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SGLT2-Hemmung schützt kranke und gesunde Diabetikernieren
Schätzungen zufolge geht fast die Hälfte aller Fälle von terminalem Nierenversagen auf das Konto eines Diabetes. Der Bedarf an neuen Therapieoptionen bleibt deshalb hoch, erklärte Professor Dr. Christoph Wanner, Nephrologe am Universitätsklinikum Würzburg: "Wir haben gelernt, dass wir das Risiko durch Blutdrucksenkung und RAS-Blockade senken können – aber seither ist 15 Jahre lang nichts mehr passiert." Das ändert sich anscheinend gerade.
Viele Patienten mit renalen Problemen bei Studienstart
Empagliflozin hat im vergangenen Jahr für Aufsehen gesorgt, als in der 7000-Patienten-Studie EMPA-REG OUTCOME (s. Kasten) erstmals für eines der modernen Antidiabetika eine Senkung des Sterberisikos an Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachgewiesen wurde. Dies vor dem Hintergrund, dass die Patienten bereits gut vorbehandelt waren – mit allem, was die Kardiologie zum Herzschutz zu bieten hat.
Viele Patienten wiesen bereits bei Studienstart renale Probleme auf. Etwa ein Viertel hatte eine geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) unter 60 ml/min, jeder Dritte eine Mikroalbuminurie. Ausgeschlossen waren Patienten mit terminalem Nierenversagen (eGFR unter 30 ml/min). In der Subgruppenanalyse zur Nephropathie wurde untersucht, ob Empagliflozin das Auftreten oder Fortschreiten einer Nierenschädigung verhindern kann. Dazu erfolgte alle drei Monate die Messung von Serumkreatinin und Urinalbumin.
Insgesamt reduzierte der SGLT2-Hemmer (Sodium dependent glucose cotransporter 2) Inzidenz und Progression der Nephropathie über rund drei Jahre um knapp 40 % – unabhängig davon, ob und wie stark die Nieren bereits geschädigt waren. "Empagliflozin wirkt offensichtlich auch bei schlechter Nierenfunktion", so Prof. Wanner.
Behandlung steuert der Hyperfiltration entgegen
Der Benefit erstreckte sich über alle geprüften Parameter (Verdopplung des Serum-Kreatinins, Makroalbuminurie, Dialysepflicht, Tod aus renaler Ursache). Praktisch alle Patientengruppen, unabhängig von Alter, Geschlecht, Blutzuckereinstellung und Begleitmedikation, profitierten von der Behandlung.
Was das Wirkprinzip betrifft, so geht Prof. Wanner davon aus, dass Empagliflozin der diabetesbedingten Druckerhöhung im Glomerulum und der resultierenden Hyperfiltration entgegensteuert. Dazu passt, dass die eGFR unter der Behandlung zunächst etwas abfiel, um sich dann zu stabilisieren. In der Placebogruppe sank die eGFR dagegen kontinuierlich weiter um etwa 2 ml/min pro Jahr.
Wird EMPA-REG OUTCOME die Therapie des Diabetes also verändern? Ja, wenn auch unter Vorbehalt, meint Professor Dr. William Herman von der University of Michigan in Ann Arbor. Die Ergebnisse lassen sich nicht auf alle Typ-2-Diabetiker übertragen, sondern gelten zunächst nur für ältere, kardiovaskulär hochgefährdete Typ-2-Patienten mit einem HbA1c zwischen 7 und 10 %. Bei ihnen "könnte Empagliflozin eine bevorzugte Therapieoption darstellen", so der Endokrinologe.
Quelle: 76. Kongress der ADA*
*American Diabetes Association
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