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Schlafstörungen im Alter nicht unterschätzen

Der individuelle Schlafbedarf bleibt im Alter mit etwa sieben Stunden meist unverändert. Die Verteilung im 24-Stunden-Verlauf zeigt hingegen eine größere Variabilität. Es gilt daher, altersnormale Veränderungen des Schlafs von Schlafstörungen zu unterscheiden. Erst die verschlechterte Tagesbefindlichkeit signalisiert, dass eine Störung vorliegt. Sie muss deshalb immer eruiert werden, betonen Dr. Carla Stenmanns und Prof. Dr. Helmut Frohnhofen vom Uniklinikum Düsseldorf.
Grundlage der Abklärung ist die Anamnese, sie wird am besten ergänzt durch Beobachtungen der Angehörigen. Fragebögen wie die STOP-BANG-Skala liefern wichtige Zusatzinformationen. Ein Schlaftagebuch unterstützt den Nachweis und sollte mindestens zwei Wochen geführt werden.
Als häufigste Schlafstörung gilt die chronische Insomnie (Prävalenz 10–30 %). Voraussetzung ist eine Schlaflosigkeit, die an mindestens drei Tagen der Woche über eine Zeitspanne von mehr als einem Vierteljahr besteht und das Befinden am Tag stört. Es handelt sich dabei um eine eigenständige Krankheit, die am besten mit einem multimodalen Konzept behandelt wird. Die Wirkung sollte nach etwa ein bis drei Monaten erkennbar sein. Wenn sich die Symptome trotz zuverlässiger Adhärenz nicht bessern, sind andere gleichzeitig vorliegende Schlafstörungen auszuschließen.
Umsichtiger Umgang mit Hypnotika
Die medikamentöse Behandlung der Insomnie sollte nur kurzfristig und intermittierend erfolgen – unter Berücksichtigung von Nutzen und Schaden. Bei einer Gewöhnung durch Dauereinnahme kann aber eine Weiterverordnung des Hypnotikums in niedriger Dosis das kleinere Übel darstellen. Schließlich drohen Absetz- und Entzugssymptome bis hin zum Delir.
Für eine unterstützende Therapie bieten sich primär pflanzliche Präparate an. Benzodiazepine sollte man eher meiden und die Z-Substanzen dürfen nur intermittierend, befristet und in der niedrigstmöglichen Dosis verschrieben werden. Die im Alter häufige obstruktive Schlafapnoe (OSA) ist eine Kontraindikation für beide Substanzgruppen.
Eine neue Option bietet der Orexin-Rezeptorantagonist Daridorexant. Er kann bei belegter Wirkung und guter Verträglichkeit über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr eingesetzt werden – auch bei OSA. Ein Therapieversuch mit Melatonin eignet sich für Patientinnen und Patienten mit gestörtem Tag-Nacht-Rhythmus. Der eher geringe Effekt zeigt sich nach etwa zwei Wochen. Sedierende Neuroleptika sollten nicht dauerhaft verordnet werden. Angesichts der Übersterblichkeit ist ihre Indikation immer zu kontrollieren.
CPAP-Therapie funktioniert auch bei leichter Demenz
Die obstruktive Schlafapnoe kann bei Schnarchen, Atempausen und Tagesschläfrigkeit bereits vermutet werden. Mit der STOP-BANG-Skala lassen sich diese Parameter erfassen, ein erhöhter Wert legt die Diagnose nahe. Zur weiteren Abklärung dient die Polygrafie. Die nächtliche nicht-invasive Überdruckbeatmung, die Standardtherapie der OSA, wird auch von Seniorinnen und Senioren mit hohem Leidensdruck akzeptiert. Sie kann selbst bei leichter Demenz noch erfolgreich sein.
Eine Unterkiefer-Protrusionsschiene gilt bis zu einer mittelschweren Schlafapnoe als wirksam, setzt aber voraus, dass noch mindestens zehn Zähne erhalten sind. In therapierefraktären Fällen können auch ältere Menschen von der Implantation eines Hypoglossus-Schrittmachers profitieren.
An einem Restless-Legs-Syndrom (RLS) leidet etwa jeder zehnte Betagte, deshalb sollte bei jedem Arztkontakt danach gefragt werden. Wichtig ist die Suche nach Auslösern, z. B. Eisenmangel und unerwünschte Medikamenteneffekte. Das RLS wird klinisch nachgewiesen. Die probatorische Gabe des als Therapeutikum eingesetzten Levodopa sichert die Diagnose, mit Langzeitnebenwirkungen ist beim RLS nicht zu rechnen.
Quelle: Stenmanns C, Frohnhofen H. Z Gerontol Geriatr 2024; 57: 569-577; doi: 10.1007/s00391-024-02363-8
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