Neurodermitis kratzt auch an der Seele

Mit atopischer Anamnese und typischem Erscheinungsbild ist die Neurodermitis auch bei Erwachsenen eine Blickdiagnose, schreibt Professor Dr. Werner Aberer, von der Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie in Graz. Als klassisch gelten streck- und auch beugeseitige ekzematöse oder pustelartige Hauterscheinungen. Bei hautbelastenden Tätigkeiten können Handekzeme dazukommen und es gibt eine Prurigoform mit stark juckenden Knötchen oder Knoten.
Eine Atopie kommt selten allein
Um die Diagnose sicher stellen zu können, müssen mindestens drei Major- und drei Minor-Kriterien erfüllt sein (s. Kasten). Zu den Ursachen gehören die genetische Disposition und Auslöser wie z.B. Allergene oder mikrobielle Faktoren.
Diagnose der atopischen Dermatitis | |
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Major-Kriterien | Minor-Kriterien |
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An Komplikationen drohen in erster Linie Infektionen der Haut. Gefürchtet wird vor allem das viral bedingte Eczema herpeticatum mit disseminierten Bläschen, hohem Fieber und Lymphknotenschwellung. Vorsicht: Die Erkrankung beginnt oft schleichend mit wenig charakteristischen Symptomen. Daneben finden sich bei Betroffenen häufig Dellwarzen und Verrucae vulgares. Auch für bakterielle Sekundärinfektionen, v.a. mit Staph. aureus, oder Mykosen (Trichophyton rubrum) sind Neurodermitiker anfällig.
Als klassische Komorbiditäten gelten andere atopische Erkrankungen wie Asthma und/oder allergische Rhinokonjunktivitis sowie krankheitstriggernde Nahrungsmittelallergien. Die Patienten entwickeln außerdem oft Sofortreaktionen, die von der Kontakturtikaria bis zur Anaphylaxie reichen und rund 8 % leiden zusätzlich an einer Ichthyosis vulgaris.
Psychische Erkrankungen doppelt so häufig
Nicht übersehen sollte man die ebenfalls überproportional häufigen psychosomatischen Komorbiditäten. Depressionen, Angsterkrankungen oder Suizidgedanken kommen bei den Kranken bis zu doppelt so häufig vor wie bei Hautgesunden.
Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad der Hauterscheinungen. Obligat, auch außerhalb von akuten Schüben: die topische Basistherapie und ein schonender Umgang mit der Haut (s. Kasten 2). Leichte Ekzeme sprechen auf niedrigpotente topische Glukokortikoide an, bei Unverträglichkeit oder Gesichtsbefall kommen Calcineurin-Inhibitoren zum Einsatz. Gegen den Juckreiz helfen zumindest teilweise Antipruriginosa, Antihistaminika bleiben dagegen wirkungslos, schreibt Prof. Aberer.
Hautpflege-Basics für den Neurodermitis-Alltag
- topische Basistherapie mit fetten Salbengrundlagen bei trockener Haut oder hydratisierenden Öl-in-Wasser-Emulsionen bei weniger trockener Haut
- tensidfreie Reinigungsprodukte mit hohem Anteil rückfettender Substanzen verwenden, keine Massageschwämme oder Peelings
- Wassertemperatur maximal 35° C
- hartes Wasser entkalken, nicht zu lange duschen und Basistherapie auf die noch leicht feuchte Haut auftragen
Bei akuter Exazerbation mit dem Impfen warten
Hilfreich in allen akuten Krankheitsphasen ist außerdem die UVA- und UVB-Phototherapie sowie die Balneo-Phototherapie. Starre Diätpläne gibt es heutzutage nicht mehr, aber natürlich sollten die Betroffenen Triggerfaktoren in der Ernährung vermeiden. Impfungen können regulär durchgeführt werden, bei akuter Exazerbation empfiehlt es sich aber, die Stabilisierung des Hautbildes abzuwarten.Quelle: Aberer W. Ärztemagazin 2017; 10: 10-13
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