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Sequenzierung des gesamten Genoms beim Mammakarzinom
Französisches Studienprojekt für eine individualisierte Behandlung gestartet WIEN – Erstmals startet in Frankreich eine große prospektive Studie, um anhand der Sequenzierung des gesamten Genoms von Patientinnen mit fortgeschrittenem Mammakarzinom verschiedenste genetische Veränderungen zu identifizieren und für eine immer individualisierte Behandlung zu nutzen. Das gesamte Genom zu sequenzieren und ein Genexpressionsprofil zu erstellen hat den Vorteil, dass auch weniger häufige oder bislang gar nicht bekannte genomische Veränderungen identifiziert werden können, die möglicherweise für die Karzinogenese von Belang sind, berichtete Dr. Fabrice André, Institute Gustave Roussy in Villejuif/Frankreich (LBA13). Identifizierung von Treiber-Mutationen Weitere Vorteile verspricht sich Dr. André davon, den Grad der genomischen Instabilität besser zu quantifizieren und möglicherweise auch sog. Treiber-Mutationen zu identifizieren, die mit Resistenzmechanismen gegen zielgerichtete Substanzen einhergehen. Ein letzter Vorteil ist laut Dr. André, dass mit den dafür entwickelten Analysemethoden nicht für jedes neue Target neue Tests evaluiert werden müssen. Vor diesem Hintergrund startete in Frankreich das SAFIR-Studienprogramm, das u.a. vom nationalen französischen Krebszentrum unterstützt wird. Im Rahmen der SAFIR-01-Studie entwickelten Dr. André und Kollegen ein spezielles Programm, um das gesamte Genom auf der Basis einer Biopsie aus der Metastase prospektiv für jede Patientin individuell zu analysieren. Genetische Veränderungen, wie z.B. Mutationen, Amplifikationen oder Deletionen, wurden mittels eines speziellen Arrays (aCGH) und mittels Sanger-Sequenzierung identifiziert. Die Erkenntnisse sollen prospektiv genutzt werden, um verschiedene zielgerichtete Therapien einzuleiten. Bislang wurden 393 Brustkrebs-patientinnen im Rahmen der SAFIR-01-Studie biopsiert. Bei 251 Frauen gelang es, das gesamte Genom zu sequenzieren und bei 172 Frauen wurden genomische Veränderungen festgestellt, die sich mit zielgerichteten Substanzen behandeln lassen. Häufigste Veränderungen waren eine PI3K-Mutation (25 %), gefolgt von diversen Amplifikationen, u.a. der FGF4-Amplifikation in 13 % der Fälle. In 5 % der Fälle lag eine Akt1-Mutation vor. Interessanterweise, so Dr. André, wurden bei etwa 20 % der Biopsien sehr seltene und zum Teil auch nicht erwartete genomische Veränderungen detektiert. Letzteres unterstreicht die Notwendigkeit bzw. Sinnhaftigkeit, das gesamte Genom zu sequenzieren. Die ersten Ergebnisse bestätigen darüber hinaus Diskrepanzen beim Hormonrezeptor- und HER2-Status zwischen Primärtumor und Metastase. Ziel ist es laut Dr. André, die Sequenzierung des gesamten Genoms mit entsprechenden Testmethoden in den klinischen Alltag zu implementieren und damit einen wichtigen Schritt hin zu einer immer individualisierten Krebsbehandlung zu gehen. Bessere Prognose durch individualisierte Therapie? Im Rahmen der angedachten SAFIR-02-Studie soll der Therapieerfolg bei Patientinnen verglichen werden, die entweder individuell auf der Basis des ermittelten Genexpressionsprofils behandelt werden bzw. keine auf das Genexpressionsprofil abgestimmte Therapie erhalten. Denn nach Worten vo Dr. André ist auch die Frage noch offen, ob die individualisierte Behandlung überhaupt zu einer Verbesserung der Prognose führt.bp European Society for Medical Oncology (ESMO) 2012, Wien
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