Schichtarbeit macht krank

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Schlafstörungen hat jeder vierte, bei Schichtarbeitern sind es deutlich mehr. Welche gesundheitlichen Konsequenzen sind zu erwarten?

Nach den Ergebnissen der vom Robert Koch-Institut durchgeführten DEGS*-Studie sind Ein- und Durchschlafstörungen in der Bevölkerung sehr häufig. Wie bereits frühere Untersuchungen zu dieser Thematik zeigten: Frauen leiden häufiger unter Schlafstörungen als Männer – ein Hinweis ist auch die Einnahme von Schlafmitteln.

Bei knapp 6 % der schlechten Schläfer ist die Leistungsfähigkeit am Tag beeinträchtigt. Neben niedrigem Sozialstatus gilt die Nachtschichtarbeit als wesentlicher Risikofaktor für Schlafstörungen, wie Privatdozent Dr. Stefan Cohrs von der Klinik und Poliklinik für Psych­iatrie & Psychotherapie der Universitätsklinik Rostock berichtete.

Schichtarbeit erhöht Inzidenz von Schlafstörung

Auch im „Stressreport 2012“ wurde gezeigt, dass 25 % der Berufstätigen ohne Schichtarbeit oder versetzte Arbeitszeiten an Schlafstörungen litten, bei versetzten Arbeitszeiten oder Schichtarbeit ohne Nachtschicht betrug diese Rate 31 %. Müssen auch regelmäßig Nachtschichten übernommen werden, steigt der Anteil auf 47 %. Etwa 16–17 % der berufstätigen Bundesbürger arbeiten heute im Schichtdienst.

Das bedeutet: Sie haben wechselnde Arbeitszeiten, z.B. Wechsel von Früh- und Spätschicht, oder konstante, aber ungewöhnliche Arbeitszeiten, z.B. Dauernachtschicht, erklärte Professor Dr. phil. Christoph Lauer vom Zentrum für psychische Gesundheit des Klinikums Ingolstadt. Der Nachteil der Schichtarbeit: Die Synchronisierung der „inneren Uhr“ ist nicht mehr möglich. Sowohl interne, z.B. „Clock-Gene“, als auch externe Zeitgeber versagen, etwa Hell-Dunkel-Wechsel, Sozialkontakte und Nahrungsaufnahme. Verkürzt ist die nächtliche Schlafdauer vor allem vor der Frühschicht (auf im Mittel sechs Stunden).

Schichtarbeit Risikofaktor für Diabetes und Übergewicht

Neben zahlreichen anderen gesundheitlichen Störungen wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes, metabolisches Syndrom, gastrointestinale Leiden oder Brustkrebs ist bei Schichtarbeitern das Risiko für Schlafstörungen generell, aber auch für Tagesschläfrigkeit deutlich erhöht.

Vom Schichtarbeiter-Syndrom spricht man, wenn diese Symptome massiv sind, sie in Zusammenhang mit der Schichtarbeit länger als einen Monat bestehen und nicht durch andere Faktoren erklärt werden können. Als Leitsymptome gelten Schlafstörungen in den Ruhephasen (tagsüber) und erhöhte Schläfrigkeit während der Aktivphase in der Nacht.

Als Folgen des Schichtarbeiter-Syndroms nannte Prof. Lauer vermehrte Depressionen, erhöhte Gefahr für schläfrigkeitsbedingte Unfälle, verstärkte subjektive Belastung, vermehrte Fehlzeiten und reduzierte Sozialkontakte.

Schlaflosigkeit durch Ernährungsumstellung behandeln?

Auf die Schichtarbeit gänzlich zu verzichten, ist für viele Betroffene keine Option. Auch eine Ernährungsumstellung kann sinnvoll sein: Während der Nachtschicht „mittags“ fettarme, eiweiß- und kohlenhydrat-reiche Kost, circa zwei Stunden vor Schichtende leichte Zwischenmahlzeit.

Oft empfohlen werden auch schlafhygienische Maßnahmen. Dazu zählen Koffein-Karenz vier Stunden vor Schichtende, kein Alkohol als Einschlafhilfe, Ausschaltung von Lärm und Licht – untersucht wurde dies aber nur in einer Studie, die keinen positiven Effekt gezeigt hat. Auch Modifikationen des Schichtcharakters wie Änderungen der Schichtdauer, flexiblere Schichtpläne oder verzögerter -beginn haben keinen systematischen Effekt auf die Schlafdauer gezeigt.

*Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland
Quelle: Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosoma tik und Nervenheilkunde (DGPPN), Berlin, 2014

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