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Keine Angst vor Kortisoncreme

In allen Bereichen der Medizin gilt: Je besser ein Patient informiert ist, desto weniger unterliegt er Irrtümern und Ängsten. So auch in der Therapie mit Kortikosteroiden. „Dazu gehört, dass der Arzt genau weiß, was er tut“, erklärte Professor Dr. Wolfgang Wehrmann, niedergelassener Dermatologe in Münster. Nur so entwickelt der Patient Vertrauen.
Einmal pro Tag auftragen reicht vollkommen aus
Durch die systemische Anwendung drohen unerwünschte Wirkungen wie Hautatrophie, Stiernacken oder Osteoporose. Wer jedoch mit topischen Präparaten arbeitet, kann das getrost vergessen, versicherte der Referent. Die Kortikosteroide der vierten Generation (s. Kasten) umfassen Prodrugs, die von Hautenzymen in ihre wirksame Form umgewandelt werden. Somit haben die Wirkstoffe keinen Effekt auf intakte Hautareale.
Die vierte Generation | ||
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Derivate des Hydrocortisons | Hydrocortisonbuteprat | z.B. Neuroderm® Akut |
Hydrocortisonaceponat | z.B. Retef AP | |
Hydrocortison-17-butyrat | z.B. Alfason® | |
Derivate des Prednisolons | Prednicarbat | z.B. Prednitop® |
Methylprednisolonaceponat | z.B. Advantan® |
Lotion auf nässende Stellen, Salbe auf die Schuppenflechte
Die Devise „Viel hilft viel“ schadet sogar. Denn häufigeres oder dickes Auftragen erhöht nur das Risiko für unerwünschte Wirkungen, genauso wie die Kosten. Zudem steigt die Adhärenz, wenn der Patient die Arznei nur einmal täglich auftragen muss. Fehlt das Stratum corneum jedoch, z.B. bei nässenden Erosionen, sind täglich zwei Applikationen gerechtfertigt. Nun zu einer Salbe zu greifen, wäre aber falsch. Laut dem Experten ist die Galenik entscheidend. Es gilt: feucht auf feucht, trocken auf trocken. Für exsudative Hautareale eignen sich am besten eine Lotion oder eine wässrige Lösung, während auf Psoriasisplaques eine Salbe gehört. Doch auch für diesen Grundsatz gibt es eine Ausnahme. Im Falle von akut exsudativen Formen der Neurodermitis hat der Münsteraner sehr gute Erfahrungen mit fett-feuchten Verbänden gemacht, bei denen eine fettige Grundlage unter einen feuchten Umschlag kommt und über Nacht einwirkt.Weitercremen, wenn nichts mehr zu sehen ist
Topische Steroide sollten nie dauerhaft zum Einsatz kommen. Ansonsten entwickelt die Dermatose eine Resistenz gegen den Wirkstoff (Tachyphylaxie). Für akute Formen heißt das aber nicht, das Topikum nur so lange anzuwenden, bis das Ekzem verschwindet. Alle dermatologischen Fachgesellschaften nennen als State of the Art die proaktive Therapie. Nach einer ein- bis zweiwöchigen Behandlung sollte eine wesentliche Besserung eintreten. Falls nicht, handelt es sich vielleicht um das falsche Präparat, erinnerte der Hautarzt. Nach dem Therapieerfolg wird die Behandlung je nach Erkrankungsstärke über vier bis zwölf Wochen ausgeschlichen, indem das Kortison nur noch zweimal pro Woche aufgetragen wird. Dadurch treten seltener Rezidive auf. Liegt eine chronische Dermatose vor, erfolgt die Behandlung intermittierend. Prof. Wehrmann nennt dem Patienten immer genaue Zielvorgaben und erklärt den Unterschied von einer intermittierenden zu einer Dauertherapie. Der Dermatologe kritisiert, dass Hydrokortisonpräparate als OTC-Produkte erhältlich sind. „Das suggeriert: Was ich frei in der Apotheke kriege, ist nicht gefährlich.“ Dabei gehen die freiverkäuflichen Varianten mit stärkeren Nebenwirkungen einher als manch rezeptpflichtige. Daher fordert der Experte, dem Patienten das Risikopotenzial zu verdeutlichen. Zu guter Letzt warnt er Hausärzte davor, auf Wunsch des Patienten einfach das Mittel zu verschreiben, mit dem dieser schon einmal gute Erfahrungen gemacht hat. So eignet sich z.B. Clobetasol nicht für eine langfristige Anwendung. Und Kinder sollten starke Kortikosteroide nur in Ausnahmefällen erhalten. Gibt man einem Kind mit atopischer Dermatitis über zwei Wochen Clobetasol, führt das potenziell zu einem Hautschaden.Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).