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Schwere Neurodermitis: Allergie suchen!
Eine mögliche Sensibilisierung lässt sich zwar sowohl mittels Pricktest oder durch den Nachweis von IgE aufspüren. Dies bedeutet jedoch nicht, dass beide Verfahren austauschbar wären, erklärte Professor Dr. Thomas Werfel von der Klinik für Dermatologie, Allergologie und Venerologie an der Medizinischen Hochschule Hannover.
In einer norwegischen Studie hat man die Ergebnisse von IgE-Untersuchungen mit denen von Hautpricktests bei insgesamt 353 zweijährigen Kindern verglichen. Zwölf Allergene wurden getestet und 19 % der Probanden zeigten positive Ergebnisse. Dabei stimmten bei den jeweiligen Allergenen Prick- und IgE-Resultate nicht immer überein. Bezüglich Kuhmilch, Hühnerei und Birkenpollen erwies sich der In-Vitro-Test als treffsicherer.
Nahrungsmittelreaktion bei Atopie meist vom Spättyp
Die Ergebnisse lassen keine Empfehlung für eines der beiden Testverfahren zu, urteilte der Referent. Wenn die Klinik auf eine bestimmte Sensibilisierung hinweist und der erste Test negativ ausfällt, kann ein Versuch mit dem jeweils anderen Verfahren angezeigt sein.
Eine Allergietestung ist bei atopischer Dermatitis allerdings nur sinnvoll, wenn die Klinik auf eine Sensibilisierung hindeutet. Dabei kommen nicht nur Soforttypreaktionen infrage, denn die Nahrungsmittelallergie bei Neurodermitis tritt als Spättypreaktion auf. Liegt ein schwerer chronischer Verlauf vor, sollte man vor allem bei Kindern immer an eine Sensibilisierung gegenüber Nahrungmitteln denken.
Allergie und Atopie: Inhalationsallergene mit testen!
Auch ohne anamnestischen Hinweis empfiehlt Prof. Werfel eine entsprechende Untersuchung und er rät in diesen Fällen, immer auch auf Inhalationsallergene zu testen. Dennoch muss bei jedem positiven Ergebnis vor langfristigen Karenzempfehlungen die klinische Relevanz des Ergebnisses geprüft werden, betonte der Experte.
Gerade bei der Neurodermitis kursieren viele ungezielte Diätempfehlungen, die die Betroffenen und die Eltern verunsichern. Nur ein kleiner Teil der Patienten mit atopischer Dermatitis reagiert wirklich auf bestimmte Nahrungsmittel mit einem Ekzem. Daher muss auch beim Nachweis einer Sensibilisierung immer die klinische Relevanz gesichert werden, ggf. mittels Provokation. Für ungezielte Diäten dagegen gibt es keine Belege. Sie bergen vielmehr das Risiko von Mangelerscheinungen und Entwicklungsstörungen.
Quelle: Allergologie-Update-Seminar, Wuppertal, 2013
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