S-1 lässt japanische Patient:innen länger leben

Josef Gulden

Studien prüfen, ob die adjuvante Chemotherapie mit S-1 sich auch positiv auf europäische und amerikanische Patient:innen mit Gallenwegstumoren übertragen lassen.
Studien prüfen, ob die adjuvante Chemotherapie mit S-1 sich auch positiv auf europäische und amerikanische Patient:innen mit Gallenwegstumoren übertragen lassen. © magicmine – stock.adobe.com

Die adjuvante Chemotherapie mit S-1 verbesserte in einer japanischen Studie das Gesamtüberleben von Erkrankten mit Gallenwegstumoren im Vergleich zu einer Beobachtung. Unklar ist, ob sich die Ergebnisse auch auf europäische und amerikanische Patient:innen übertragen lassen.

Die chirurgische Resektion ist die einzige potenziell kurative Therapie für lokal begrenzte maligne Gallenwegstumoren. Es besteht jedoch ein hohes Rezidivrisiko, insbesondere im Fall einer Lymphknoteninvasion oder von positiven Resektionsrändern. Die Fünf-Jahres-Überlebensraten betragen 30–50 %. Capecitabin gilt als eine Art Standard in der adjuvanten Situation, auch wenn der Überlebensbenefit in der BILCAP-Studie mit median 51,1 Monaten vs. 36,4 Monaten nicht-signifikant ausgefallen war. Die adjuvante orale Chemotherapie mit S-1, bestehend aus Tegafur, Gimeracil und Oteracil, hatte das Überleben von Patient:innen mit Pankreas- und Magenkarzinomen verlängert. Japanische Kolleg:innen um Dr. ­Kohei ­Nakachi, Tochigi Cancer Center in Utsunomiya, evaluierten die Behandlung nun in einer Phase-3-Studie auch bei Gallenwegstumoren.

Japanische Definition

Die Gallenwege bestehen aus intra- und extrahepatischem Gallengang, Gallenblase und der Vaterschen Ampulle. In der japanischen Klassifikation zählen Tumoren des intrahepatischen Gallengangs zu den primären Lebertumoren.

440 Personen mit resezierten Tumoren der Stadien T2–4, N0, M0 oder T1–4, N1, M0 wurden randomisiert zu einer Beobachtung oder zu adjuvant vier vierwöchigen Zyklen S-1 (je nach Körperoberfläche 40, 50 oder 60 mg zweimal täglich), getrennt jeweils durch eine zweiwöchige Pause. Primärer Endpunkt war das Gesamtüberleben in der Intention-to-treat-Population. Nach einem medianen Follow-up von 45,4 Monaten betrug das Drei-Jahres-OS in Kontrolle vs. Prüfarm 67,6 % vs. 77,1 % (HR 0,69; p = 0,0080). Das rezidivfreie Überleben nach drei Jahren verbesserte sich numerisch von 50,9 % auf 62,4 % (HR 0,80; p = 0,088); für den Zeitraum danach liegen noch nicht genügend Daten vor, sodass eine finale Analyse nach fünf Jahren geplant ist. Die Ergebnisse ähnelten sich in allen untersuchten Subgruppen. Als zahlenmäßig wichtigste Nebenwirkungen vom Grad 3 oder 4 detektierten die Forschenden im S-1-Arm Neutropenien (14 %) und Infektionen der Gallenwege (7 %).

Adjuvante Chemotherapie als neuer Standart?

Auch wenn für eine endgültige Beurteilung längerfristige Daten wünschenswert wären, so die Autor:innen, lege vor allem das verlängerte OS nahe, dass sich die adjuvante Chemotherapie mit S-1 zumindest bei asiatischen Personen mit resezierten Gallenwegskarzinomen als Standard anbieten könnte. Europäische und amerikanische Patient:innen unterscheiden sich hinsichtlich der Pharmakokinetik und Toxizität von S-1, insbesondere im Hinblick auf das Auftreten von Diarrhöen, die eine Dosisanpassung erforderlich machen könnten.

Quelle:
Nakachi K et al. Lancet 2023; 401: 195-203; DOI: 10.1016/S0140-6736(22)02038-4

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Studien prüfen, ob die adjuvante Chemotherapie mit S-1 sich auch positiv auf europäische und amerikanische Patient:innen mit Gallenwegstumoren übertragen lassen.
Studien prüfen, ob die adjuvante Chemotherapie mit S-1 sich auch positiv auf europäische und amerikanische Patient:innen mit Gallenwegstumoren übertragen lassen. © magicmine – stock.adobe.com