Experten empfehlen Immunisierung auch für Jüngere mit Vorerkrankungen

Dr. Anne Benckendorff

Die Nebenwirkungen der neuen Impfstoffe entsprechen denen, die man von anderen gegen respiratorische Viren gerichteten Vakzinen kennt. Die Nebenwirkungen der neuen Impfstoffe entsprechen denen, die man von anderen gegen respiratorische Viren gerichteten Vakzinen kennt. © MargJohnsonVA – stock.adobe.com

Infektionen mit dem respiratorischen Synzytial-Virus verursachen bei vulnerab­len Erwachsenen eine hohe Krankheitslast. Seit Kurzem stehen zwei Impfstoffe zur Verfügung. Deren Zulassung ist allerdings auf Personen ab 60 Jahren beschränkt. Das reicht nicht aus, meinen deutsche Fachgesellschaften.

Im Jahr 2015 waren in Industrienationen schätzungsweise 1,5 Millionen Atemwegsinfektionen bei Erwachsenen über 65 Jahre auf das respiratorische Synzytial-Virus (RSV) zurückzuführen. Doch mangels eines  geeigneten Praxistests werden sie meist nicht nachgewiesen, heißt es in einem Positionspapier verschiedener Fachgesellschaften unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin.

Bei älteren sowie vorerkrankten Menschen kann die RSV-Infektion einen schweren Verlauf nehmen und/oder zu Komplikationen der Grund­erkrankung führen. Dies betrifft Patienten mit

  • hämato-onkologischer Erkrankung (z.B. Leukämie, Multiples Myelom),
  • kardiovaskulärer Erkrankung,
  • chronisch pneumologischer Erkrankung oder
  • Immunsuppression (z.B. aufgrund von systemischen Glukokortikoiden, Z.n. Transplantation, Neutropenie < 500/μl, Lymphopenie < 200/μl, Immunglobulinmangel).

Hinsichtlich Morbidität und Mortalität steht eine RSV-assoziierte Pneumonie, die eine stationäre Behandlung erforderlich macht, den durch Influenza oder Pneumokokken ausgelösten Lungenentzündungen in nichts nach. Zusätzlich steigt infolge einer akuten RSV-Infektion das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse, insbesondere bei Patienten mit entsprechenden Risikofaktoren.

Zwei Vakzinen mit hoher Schutzwirkung

Die Therapie einer akuten RSV-Infektion bei Erwachsenen erfolgt rein symptomatisch. Spezifische Anti­körperpräparate zur Behandlung gibt es nicht. Im Sommer 2023  wurden zwei RSV-Impfstoffe von der EMA zugelassen. Beide erreichten in multizentrischen, randomisierten Studien einen hohen Schutz vor RSV-Infektionen:

Der Impfstoff Arexvy® enthält zusätzlich zum präfusionsstabilisierten F-Protein das Adjuvans AS01E. Er wurde in einer Studie mit rund 25.000 Personen ≥ 60 Jahren untersucht, von denen jeweils die eine Hälfte randomisiert den Impfstoff oder Placebo erhielt. Bis zum Ende der RSV-Saison traten in der Verumgruppe 7 und in der Placebogruppe 40 RSV-Erkrankungen auf. Daraus ergab sich eine Effektivität der Vakzine von 82,6 %. Schwere RSV-Infektionen wurden in 1 vs. 17 Fällen beobachtet (Effektivität 94,1 %).

Der Impfstoff Abrysvo® enthält präfusionsstabilisiertes F-Protein A und B, ist also bivalent, kommt jedoch ohne Adjuvans aus. Er wurde bei rund 37.000 Personen ≥ 60 Jahre untersucht, ebenfalls gegen Placebo. Es kam zu 11 bzw. 33 Infektionen, die mit mindestens zwei Symptomen (Husten, Keuchen, Sputumproduktion, Kurzatmigkeit, Tachypnoe) einhergingen. Dies sprach für eine Effektivität von 66,7 %. Was Infektionen mit drei und mehr Symptomen anging, erreichte er 85,7 % (2 vs. 14 Erkrankungen).

Die Nebenwirkungen der neuen Impfstoffe entsprechen denen, die man von anderen gegen respiratorische Viren gerichteten Vakzinen kennt, schreiben die Autoren des Positionspapiers. Sie bedauern, dass beide derzeit nur für Personen ≥ 60 Jahre zugelassen sind, denn auch jüngere Menschen mit Vorerkrankungen könnten von ihnen profitieren. Sowohl für Arexvy® als auch für Abrysvo® muss im Einzelfall ein Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse gestellt werden. Der Preis liegt bei 213,57 Euro pro Einzeldosis.

Quelle: Positionspapier zur RSV-Schutzimpfung bei besonders gefährdeten Patientinnen und Patienten, Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin e.V.

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