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Cartoon Medizin und Markt
Secukinumab geht in zweite Phase-3-Studie

In der Studie wurden Betroffene 1:1 auf Secukinumab 300 mg bzw. Placebo randomisiert und zu Beginn wöchentlich sowie ab der sechsten Dosis alle vier Wochen bis Woche 48 (letzte Dosis) behandelt.2 Patient*innen in beiden Armen durchliefen zusätzlich ein 27-wöchiges Prednisolon-Reduktionsschema.2 Der primäre Endpunkt der Studie wurde erreicht: Der mediane Anteil der RZA-Patient*innen in anhaltender Remission bis Woche 28 war unter Secukinumab höher (70,1 %, 95 % KI 52–85) als unter Placebo (20,3 %, 95 % KI 12–30).2 Bis Woche 52 blieben 59 % (16 von 27; 95 % KI 39–78) der Patient*innen in der Secukinumab-Gruppe gegenüber 8 % (2 von 25; 95 % KI 1–26) in der Placebo-Gruppe in anhaltender Remission.2 Darüber hinaus betrug die mittlere Zeit bis zum ersten Schub der Riesenzellarteriitis nach Remission in der Placebogruppe 197 Tage (95 % KI 101,0–280,0).2 Dieser Wert war in der Secukinumab-Gruppe nicht berechenbar, da hier weniger als 50 % der Patient*innen einen Schub erlebten (sekundäre Endpunkte).2
„Die Untersuchung eines IL-17-Inhibitors in der Riesenzellarteriitis basiert auf Initiative und in enger Zusammenarbeit mit führenden Rheumatolog*innen aus Deutschland“, so Dr. André Schmidt, Medizinischer Direktor der Novartis Pharma GmbH. „Auf Basis des erbrachten Proof-of-Concept untersuchen wir nun die Sicherheit und Wirksamkeit von Secukinumab bei RZA-Patient*innen in der zulassungsrelevanten Phase-III-Studie GCAptAIN (NCT04930094) sowie in der Phase-III-Studie GigAINt3, die die besondere Therapiepraxis in Deutschland berücksichtigt.“
Riesenzellarteriitis – eine Akutsituation in der Rheumatologie
Bei der Riesenzellarteriitis (RZA) handelt es sich um eine systemische entzündliche Vaskulitis, die zu schwerwiegenden ophthalmologischen, neurologischen und vaskulären Komplikationen wie dauerhafter Erblindung oder Schlaganfall führen kann und daher eine Akutsituation in der Rheumatologie darstellt. In der Altersgruppe der über 50-Jährigen ist die RZA die häufigste idiopathische systemische Vaskulitis.4 Der aktuelle Therapiestandard bei aktiver RZA sieht die umgehende Einleitung einer Hochdosis-Glukokortikoid (GC)-Therapie vor, die aufgrund des Risikos GC-induzierter Langzeitnebenwirklungen nach Erreichen einer Remission schrittweise reduziert werden sollte.1 Aufgrund der hohen Rezidivierungsneigung ist jedoch meist eine mehrjährige, zum Teil lebenslange GC-Gabe notwendig.1 Als additive, GC-einsparende, Therapie ist der Anti-IL-6-Rezepter-Antikörper Tocilizumab in subkutaner Applikation in Europa zugelassen, alternativ kann gemäß S2k-Leitlinie Methotrexat offlabel eingesetzt werden.1
Eine akute RZA gehört zu den besonders anspruchsvollen Situationen in der Rheumatologie: Treten erste Symptome auf, gilt es aufgrund des hohen Erblindungs- und Schlaganfallrisikos umgehend zu handeln.1 „Doch auch das langfristige Management der Erkrankung stellt eine Herausforderung dar“, so André Schmidt, Novartis. „Während die Hochdosis-Glukokortikoid-Therapie im Akutfall einer RZA als Maßnahme der Wahl gilt, ist nach Erreichen einer Remission die GC-Dosis aufgrund der zum Teil schweren Nebenwirkungen bei Langzeitgabe schrittweise zu reduzieren und zusätzlich eine Glukokortikoid-einsparende Therapie einzusetzen. Aufgrund der begrenzten Auswahl additiver Therapeutika und hoher Rezidivraten ist der medizinische Bedarf an innovativen Behandlungsoptionen bei der RZA hoch.“
