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Diabetes und Herzschwäche: Tipps für die Behandlung zweier oft komorbid vorliegender Erkrankungen

Schon allein der Diabetes verlangt Betroffenen einiges ab: Glukosemonitoring, diätetische Maßnahmen, köperliche Aktivität, Gewichtsreduktion etc. Besteht zudem eine Herzinsuffizienz, müssen sie u.a. an Salzrestriktion denken. Kein Wunder, dass die Therapieadhärenz zu wünschen übrig lässt und Patienten ihre eigenen Prioritäten setzen (BZ-Messung ja, tägliches Wiegen nein).
Benötigt wird eine Hilfestellung durch den behandelnden Arzt und ein interdisziplinäres Konzept insgesamt, heißt es in einem wissenschaftlichen Statement von AHA* und HFSA** zum Thema Typ-2-Diabetes und Herzinsuffizienz. Schließlich triggert eine Erkrankung die andere. Liegen beide gemeinsam vor, verschlechtern sich Mortalität, Hospitalisierungsrate und Lebensqualität zusätzlich.
Für sonst gesunde Diabetiker sehen die meisten Leitlinien ein HbA1c-Ziel von ≤ 7 % vor. Herzschwache Patienten weisen offenbar eine U-förmige Mortalitätskurve auf, die ihren Tiefpunkt bei einem HbA1c zwischen 7 % und 8 % hat. Den Experten zufolge sollte sich der Wert in diesem Bereich bewegen, wobei die glykämische Kontrolle durchaus individuell an den Schweregrad der Insuffizienz und weitere Komorbiditäten angepasst werden kann.
Auch bei Herzschwäche gilt Metformin als angemessene First-Line-Therapie (s. Kasten unten). Das Medikament sei effektiv, sicher und wird allgemein gut toleriert, schreiben die US-Kollegen. Ebenso eignen sich SGLT2-Inhibitoren. Sekundäranalysen der entsprechenden kardiovaskulären Outcome-Studien zeigten eine Reduktion der herzinsuffizienzbedingten Hospitalisierungen.
Von der Theorie in die Praxis
Glitazone erhöhen Risiko für Hospitalisierungen
Weniger infrage kommen DPP4-Hemmer (Risiko-Nutzen-Verhältnis bei den meisten Vertretern ungünstig). Von Glitazonen raten die Autoren ab, sie erhöhen das Risiko für herzinsuffizienzbedingte Hospitalisationen. GLP1-Agonisten sollte man vor allem bei einer kürzlich dekompensierten Insuffizienz mit reduzierter Ejektionsfraktion (HFrEF) zurückhaltend einsetzen. Zwei kleinere Studien deuteten in diesem Fall auf ein schlechteres Outcome hin. Für Patienten mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF) fehlen zuverlässige Daten. Sulfonylharnstoffe oder Insulin kommen vorzugsweise erst dann ins Spiel, wenn eine ausreichende glykämische Kontrolle ausbleibt. Obwohl gerade Herzschwache häufig erstere erhalten, wurde der klinische Verlauf unter der Medikation noch nicht randomisiert untersucht. Eine laufende Studie mit Linagliptin vs. Glimepirid soll diese Lücke schließen. Bei begleitender Niereninsuffizienz gibt es ebenfalls nur begrenzt Evidenz bezüglich der optimalen glukosesenkenden Behandlung. Über einer eGFR von 30 ml/min/1,73 m2 bleibt Metformin erste Wahl. Insulin eignet sich (ggf. dosisadaptiert) bei jeder eGFR. Hingegen sollte man langwirkende Sulfonylharnstoffe meiden. SGLT2-Hemmer erscheinen aufgrund ihres nephroprotektiven Potenzials vielversprechend, Sicherheitsdaten bei schwer eingeschränkter Nierenfunktion stehen allerdings noch aus. Die Therapie der Herzinsuffizienz richtet sich nach den entsprechenden Leitlinien. Unabhängig vom Diabetes-Status sei der Benefit von RAAS-Hemmern, ARNI, Betablockern, Ivabradin und ICD/CRT gut belegt, so die US-Kollegen.Diabetestherapie am Herzlimit
Patientenedukation darf bei Niereninsuffizienz nicht fehlen
Zudem verbessern ACE-Hemmer, Angiotensinrezeptor-Blocker und ARNI bei HFrEF-Patienten die glykämische Kontrolle, während Spironolacton diese moderat verschlechtern könnte. Unter den Betablockern hat Carvedilol möglicherweise den günstigsten Effekt auf die BZ-Einstellung. Kommen HFrEF, Diabetes und moderate Niereninsuffizienz zusammen, startet die Behandlung mit einem niedrig dosierten RAAS-Hemmer. Unter Kontrolle der renalen Funktion und des Kaliumspiegels wird dann auftitriert. Auch eine Patientenedukation darf nicht fehlen. Betroffene sollten Kaliumsupplemente und stark kaliumhaltige Lebensmittel meiden und auf Medikamente verzichten, die das Hyperkaliämierisiko erhöhen (z.B. NSAR). * Amercian Heart Association
** Heart Failure Society of America
Quelle: Dunlay SM et al. Circulation 2019; 140: e294-e324; DOI: doi.org/10.1161/CIR.0000000000000691
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