Schizophrene brauchen viel mehr als Tabletten

Maria Weiß

Schizophrene brauchen viel mehr als Tabletten. Schizophrene brauchen viel mehr als Tabletten. © Pixabay

Mit der alleinigen Gabe von Antipsychotika ist es bei schizophrenen Patienten nicht getan. Auch nicht medikamentöse Therapieansätze haben einen hohen Stellenwert und sollten immer mit zum Therapiekonzept gehören.

Der Wert einer Psychoedukation mit Beteiligung von Angehörigen ist bei Schizophrenie unbestritten. Für diese Maßnahme ist nach acht Sitzungen eine deutliche Reduktion der Rückfallrate gezeigt worden, sagte Professor Dr. Peter Falkai von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der LMU München. Empfohlen wird diese Maßnahme in der Akut- und Stabilisierungs-phase.

Gute Daten gibt es zudem für die kognitive Verhaltenstherapie – sowohl in der Stabilisierungsphase in den ersten sechs Monaten als auch im Langzeitverlauf. Vor allem ein Effekt auf positive Residualsymptome ist belegt, im Langzeitverlauf wird auch die Rückfallrate vermindert.

Ebenfalls einen hohen Stellenwert hat die Arbeit mit den Angehörigen in Form von Familieninterventionen. Hier gibt es robuste Evidenzen für eine Reduktion von Krankenhauseinweisungen. Diese Form der Therapie sollte wie die Psychoedukation möglichst schon ganz früh nach Diagnosestellung angeboten werden, da hier der Stress für alle Beteiligten am größten ist, sagte Prof. Falkai.

Transkranielle Stimulation (noch) nicht spruchreif

Zusätzliches werden soziale und kognitive Fähigkeiten trainiert, wobei die Übungen individuell auf den Patienten und seine Probleme zugeschnitten sind. Dies verbessert die Alltagsfunktion des Patienten.

Die Elektrokrampftherapie (EKT) kann als Ultima Ratio bei pharmakoresistenter Schizophrenie (keine Wirkung hoher Dosen Clozapin) zum Einsatz kommen. Bei katatonen Zuständen hat die EKT einen festen Platz.

Was ist mit dem "kleinen Bruder" der ECT – der repetetiven transkraniellen Elektrostimulation (rTMS)? Nachdem einige kleine Studien und Fallserien positive Effekte gezeigt hatten, wurden die Forscher von der einzigen gut kontrollierten Studie enttäuscht. Es waren keine Unterschiede zu einer Sham-Behandlung erkennbar, sodass man an seiner Klinik davon wieder Abstand genommen hat, sagte der Experte. Ganz am Anfang der Evaluation ist man noch mit der transkraniellen Dauerstimulation (tDCS).

Mit körperlichem Training hofft man bei Schizophrenen nicht nur etwas für die kardiovaskuläre Fitness zu tun, sondern auch Neuroneogenese und Synapsenplastizität zu erhöhen. In einer Studie konnte ein kontrolliertes Ausdauertraining (3 x pro Wochen 30 Minuten Fahrradfahren) tatsächlich die kognitiven und sozialen Fähigkeiten im Vergleich zu einer Gruppe, die in dieser Zeit nur Kicker spielte, verbessern.

Vorteile durch Rauchstopp und gesündere Ernährung

Ein Langzeiteffekt war aber nicht nachweisbar – nach Stopp des Trainings gingen die erworbenen Fähigkeiten wieder verloren. Auch von anderen Lifestyle-Modifikationen wie Rauchstopp oder gesündere Ernährung können Schizophrene profitieren – zumindest in Bezug auf das erhöhte kardiovaskuläre Risiko. Allerdings ist schon viel erreicht, wenn man Patienten dazu bringt, täglich einige Äpfel zu essen, zeigt die Erfahrung des Psychiaters. 

Quelle: DGPPN*-Kongress 2015
* Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde

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