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Schutzschild für die Betazellen?

Dem Diabetes Typ 1 liegt ein durch autoreaktive CD8+ T-Zellen vermittelter Untergang der pankreatischen Betazellen zugrunde. Hierbei spielen u.a. durch Januskinasen vermittelte intrazelluläre Signalwege eine wichtige Rolle, berichtet Dr. Michaela Waibel vom St. Vincent‘s Institute of Medical Research in Melbourne. Hier setzen Januskinasehemmer wie Baricitinib an: Sie blockieren Zytokin-induzierte Signalwege, hemmen die Aktivierung von CD8+ T-Zellen, verhindern die Bildung sog. Immunsynapsen zwischen CD8+ T-Zellen und Betazellen und beugen so der Zerstörung der Betazellen vor.
Mit den Januskinasehemmern vollzieht sich momentan bei vielen Autoimmunerkrankungen ein Paradigmenwechsel hin zu einer Krankheitsmodifikation, erklärt Dr. Waibel. Bei vielen Autoimmunendokrinopathien wie Typ-1-Diabetes hat dieser Ansatz allerdings nur in der frühen Krankheitsphase Chancen auf Erfolg. Ob Januskinasehemmer die Betazellen tatsächlich schützen und die Stoffwechsellage bei Typ-1-Diabetes verbessern können, untersuchten Dr. Waibel und weitere australische Forschende nun im Rahmen einer randomisierten Doppelblindstudie.
Baricitinib versus Placebo: Was geschieht?
Bei den Teilnehmenden handelte es sich um 91 Kinder und Erwachsene im Alter zwischen 10 und 30 Jahren, bei welchen innerhalb der vorangegangenen 100 Tage ein Typ-1-Diabetes neu diagnostiziert worden war. Gemäß Randomisierung nahmen 60 dieser Kinder und Erwachsenen über 48 Wochen Baricitinib ein. Die 31 Personen in der Kontrollgruppe erhielten dagegen ein Placebopräparat. Anschließend nahmen alle Studienteilnehmenden eine Zwei-Stunden-Testmahlzeit zu sich, in deren Rahmen das Forscherteam die durchschnittliche C-Peptid-Konzentration, den primären Studienendpunkt, anhand der AUC (Area Under the Concentration-Time Curve) bestimmte. Die sekundären Studienendpunkte bildeten u.a. die Veränderung des HbA1c-Werts, der Insulin-Tagesdosis sowie verschiedener, mittels eines Glukosesensors erfasster Kontrollparameter.
Im Hinblick auf den primären Studienendpunkt war die Baricitinib-Gruppe deutlich im Vorteil: Ihre durchschnittliche C-Peptid-Konzentration betrug nach 48 Wochen 0,65, die der Kontrollen dagegen nur 0,43 nmol/l pro Minute (p = 0,001). Unter Baricitinib war der durchschnittliche Insulin-Tagesbedarf nach 48 Wochen ebenfalls günstiger (0,41 vs. 0,52 U/kg Körpergewicht pro Tag), dieser Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant. Gleiches galt für den durchschnittlichen HbA1c-Wert (7,0 % vs. 7,5 %) sowie die anhand des Variationskoeffizienten des Glukosespiegels gemessene Variabilität (29,6 % vs. 33,8 %). Bezüglich der Häufigkeit und Schwere unerwünschter Ereignisse unterschieden sich die beiden Studienarme nicht.
Literatur:
Waibel M et al. N Engl J Med 2023; 389(23): 2140-2150; doi: 10.1056/NEJMoa2306691
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