Schwere Blutung: Sofort Tranexamsäure geben!

Michael Brendler

Viele Todesfälle durch postpartale Blutung ließen sich mit Antifibrinolytika verhindern. Viele Todesfälle durch postpartale Blutung ließen sich mit Antifibrinolytika verhindern. © iStock/stock_colors

Alle sechs Minuten stirbt eine Frau durch eine postpartale Blutung. Dabei ließen sich viele dieser Todesfälle mit Antifibrinolytika verhindern. Ähnliches soll auch für Schwerverletzte gelten. Aber nur, wenn es sehr schnell geht.

Noch 2012 verkündete die Weltgesundheitsorganisation, die Gabe von Tranexamsäure sei erst ratsam, wenn alle anderen Therapien versagt hätten. Inzwischen hat die Organisation ihre Meinung geändert. Einsatz des Antifibrinolytikums so schnell wie möglich, lautet seit Kurzem ihre Empfehlung – gerade für Geburtshelfer.

Maßgeblich dazu beigetragen haben zwei Studien, die Dr. Angèle­ Gayet-Ageron von der Clinical Trial Unit London School of Hygiene and Tropical Medicine und ihre Kollegen nun in einer Metaanalyse noch einmal genauer unter die Lupe genommen haben. Darin wurden Daten von rund 20 000 Opfern von Unfällen und ebenfalls rund 20 000 Frauen mit postpartalen Blutungen untersucht.

Antifibrinolytikum schon am Unfallort spritzen

Das Ergebnis: Bei sofortiger Gabe war das Mittel in der Lage, bei Traumaopfern und Wöchnerinnen die Sterberate um 70 % zu verringern. Tranexamsäure bindet an Plasminogen und bremst damit den Abbau von Gerinnseln.

Mit jeder Viertelstunde, mit der man sich bei der Therapie mehr Zeit ließ, so ein weiteres Ergebnis der Analyse, sank dieser Mortalitäts-Benefit aber um 10 %. Nach drei Stunden war der Überlebensvorteil komplett verschwunden. Gerade Traumapatienten werde das Mittel oft erst nach Eintreffen im Krankenhaus verabreicht, kritisieren die Autoren. Das Antifibrinolytikum sollte bereits am Unfallort appliziert werden.

Quelle: Gayet-Ageron A et al. Lancet 2017; 391: 125-132

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