Hinzu kommt, dass die einzig zugelassene GC-einsparende Biologikum-Therapieoption die Verlaufskontrolle der Patient*innen erschweren kann: Obwohl es keine spezifischen Laborparameter zur Diagnostik einer RZA gibt, sind gerade die unspezifischen Entzündungs-parameter wie CRP (C-reaktives Protein) und BSG (Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit) bei einer aktiven RZA erfahrungsgemäß erhöht.5 Unter aktueller additiver Therapie kommt es zur Suppression der CRP-Synthese und einer Normalisierung der BSG.6 Damit können diese serologischen Entzündungsparameter nicht mehr zur Verlaufskontrolle einer RZA herangezogen werden – und auch andere Prozesse, wie z.B. Infektionen, manifestieren sich nicht mehr über das sonst richtungsweisende CRP. Folglich verliert der*die Behandler*in wichtige Parameter zur Beurteilung der Krankheitsaktivität.6 Der Ansatz, die klinischen Symptome in Kombination mit der Bildgebung und den Entzündungsparametern CRP und BSG für eine aussagekräftige Bewertung der Krankheitsaktivität heranzuziehen, folgt der Empfehlung der aktuellen EULAR-Leitlinien zur RZA-Therapie.7
Über die Phase-III-Studie GigAINt: Berücksichtigung der RZA-Behandlungsroutine in Deutschland
In der randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten, multizentrischen Phase-III-Studie (GigAINt) im Parallelgruppendesign werden 146 Patient*innen über 50 Jahren mit diagnostizierter neu aufgetretener RZA eingeschlossen, die sich zu Baseline in klinischer Remission befinden und für eine Glukokortikoid-Therapie geeignet sind. Die Patient*innen werden zur Baseline im Verhältnis 1:1 in einen der folgenden doppelblinden Behandlungsarme randomisiert:3
- Behandlungsarm 1: Secukinumab 300 mg s.c. an Baseline, Woche 1, 2, 3, 4, 8, 12, 16 und mindestens 20 (abhängig vom Rezidiv-Endpunkt der Studie) (n = 73) und Prednisolon oder ein äquivalentes Glukokortikoid, das gemäß Behandlungsleitlinie ausgeschlichen wird.3
- Behandlungsarm 2: Placebo s.c. an Baseline, Woche 1, 2, 3, 4, 8, 12, 16 und mindestens 20 (abhängig vom Rezidiv-Endpunkt der Studie) (n = 73) und Prednisolon oder ein äquivalentes GC, das gemäß Behandlungsleitlinie ausgeschlichen wird.3
Der primäre Studienendpunkt ist der Zeitraum von Baseline bis zum ersten klinischen Rezidiv der RZA.3 Ein zentrales Studienziel ist, die klinische Behandlungsroutine der RZA so gut wie möglich im GigAINt Studiensetting darzulegen, wie beispielsweise die Reduktion der Glukokortikoid-Dosis.3 Darüber hinaus werden CRP und BSG als essenzieller Bestandteil der Studienziele erhoben und zur Verlaufskontrolle genutzt.3
Quelle: Pressemitteilung Novartis Pharma GmbH
1 Schirmer J et al. 2020, S2k Leitlinie Management der Großgefäßvaskulitiden, https://register.awmf.org/assets/guidelines/060-007l_S2k_Management_Gro%C3%9Fgef%C3%A4%C3%9Fvaskulitiden_2020-08.pdf
2 Venhoff et al, The Lancet Rheumatology. 2023;5: e341-50.
3 EU clinical trial register; https://www.clinicaltrialsregister.eu/ctr-search/trial/2021-002622-24/DE (accessed June 23, 2023).
4 Dejaco C et al. Rheumatology. 2017;56:506–15; Samson M et al. Autoimmun Rev. 2017;16:833–44.
5 Kraemer M. et al. 2021 https://doi.org/10.1007/s00115-021-01216–8.
6 European Medicines Agency. RoActemra—summary of product characteristics. Sept 25, 2013. https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/roactemra-epar-product-information_en.pdf (accessed June 23, 2023).
7 Hellmich et al, 2019, https://doi:10.1136/annrheumdis-2019-215672.
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