
Sacituzumab Govitecan mit OS-Vorteil bei HR+/HER2- metastasiertem Brustkrebs

Das gegen TROP2 gerichtete Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Sacituzumab Govitecan (SG) ist zugelassen für die Therapie von Patient:innen mit vorbehandeltem metastasiertem triple-negativem Mammakarzinom. Aktuelle Daten unterstreichen das therapeutische Potenzial der Substanz auch beim fortgeschrittenen HR+/HER2- metastasierten Brustkrebs und schließen möglicherweise eine therapeutische Lücke, betonte Dr. Dr. Meritxell Bellet, Vall D’Hebron Hospital, Instituto de Oncologica, Barcelona, als sie die Ergebnisse der TROPiCS-02-Studie kommentierte.1 Die Teilnehmenden waren unter anderem mit einem CDK4/6-Inhibitor und mit Taxanen vorbehandelt und galten als endokrinresistent. Für die metastasierte Erkrankung hatten sie mindestens zwei und median drei Chemotherapie-Linien erhalten. In dieser Situation seien die Optionen sehr begrenzt, so die Referentin.
Die Auswertung zum primären Endpunkt, dem progressionsfreien Überleben, hatte seinerzeit einen statistisch signifikanten Vorteil für SG gegenüber einer Chemotherapie nach Wahl der Ärztin/des Arztes ergeben (HR 0,66; p < 0,001), berichtete Prof. Dr. Hope S. Rugo, Helen Diller Family Comprehensive Cancer Center, University of California, San Francisco. Mittlerweile liegen die Ergebnisse einer zweiten geplanten Interimsanalyse vor. Darin zeigte sich mit 14,4 Monaten versus 11,2 Monaten auch ein statistisch signifikanter OS-Benefit für das Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (HR 0,79; p = 0,020) sowie eine deutlich höhere 1-Jahres-Überlebensrate (61 % vs. 47 %). Der OS-Vorteil bestätigte sich für die prädefinierten Subgruppen, inklusive der Personen mit mindestens drei zytostatischen Vortherapien in der metastasierten Situation sowie jenen mit viszeralen Metastasen.
Signifikante Wirksamkeitsvorteile für SG zeigten sich auch mit 21 % vs. 14 % im Hinblick auf die objektive Ansprechrate (Odds Ratio 1,63; p = 0,035) und die klinische Benefitrate (34 % vs. 22 %; OR 1,80; p = 0,003), welche Teilnehmende mit einer Krankheitsstabilisierung über mind. sechs Monate einschließt.
Auch bei HER2low wirksam
Sacituzumab Govitecan wirkte unabhängig vom immunhistochemisch bestimmten HER2-Status, berichtete Prof. Dr. Frederik Marmé, Universitätsklinik Mannheim der Universität Heidelberg, der eine retrospektive Post-hoc-Subgruppenanalyse zur TROPiCS-02-Studie vorstellte. Danach erreichten sowohl die Patient:innen mit HER2low-Expression (IHC1+ bzw. IHC2+/ISH-) als auch jene mit immunhistochemisch HER2 IHC0 metastasiertem Mammakarzinom jeweils ähnliche Vorteile im SG-Arm wie die Intent-to-treat-Population.
Quellen:
Marmé F et al. ESMO 2022; Abstract 214MOS
Auch intensiv vortherapierte Erkrankte lassen sich mit dem Antikörper-Wirkstoff-Konjugat sicher behandeln, so Prof. Rugo. Die Untersuchungen zur gesundheitsbezogenen Lebensqualität anhand des EORTC-Fragebogens (EORTC-QLQ-C30) unterstreichen dies. Unter SG dauerte es signifikant länger, bis sich der allgemeine Gesundheitszustand (HR 0,75; p = 0,006) und eine Fatigue-Symptomatik (HR 0,73; p = 0,002) verschlechterten.
Laut Prof. Rugo ist SG eine wichtige neue Therapie für intensiv vorbehandelte Patient:innen mit HR+/HER2- metastasiertem Mammakarzinom und endokriner Resistenz. Auch Dr. Bellet sprach von klinisch bedeutsamen Wirksamkeitsvorteilen gegenüber dem Chemotherapie-Arm. Die klinische Implementierung von SG in den Behandlungsalgorithmus des HR+/HER2- metastasierten Mammakarzinoms werfe jedoch Fragen auf, z.B. die Abgrenzung zum gegen HER2 gerichteten Antikörper-Wirkstoff-Konjugat Trastuzumab-Deruxtecan, das ebenfalls bei HER2low-Expression wirke. Offen sei die Frage potenzieller Biomarker, um Patient:innen adäquat zu selektieren.
Quellen:
1. Bellet M. ESMO 2022; Proffered Paper session: Breast cancer, metastatic
2. Rugo HS et al. ESMO 2022; Abstract LBA76
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).
