
Scheideninfektion: Wenn falsche Bakterien die Vaginalflora stören
Der Schwund von Laktobazillen, ein Anstieg des pH-Wertes und eine veränderte Zusammensetzung der vaginalen Mikroorganismen zur Dysbalance oder Dysbiose führen. Betroffene spüren davon zunächst oft nichts. Doch schwächt die Dysbiose vaginale Abwehrfunktionen, es kommt zu Ausfluss, Kolpitiden oder aszendierenden Infektionen.
Die Vaginalflora ist sehr störanfällig
Während der Schwangerschaft ist dies wegen der erhöhten Früh- und Fehlgeburtsgefahr relevant. Zudem kann nach gynäkologischen Operationen die Wundheilung gestört sein.
Vaginale Infektionen können den Kinderwunsch vereiteln
Und nicht zuletzt der Aspekt Kinderwunsch: Vaginale Dysbiosen erhöhen das Risiko für Adnexitis und Tubenverschluss. Begünstigt werden Dysbalancen der Vaginalflora durch Östrogenmangel während der Menopause, Blutungsanomalien wie Menometrorrhagien oder Einnahme von hormonellen Kontrazeptiva, Antibiotika und Immunsuppressiva.
Vier Befunde sichern die Diagnose
Ist das Scheidenmilieu erst hinreichend gestört, kommt es typischerweise zur massiven Vermehrung von Gardnerella vaginalis und Atopobium vaginae. Die Diagnose einer BV gilt als gesichert, wenn mindestens drei der folgenden vier Befunde bei einer gynäkologischen Untersuchung erhoben werden:
- dünnflüssiger, homogener Fluor
- ph-Wert über 4,5 in der Scheide
- Fluor mit Amingeruch, vor allem nach Alkalisierung mit 10 %iger Kalilauge (KOH)
- im Nativpräparat „Clue Cells“
Auch im nach Gram gefärbten Ausstrich der Scheidenflüssigkeit lässt sich eine Bakterieninfektion diagnostizieren. Gemäß der aktuellen Leitlinien sollte die Therapie einer bakteriellen Vaginose mit Metronidazol (oral, vaginal) oder Clindamycin (vaginal) erfolgen. Eine Partnertherapie ist dabei nicht vorgesehen.
Metronidazol erzielt nur mäßigen Erfolg
Laktobazillus- oder Milchsäurepräparate können additiv eingesetzt werden, um die Vaginalflora zu verbessern. Der bakterielle Biofilm auf dem Vaginalepithel, dessen Zusammensetzung für chronische Infektionen charakteristisch ist, reagiert auf die Standardtherapie jedoch nur mit mäßig (Heilungsrate für Metronidazol: 60-70 % nach drei Monaten). Rezidive der bakteriellen Fehlbesiedelung sind häufig
Ansäuern das Scheidenmilieus: Was lässt sich dadurch erreichen?
Das duale Wirkprinzip eines vaginalen Milchsäure-Glykogen-Gels schnitt in einer Vergleichsstudie (siebentägige Therapie) besser als Metronidazol ab. Beim Vergleich einer einwöchigen Behandlung mit oralem Metronidazol, vaginalem Milchsäure-Glykogen-Gel bzw. deren Kombination war die kombinierte Gabe – hinsichtlich der Endpunkte (Laktobazillen-Kolonien, KOH-Test und Clue-Cell-Zahl) – effektiver als die Monotherapie.
Estriol-Laktobazillen-Vaginaltabletten standen in einer placebokontrollierten Studie ebenfalls auf dem Prüfstand (eine Vaginaltablette/Tag über sechs Tage). Die Heilungsrate betrug nach zwei Wochen 77 % im Verumkollektiv und 25 % in der Placebogruppe.
Mit Milchsäure gegen Rezidive wappnen
Klinisch besonders relevant ist die hohe Rezidivrate der bakteriellen Vaginose. Studien zufolge erwies sich ein Milchsäure-Glykogen-Gel auch bei rezidivierenden Infekten als effektiv. Und laut einer Anwendungsbeobachtung zur Kolpitis-Therapie besserte eine siebentätige Anwendung von Milchsäure-Glykogen-Gel deutlich die Symptome.
Quelle: Petra Stute , Frauenarzt 2011; 52: 586-591
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).