Welchen Zusatznutzen haben SGLT2-Hemmer in der Diabetestherapie?

In den vergangenen Jahren gewannen die SGLT2*-Hemmer zunehmend an Bedeutung in der Diabetestherapie. Grund dafür war, dass die Gliflozine nicht nur den Blutzucker senken, sondern zusätzlich vor Herz-Kreislauf-Komplikationen schützen und langfristig die Nierenfunktion stabilisieren, berichten Professor Dr. Jan Menne­ von der Klinik für Nieren- und Hochdruckerkrankungen der Medizinischen Hochschule Hannover und Kollegen.

SGLT2-Inhibitoren hemmen die renale Glukosereabsorption. Das spült den Zucker aus dem Körper. Da dies allerdings zu Hypovolämie, transglomerulärem Druckverlust oder hypoxischen Schäden des Nierenmarks führen kann, stehen Gliflozine im Verdacht, akute Nierenkomplikationen zu begünstigen. 2016 veröffentlichte die US-amerikanische Food and Drug Administration eine entsprechende Sicherheitswarnung. Doch die Sorge ist wahrscheinlich unbegründet, meinen die Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover nach der Analyse von 116 randomisierten sowie vier großen Beobachtungsstudien­.

In die Analyse flossen die Daten von über 180 000 Patienten ein. Obwohl die Gefahr hypovolämischer Ereignisse unter Gliflozinen um 20 % stieg, senkte deren Einnahme das Risiko der Teilnehmer für eine akute Nierenfunktionsstörung. Je nach Studientyp und Definition des renalen Endpunkts reduzierte sich die Wahrscheinlichkeit um 25 bis 60 %.

Einzelne Wirkstoffe wirken ähnlich renoprotektiv

Die einzelnen Wirkstoffe Dapagliflozin, Canagliflozin und Empagliflozin unterschieden sich im Hinblick auf die renoprotektive Effektivität nicht wesentlich. Letzteres schnitt aber in der Komedikation mit ACE-Hemmern oder AT1-Antagonisten etwas besser ab. Was jetzt nach Meinung der Wissenschaftler noch fehlt, ist eine prospektive Studie, um ihre Ergebnisse zu bestätigen und in spezifischeren Kohorten z.B. Hochrisikopatienten zu unter­suchen.

* sodium dependent glucose cotransporter-2

Quelle: Menne J et al. PLoS Med 2019; 16: e1002983; DOI: 10.1371/journal.pmed.1002983