Parkinsonpatienten entwickeln häufig auch respiratorische Funktionsstörungen

Dr. Angelika Bischoff

Häufig treten bei einer Parkinson-Erkrankung auch Probleme bei der Atmung auf. (Agenturfoto) Häufig treten bei einer Parkinson-Erkrankung auch Probleme bei der Atmung auf. (Agenturfoto) © RFBSIP – stock.adobe.com

Seit der ersten Beschreibung des M. Parkinson weiß man, dass die Kranken auch respiratorische Symptome haben. Deren Prävalenz scheint aber unterschätzt. Ein aktuelles Review verdeutlicht, wie wichtig es ist, diese Beschwerden zu erkennen und adäquat zu behandeln.

Respiratorische Einschränkungen finden sich bei Parkinson-Kranken bisweilen bereits in frühen, sogar asymptomatischen Stadien, schreiben Dr. Andrea D’Arrigo vom Aldo Ravelli Center der Universität Mailand und Mitarbeiter. Obstruktive und restriktive Muster sowie Störungen der zentralen Steuerung sind beschrieben. Insgesamt korrelieren respiratorische Symptome mit motorischen Scores.

Zwei Muster von obstruktiven Symptomen

Die Angaben zur Prävalenz obstruktiver Symptome der oberen Atemwege in der Literatur schwanken zwischen 7 % und 67 %. Nicht nur Dyspnoe, sondern auch Hypophonie, brüchige Stimme oder Stridor können darauf hinweisen. Spirometrische und endoskopische Untersuchungen haben zwei verschiedene Muster der obstruktiven Symptome identifiziert:

  • regelmäßige Beschleunigungen und Verlangsamungen des Atemflusses, die die generelle Fluss-Volumen-Kurve in einer Handtremor-ähnlichen Frequenz überlagern.
  • abrupte unregelmäßige Flussveränderungen bis hin zu Stopps infolge von abnormen und ruckartigen Bewegungen glottischer und supraglottischer Strukturen, die zu intermittierendem Verschluss der Atemwege führen.

Wahrscheinlich reflektieren beide Muster periphere motorische Störungen als Folge der Dysfunktionen von Basalganglien.

Assoziiert sind diese obstruktiven Symptome offenbar mehr mit Bradykinesie als mit Rigidität und Tremor. Obstruktive Störungen der tiefen Atemwege korrelieren dagegen mehr mit Rigidität oder Freezing.

Für restriktive respiratorische Symptome werden Prävalenzen zwischen 28 % und 94 % angegeben. Pathogenetisch hat offenbar eine Dysautonomie Bedeutung. Auch Nebenwirkungen von Ergot-Derivaten kommen infrage. Eine Korrelation mit Bradykinesie, Rigidität und Tremor besteht wohl nicht.

Zentraler Auslöser

Die Deposition von α-Synuclein beginnt im kaudalen Hirnstamm, der auch Strukturen enthält, die der respiratorischen Kontrolle dienen. Deshalb kann die Neurodegeneration sehr früh direkt Ventilationsprobleme verursachen. Das bestätigen Befunde, nach denen schon im Frühstadium des Morbus Parkinson eine reduzierte Chemosensitivität auf Hypoxie oder eine abnormale ventilatorische Antwort auf CO2 besteht. Durch die rasche Beteiligung des Hirnstamms könnte sich auch eine Dysfunktion medullärer re­spiratorischer Zentren entwickeln.

Zur Häufigkeit der obstruktiven Schlafapnoe gibt es widersprüchliche Ergebnisse. Manche Untersuchungen weisen auf ein vermehrtes Auftreten bei Parkinson-Patienten hin, andere auf ein vermindertes. Anti-Parkinson-Medikamente bieten nach den Resultaten der meis­ten Untersuchungen Schutz vor respiratorischem Versagen. Levodopa zeigt bei Hunden eine Steigerung der inspiratorischen Muskelfunktion, von Dopamin kennt man das nicht, es stärkt aber bei COPD-Kranken die Zwerchfellfunktion, zudem könnte sein positiver Effekt auf die Atmung auf einer zentral bedingten verbesserten Muskelkoordination beruhen. Indirekt weist auf den positiven Effekt von Dopamin auch die Beobachtung hin, dass das Risiko für ein akutes Atemversagen steigt, wenn die Medikation beendet wird. Außerdem scheinen dopaminerge Substanzen eine Schlüsselrolle zu spielen in der Umkehr restriktiver Veränderungen. Obstruktive Veränderungen sprechen weniger darauf an. Andererseits kann Levodopa Zwerchfell-Dyskinesien mit Dyspnoe induzieren. Pneumologische und neurologische Dysfunktionen gehen beim M. Parkinson Hand in Hand. Lungenfachärzte sollten deshalb wissen, dass Atemwegssymptome bei solchen Patienten direkt mit der neurologischen Erkrankung zusammenhängen können. Spirometrische Veränderungen, die schon im Frühstadium zu beobachten sind, sprechen eventuell auf eine dopaminerge Stimulation besser an als auf konventionelle inhalative Medikamente.

Dopaminerge Stimulation mit Training kombinieren

Für Neurologen gilt, dass sie bei ihren Parkinson-Patienten respiratorische Beschwerden mit im Auge behalten müssen. Durch dopaminerge Stimulation und respiratorische Trainingsprogramme lassen sich diese Symptome und damit die Lebensqualität deutlich verbessern.

Quelle: D’Arrigo A et al. ERJ Open Res 2020; 6: 00165-2020; DOI: 10.1183/23120541.00165-2020

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