COX-1-Hemmer brachten Analgetika-Asthma in Gang

Dr. Elke Ruchalla

NSAR gehen zwar in vielen Fällen einfach so over the counter, sind aber alles andere als harmlos.. NSAR gehen zwar in vielen Fällen einfach so over the counter, sind aber alles andere als harmlos.. © peopleimages.com - stock.adobe.com

Bei der Ursachensuche für chronische Entzündungen der Atemwege denkt man vermutlich nicht in erster Linie an antiinflammatorische Analgetika. Sollte man aber, wie der Fall einer jungen Patientin zeigt.

Eine 36-jährige Frau suchte wegen Husten, Schnupfen, Thoraxschmerzen v.a. bei Inspiration und allgemeinem Schwächegefühl die Notfallambulanz auf. Außerdem litt sie seit sechs Wochen unter anhaltenden Kopfschmerzen, weshalb sie immer wieder ASS oder Ibuprofen schluckte. Dazu berichtete sie, in den zurückliegenden zwei Wochen drei Tage lang Azithromycin eingenommen zu haben, das man ihr wegen eines produktiven Hustens verordnet hatte. Von einem nachgewiesenen bakteriellen Erreger wusste sie nichts.

Bei der körperliche Untersuchung stellten Rafael Pereira Marques von der Klinik für Innere Medizin am Kantonsspital Münsterlingen und Kollegen einen insgesamt verminderten Allgemeinzustand und ein endexspiratorisches Giemen fest. Die übrigen Organsysteme zeigten sich unauffällig. Der Röntgen-Thorax und die Analyse der arteriellen Blutgase blieben ohne pathologischen Befund.

Daraufhin gruben die Schweizer in der Anamnese ein bisschen tiefer und erfuhren, dass die junge Frau in den letzten vier Jahren immer wieder unter Nebenhöhlenentzündungen gelitten hatte. Da diese sich trotz Steroide – systemisch und nasal – nicht bessern wollten, hatte der Hausarzt die Frau vor einigen Monaten zu einem Kollegen aus der HNO überwiesen. Der fand nasale Polypen und im Labor bis auf eine mäßig erhöhte CRP-Konzentration und eine Eosinophilie im Differenzialblutbild nichts weiter Aufregendes. Von einem der Polypen hatte er jedoch eine Gewebeprobe genommen. Anhand des Bioptats diagnostizierte die Pathologie eine akute ulzerative Entzündung mit Infiltraten eosinophiler Granulozyten.

Was bei der AERD passiert

Bei einer AERD ist der Arachidonsäurestoffwechsel gestört. Dadurch reichern sich proinflammatorische Zytokine an und führen zu einer chronischen Entzündung der Atemwege. Nehmen Patienten in dieser Situation starke COX-1-Hemmer (z.B. ASS, Ibuprofen), verstärkt sich das Ungleichgewicht zwischen entzündlichen und antientzündlichen Botenstoffen, Mastzellen werden aktiviert und es entwickeln sich die geschilderten Symptome. Muss es also ein Schmerzmittel sein, sind Paracetamol, Metamizol oder COX-2-Hemmer angezeigt.

Samter-Trias aus Sinusitis, Asthma und ASS-Intoleranz

Die nun behandelnden Ärzte tippten in der Gesamtschau der Befunde auf eine AERD*. Bei dieser auch NERD**, Analgetika-Asthma oder Morbus Widal genannten Erkrankung treffen im Sinne der Samter-Trias drei Diagnosen zusammen:

  • chronische Rhinosinusitis mit Polyposis nasi
  • Asthma bronchiale
  • Unverträglichkeit von nicht-steroidalen Antirheumatika (z.B. ASS)

Die Kollegen verschrieben systemische Steroide und ließen die topische Therapie weiterlaufen. Zusätzlich erhielt die Patientin inhalative Steroide in Kombination mit einem lang wirksamen Betamimetikum, worauf sich die Beschwerden besserten. Unglücklicherweise blieb es nicht dabei: Im Verlauf nahmen Eosinophilie und Dyspnoe erneut zu, die Thorax-CT zeigte Anzeichen einer atypischen Pneumonie. Daher setzten die Kollegen nun Levofloxacin plus 50 mg Prednison über fünf Tage ein. Zur Langzeitbehandlung erhielt die Patientin den IL-4/13-Hemmer Dupilumab. Für Patienten, bei denen eine ASS-Einnahme etwa wegen KHK oder rheumatischer Erkrankungen unvermeidlich ist, kommt alternativ eine ASS-Desensibilisierung in Betracht, so die Autoren.

* aspirin-exacerbated respiratory disease

** non-steroidal antirheumatics-exacerbated respiratory disease

Pereira Marques R et al. Swiss Med Forum 2024; 24: 172-174; DOI: 10.4414/smf.2024.1175444177

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