Diabetes: SGLT2-Hemmer schützen Herz und Nieren

Dr. Anja Braunwarth

SGLT2-Hemmer können Herz, Gefäße und Nieren von Diabetikern schützen. SGLT2-Hemmer können Herz, Gefäße und Nieren von Diabetikern schützen. © iStock.com/Fertnig

Egal, ob kardial vorerkrankt oder nicht: Typ-2-Diabetiker profitieren in jedem Fall von SGLT2-Hemmern. In einer neue Metaanalyse wurde jetzt bestätigt, dass die Substanzen Herz und Nieren schützen.

Pumpe (Herz), Leitungen (Gefäße), Filter (Nieren): In diesen Bereichen richtet Diabetes starken Schaden an. Trotz aller medizinischer Fortschritte bereiten Herz- und Niereninsuffizienzen Forschern wie Betroffenen noch immer Kopfzerbrechen, schreiben Dr. Subodh Verma von der Herzchirurgie am St. Michael’s Hospital der Universität Toronto und Kollegen.1

Moderne Natrium-Glukose-Transporter-2-Hemmer, kurz SGLT2, haben in puncto kardiorenaler Schutz zwar große Hoffnungen geweckt. Weil die Ergebnisse zwischen Erkrankten und Risikopopulationen stark variieren, bleiben aber Fragen offen. Fragen, denen das Team um Dr. Thomas A. Zelniker, Cardiovascular Division am Brigham and Women’s Hospital in Boston, nun in einer Metaanalyse nachging.2

Infarktrisiko bei KHK um 11 % gesenkt

Sie analysierten dazu die Daten von 34 322 Patienten (mittleres Alter 63,5 Jahre) aus drei randomisierten, kontrollierten Studien. 60,2 % der Teilnehmer hatten eine manifeste atherosklerotisch bedingte Herz-Kreislauf-Erkrankung, der Rest wies multiple Risikofaktoren auf. Insgesamt konnten die Wissenschaftler 3342 große kardiovaskuläre Ereignisse (Myokardinfarkt, Schlaganfall, Tod) verzeichnen. Hinzu kamen 2028 Tote oder Krankenhauseinweisungen durch Herzinsuffizienz sowie 766 renale Zwischenfälle, z.B. eine Verschlechterung der Nierenfunktion oder finales Versagen.

Durch die SGLT2-Inhibitoren ließ sich die Gefahr für Myokardinfarkt und kardiovaskulären Tod um 11 % bzw. 16 % senken – allerdings nur bei KHK-Patienten. Zudem profitierten Herzinsuffiziente mit oder ohne Vorschaden: Ihr Mortalitäts- und Hospitalisierungsrisiko sank unter den Antidiabetika um 23 % bzw. 31 %. Gleiches galt für den Progress einer Nierenerkrankung, der durch die Zuckersenker um 45 % zurückging – unabhängig von begleitenden Gefäßleiden.

Renoprotektiver Mechanismus noch nicht geklärt

Am stärksten machte sich dieser Effekt bemerkbar, wenn die GFR initial höher war. Je schwerer die Nieren der Patienten geschädigt waren, desto schlechter ließ sich das Fortschreiten aufhalten. Dafür mussten sie seltener wegen einer Herzinsuffizienz ins Krankenhaus, wenn sie die SGLT2-Hemmer einnahmen (12 % vs. 40 % mit niedrigstem initialen GFR).

Wie genau die Medikamente ihren renoprotektiven Mechanismus entfalten, ist noch nicht geklärt. Möglicherweise spielt die induzierte Natriurese eine Rolle, schreiben Dr. Zelniker und Kollegen. Sie kommen zu dem Schluss, dass SGLT2-Inhibitoren bei jedem Typ-2-Diabetiker erwogen werden sollten, mit oder ohne atherosklerotischem Gefäßleiden bzw. Herzinsuffizienz. Die Wirkstoffe reduzieren auf sichere Weise das HbA1c sowie die Hospitalisierungsgefahr und schützen darüber hinaus die Niere bei einem breiten Spektrum von Zuckerkranken. Auch die Kollegen aus Toronto sind der Meinung, dass SGLT2-Hemmer nun als First-line-Therapie direkt nach Metformin infrage kommen.

Quellen:
1. Verma S et al. Lancet 2019; 393: 3-5
2. Zelniker TA et al. A.a.O.: 31-39

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