Respiratorisches Synzytial-Virus: Dritthäufigste virale Ursache für einen stationären Aufenthalt

Kathrin Strobel

So mancher Influenza-Todesfall geht in Wahrheit auf das Konto von RSV. So mancher Influenza-Todesfall geht in Wahrheit auf das Konto von RSV. © Kateryna_Kon – stock.adobe.com

Wenn es im Wartezimmer im Winter schnieft und hustet, denken vermutlich die Wenigsten an das RS-Virus. Dabei ist der Erreger für immerhin ein Achtel aller ärztlich behandelten akuten Atemwegserkrankungen verantwortlich.

Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) ist ein weltweit vorkommender Erreger, der zu Erkrankungen der oberen und unteren Atemwege führt. Die Infektionen treten saisonal auf und erreichen ihren Gipfel meist zwischen Dezember und Januar. In tropischen Gefilden gibt es die meisten Krankheitsfälle in der Regenzeit. Meist alternieren die beiden existierenden Genotypen A und B: In der einen Saison überwiegt der eine, in der darauffolgenden der andere, schreiben Dr. Hannah­ H. Nam­ und Professor Dr. Michael­ G. Ison­ von der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago.

Obwohl ein Großteil der Fälle im Säuglings- und Kleinkindalter auftritt, wird den RSV-Infektionen eine immer größere Bedeutung auch bei Atemwegserkrankungen von Erwachsenen zugeschrieben. Tatsächlich ist das Virus für etwa 12 % aller medizinisch behandelten akuten respiratorischen Erkrankungen verantwortlich und die dritthäufigste virale Ursache für stationäre Aufnahmen.

RSV-Infektion verschärft die Herzinsuffizienz

Vermutlich geht auch ein nicht unerheblicher Teil der in der Vergangenheit der Influenza zugeschriebenen Todesfälle auf das Konto des RNA-Virus, zumal sich die Symptome ähneln. Sie reichen von leichtem Schnupfen über Giemen bis hin zur Atemnot. Fieber kommt im Rahmen von RSV-Infektionen seltener vor. Bei Patienten, die an COPD oder Asthma leiden, kann eine Infektion mit dem Virus Ex­azerbationen auslösen. Zudem sind rund 5 % der Herzinsuffizienzfälle in den Wintermonaten auf RSV-Infektionen zurückzuführen.

Übertragung auch durch kontaminierte Gegenstände

Die Übertragung erfolgt durch Tröpfchen von Mensch zu Mensch. Da das Virus über mehrere Stunden auf Oberflächen und Händen überleben kann, ist auch eine Infektion über Kontakt mit kontaminierten Gegenständen möglich.

Diese Faktoren erhöhen das Risiko für schwere Verläufe

  • Down-Syndrom
  • Immunschwäche bzw. -suppression
  • vorbestehende Lungenerkrankung
  • Herzerkrankungen
  • bakterielle Koinfektionen
  • Rauchen
  • Lymphopenie
  • hohes Alter
  • Gebrechlichkeit
  • Leben in einer Pflegeeinrichtung
  • Leben in großer Höhe
  • bestimmte genetische Faktoren (z.B. Polymorphismen in spezifischen Interleukinen und deren Rezeptoren)

Die Diagnosesicherung gelingt in der Regel via Nasopharyngealabstrich und Reverse-Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion. Mit den meisten verfügbaren Tests lassen sich nicht nur RSV von anderen respiratorischen Viren abgrenzen, sondern auch die verschiedenen RSV-Serotypen unterscheiden. Im CT von Erkrankten sind für gewöhnlich pulmonale Lungenherde zu sehen, im Röntgenthorax gegebenenfalls Veränderungen, die mit einer Pneumonie vereinbar sind. Die Behandlung von Erwachsenen beschränkt sich derzeit auf supportive Maßnahmen. Zum Einsatz kommen Bronchodilatatoren, Sauerstoffgabe, intravenöse Flüssigkeitstherapie und fiebersenkende Mittel. Zur Behandlung von Kindern ist Ribavirin als Aerosol zugelassen. Bei stammzell- oder lungentransplantierten Erwachsenen wird der Wirkstoff jedoch ebenfalls angewandt, wenngleich die Studienlage hierzu widersprüchlich und relativ dünn ist. Zur Therapie und Prophylaxe bei Kindern kann zudem der monoklonale Antikörper Palivizumab eingesetzt werden – am wirksamsten ist die Kombination mit Ribavirin, die auch bei Erwachsenen nach Transplantation angewandt wird. Die Studienlage lässt hierfür ebenfalls keine abschließende Bewertung zu, betonen die US-amerikanischen Kollegen. Neben den genannten bereits zugelassenen Medikamenten befinden sich derzeit verschiedene Wirkstoffe in der Entwicklung.

Quelle: Nam HH, Ison MG. BMJ 2019; 366: l5021; DOI: 10.1136/bmj.l5021

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So mancher Influenza-Todesfall geht in Wahrheit auf das Konto von RSV. So mancher Influenza-Todesfall geht in Wahrheit auf das Konto von RSV. © Kateryna_Kon – stock.adobe.com