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SARS-CoV-2-Varianten haben großen Einfluss auf den weiteren Pandemieverlauf

Als medizinhistorische Premiere bezeichnete Professor Dr. Christoph Sarrazin vom St. Josefs-Hospital Wiesbaden die Gesamtstrategie zur Eindämmung der SARS-CoV-2-Pandemie. „Es ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, wie es die Menschheit geschafft hat, in so kurzer Zeit einen Großteil ihrer Ressourcen in der Forschung zu nutzen“, betonte er. Es sei beeindruckend und beruhigend, wie viel man nach nur einem Jahr über das Virus wisse.
Dabei erweist sich SARS-CoV-2 als komplex – und das sieht man nicht zuletzt an der Therapie. So sind zu verschiedenen Zeitpunkten im Verlauf der Erkrankung unterschiedliche Behandlungsstrategien angezeigt. Während anfangs vor allem (unspezifische) antivirale Medikamente eingesetzt werden, braucht es in fortgeschrittenen Phasen antiinflammatorisch wirkende Substanzen. Daneben kommen Antikoagulanzien und seit Neuestem auch Antikörper zum Einsatz. Ob sich Colchicin für die Behandlung von COVID-19 eignet, wird derzeit geprüft. Doch gerade für die fortgeschrittenen Phasen gibt es bislang keine guten Therapien, bemängelte der Experte.
Exzellente Wirksamkeit vor allem bei mRNA-Vakzinen
Große Hoffnungen wecken die inzwischen zugelassenen Vakzinen. Und das ist aus Sicht des Kollegen alles andere als selbstverständlich. „Es gibt für zahlreiche Viren bislang gar keine Impfstoffe“, erinnerte er. Dass gegen SARS-CoV-2 sogar schon mehrere eine Zulassung haben, sei ein großes Glück. Vor allem die mRNA-Vakzinen überzeugten mit einer exzellenten Wirksamkeit. Zur Erinnerung: Die Influenzaimpfung erreicht im Durchschnitt etwa 60–70 %. Doch bei aller Euphorie gibt es eine Sache, die Sorgen bereitet: die neuen Versionen des Virus. „Ich gehe fest davon aus, dass sich die englische Variante auch in Europa ausbreiten wird, da besteht gar kein Zweifel“, sagte der Experte. Wenn gleichzeitig die Beschränkungen gelockert würden, könnte es aus seiner Sicht sehr rasch zu sehr hohen Inzidenzen kommen.
B.1.1.7. aus Großbritannien wird durch die zugelassenen mRNA-Impfstoffe gut neutralisiert, gegen die anderen Mutanten (z.B. die südafrikanische) wirken die Vakzinen weniger effektiv. Um auch etwaige zukünftige Varianten wirksam bekämpfen zu können, müssen die Impfstoffe in den kommenden Monaten wahrscheinlich immer wieder angepasst werden. Das geht bei mRNA-Vakzinen sehr rasch, erklärte der Kollege. Bei adenoviralen Präparaten sei es schon etwas komplexer. Am schwierigsten gestalte es sich bei peptidbasierten Wirkstoffen. „Ich hoffe nicht, dass wir in eine Situation kommen, in der wir dem Virus die ganze Zeit hinterrennen“, betonte der Infektiologe.
Um das zu verhindern, muss man die Entwicklungen fortwährend wachsam beobachten. Dabei helfen unter anderem die Daten aus Israel und Großbritannien, die wertvolle Hinweise liefern. Dadurch bestehen gute Chancen, rechtzeitig zu erfahren, wenn eine Adjustierung notwendig ist, so der Experte. Dann gilt es, schnell zu handeln und dem Virus im besten Fall zuvorzukommen.
Quelle: Online-Pressekonferenz der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM)
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