Gleich zwei Wirkstoffe fallen in Phase-2-Studien durch

Joachim Retzbach

Nach 52 Wochen fand sich im MDS-UPDRS kein signifikanter Effekt der Antikörpertherapie gegenüber Placebo. Nach 52 Wochen fand sich im MDS-UPDRS kein signifikanter Effekt der Antikörpertherapie gegenüber Placebo. © sakurra- stock.adobe.com

Für das Parkinson-Syndrom gibt es bislang keine kausale Therapie. Große Hoffnungen setzten Forscher auf zwei monoklonale Antikörper: Prasinezumab und Cinpanemab.

Beide binden an Alpha-Synuclein-Aggregate, was deren Akkumulation reduzieren und das Fortschreiten des Parkinson herauszögern soll. Nun wurden die Ergebnisse von jeweils einer Phase-2-Studie zu den Antikörpern publiziert.

Eine Arbeitsgruppe um Dr. ­Gennaro ­Pagano, Roche Innovation Center, Basel, untersuchte 316 Patienten mit beginnender Parkinsonkrankheit. D.h. bei ihnen lag ein Stadium I oder II nach Hoehn und Yahr mit streng einseitiger Erkrankung und allenfalls geringer funktioneller Beeinträchtigung oder beidseitiger Symptomatik ohne Haltungsinstabilität vor.

Alle vier Wochen erhielten 211 der Teilnehmer Prasinezumab ­i.v. in zwei verschiedenen Dosierungen (1.500 mg oder 4.500 mg). 105 bekamen dagegen nur Placebo. Primärer Endpunkt war die Veränderung im MDS-UPDRS*. Als einen der sekundären Endpunkte definierten die Studienautoren die mittels SPECT ermittelten Dopamintransporterspiegel im Putamen ipsilateral zu der am stärksten betroffenen Körperhälfte. 

Kaum Unterschiede im MDS-UPDRS

Am Ende des Beobachtungszeitraums von 52 Wochen fand sich kein signifikanter Unterschied in der Symptomscoreentwicklung zwischen den drei Therapiegruppen. Unter Placebo war er von im Mittel 32,0 auf 41,6 angestiegen, unter den beiden Antikörperdosierungen von 31,5 auf 38,9 bzw. von 30,8 auf 39,6. Auch in der Bildgebung ließ sich  kein Vorteil der Prasinezumabtherapie erkennen.

In einer methodisch ähnlichen Phase-2-Studie untersuchten Prof. Dr. ­Anthony ­Lang von der University of Toronto und Kollegen die Effektivität des zweiten Wirkstoffkandidaten. Teilnehmer waren 357 Parkinsonpatienten, die auf der modifizierten Skala nach Hoehn­ und Yahr maximal das Stadium 2,5 erreichten (leichte beidseitige Symptomatik; beim Zugtest kann das Gleichgewicht wiederhergestellt werden). Sie bekamen alle vier Wochen i.v. entweder Placebo oder Cinpanemab in verschiedenen Dosierungen. Nach 52 Wochen fand sich im MDS-UPDRS kein signifikanter Effekt der Antikörpertherapie gegenüber Placebo. Nach 72 Wochen wurde die Studie wegen mangelnder Wirksamkeit vorzeitig abgebrochen.

„Mehr als enttäuschend“ findet Dr. ­Alan ­Whone vom Bristol Brain Center die Ergebnisse der beiden Arbeiten. Die Suche nach monoklonalen Antikörpern zur Behandlung der frühen Parkinsonkrankheit steckt damit laut dem Experten in einer Sackgasse. Komplett vom Tisch sind für ihn die Substanzen aber nicht: Immerhin waren beide Wirkstoffe relativ sicher und riefen keine starken Immunreaktionen hervor. Dr. Whone hält es zumindest für denkbar, dass die Antikörper in Studien mit einer wesentlich längeren Behandlungsdauer doch eine Schutzwirkung erzielen, oder dass sie sich in Prodromalphasen der Erkrankung doch als nützlich erweisen werden.

*    Movement Disorder Society–Unified Parkinson’s Disease Rating Scale

Quellen: 1. Pagano G et al. N Engl J Med 2022; 387:421-432;  DOI: 10.1056/NEJMoa2202867 / 2.    Lang AE et al. N Engl J Med 2022; 387:408-420;  DOI: 10.1056/NEJMoa2203395 / 3.    Whone A. N Engl J Med 2022; 387: 408-420; DOI:10.1056/NEJMe2207681

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Nach 52 Wochen fand sich im MDS-UPDRS kein signifikanter Effekt der Antikörpertherapie gegenüber Placebo. Nach 52 Wochen fand sich im MDS-UPDRS kein signifikanter Effekt der Antikörpertherapie gegenüber Placebo. © sakurra- stock.adobe.com