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Sexpause für frisch Rasierte ratsam? Hautläsionen rund ums Genital als mögliche Eintrittspforten für Erreger
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vermeintlich bessere Hygiene."
Wie viele Menschen scheren sich die Haare zwischen den Beinen? Warum tun sie es? Welche Folgen hat die Genitalrasur? Die Antworten, die US-Forscher auf diese Fragen fanden, sind für Venerologen durchaus bedenkenswert.
Mit Akribie widmeten sich Wissenschaftler von der University of California in San Francisco dem Thema „Fellpflege (engl.: grooming) bei Primaten“. Das wäre an sich nicht ungewöhnlich – wenn es sich bei den Forschern um Biologen oder Veterinäre handelte, bei den Primaten etwa um Bonobos und beim Fell z.B. um die Kopfbehaarung. Aber die Wissenschaftler sind Humanmediziner, das Forschungsobjekt ist die Spezies Homo sapiens und das Fell, um das es geht, sind die Schamhaare. Und die in zwei Teilen veröffentlichte Untersuchung brachte tatsächlich neue medizinische Erkenntnisse.
5 % rasieren sich täglich „untenrum“
In der ersten Pulblikation geht es um „Frauen und Intimrasur“.1 Dafür wurden Daten von 3316 Damen (18 bis 65 Jahre alt) in den USA ausgewertet. Satte 83,8 % von ihnen hatten wenigstens einmal den Bewuchs ihres Venushügels gestutzt, knapp 5 % taten es sogar täglich. Drei Viertel der Intimfrisur-Trägerinnen trimmten das Haar oberhalb und/oder um die Vagina, 22,4 % legten den Anus frei, die Pobacken glätteten 7,1 %. Zum Rasierer griffen weit mehr jüngere als ältere Befragte und mehr weiße Frauen als Angehörige anderer Ethnien. Höher gebildete Studienteilnehmerinnen waren mit bis zu 3,4-facher Wahrscheinlichkeit eher vom Schamhaar befreit als weniger qualifizierte. Hauptmotivationen zum Rasieren waren der Wunsch, für (oralen) Sex gepflegt zu sein, sowie eine vermeintlich bessere Hygiene.
Die Hygienehoffnung wird jedoch womöglich durch die Resultate der zweiten Veröffentlichung der Arbeitsgruppe konterkariert.2 In diese Auswertung wurden auch die Daten von mehr als 4000 Männern einbezogen, von denen sich zwei Drittel zumindest ab und an die Scham rasierten.
Anzahl der Partner nicht als Risikofaktor gewertet
Insgesamt hatten 14 % der Männer und Frauen aus der Fellpflegegruppe schon einmal eine sexuell übertragbare Infektion (STI) durchgemacht, vs. 8 % der natürlich behaarten Befragten. Bei Herpes und HPV betrug die Rate jeweils 3 % vs. 1 %, bei Syphilis 1,3 % vs. 0,7 %, bei Gonorrhoe 4 % vs. 3 %, bei Clamydien 5 % vs. 2 % und bei HIV 0,5 % vs. 0,2 %.
Die Tatsache, dass intimrasierte Studienteilnehmer erheblich mehr Sexpartner aufwiesen als die unrasierten, wurde von den Studienautoren einkalkuliert und nicht als Risikofaktor gewertet. Die Kollegen vermuten jedoch, dass die „Groomer“ auch eher zu riskanten Sexpraktiken neigen könnten. Zudem könne die Gefahr für sexuell übertragbare Erkrankungen durch beim Rasieren entstandene kleine Hautläsionen zunehmen. Eventuell sei es daher ratsam, nach der Verschönerung der Scham nicht gleich Sex zu haben, sondern etwas zu warten, bis die Haut geheilt sei.
1. Rowen TS et al. JAMA Dermatol 2016; 152: 1106-1113
2. Osterberg EC et al. Sex Transm Infect 2016; online first
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