 3000 Schwangere mit einem errechneten Entbindungstermin zu Beginn der RSV-Saison erhielten die einmalige aktive Immunisierung zwischen der 28. und 36. Gestationswoche.
Obwohl die virusspezifischen neutralisierenden Antikörper transplazentar auf die Kinder übergingen, schützten sie nicht im erwarteten Ausmaß vor einer klinisch relevanten Atemwegsinfektion innerhalb der ersten drei Lebensmonate. Die Effektivität lag nur bei 39 %, schreiben Dr. Shabir A. Madhi von der University of the Witwatersrand in Südafrika und Kollegen. Allerdings mussten die Kinder der geimpften Mütter im Vergleich zu den Kontrollen deutlich seltener stationär behandelt werden und sie erlitten während einer Infektion seltener eine schwere Hypoxämie, was in weiteren Studien genauer untersucht werden muss.
Man rechnet mit baldiger „Entschärfung“ des Virus
Es besteht eine realistische Chance auf eine baldige „Entschärfung“ des RS-Virus, schätzt Prof. Meissner. Angesichts der Ergebnisse der beiden Studien gibt er sich zuversichtlich, dass in absehbarer Zeit wirksame passive und/oder aktive Immunisierungsstrategien zur Prävention der Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus zur Verfügung stehen werden.
Quellen:
1. Meissner HC. N Engl J Med 2020; 383: 487-488; DOI: 10.1056/NEJMe2021648
2. Griffin MP et al. A.a.O.: 415-425; DOI: 10.1056/NEJMoa1913556
3. Madhi SA et al. A.a.O.: 426-439; DOI: 10.1056/NEJMoa1908380
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