
Sinus pilonidalis gleich plastisch sanieren
Der Sinus pilonidalis geht oft mit akuten Abszessen und der Bildung von entzündeten Gängen mit Hautöffnungen – sogenannten pits – entlang der Rima ani einher. Mit einer Inzidenz von 26/100 000 ist es keine seltene Erkrankung. Männer erkranken häufiger als Frauen, wie Dr. Andreas Ommer, End- und Dickdarm-Zentrum Essen, ausführte.
Viele Patienten mit chronischem Sinus pilonidalis verspüren keine Symptome. Dann ist auch nicht unbedingt sofort eine Therapie erforderlich, denn es gibt keinen Anhalt dafür, dass der Prozess automatisch fortschreitet. Nicht selten aber stellt ein Abszess die Erstmanifestation dar, der dringlich eröffnet und drainiert werden muss. Nach Abklingen der akuten Entzündung kann sich dann die definitive Versorgung anschließen.
Bei diesem Sinus pilonidalis erfolgte die Operation nach Karydakis. Die Wunde liegt danach außerhalb der Mittellinie.
Quelle Abb.: Dr. Andreas Ommer, End- und Dickdarm-Zentrum Essen
Eine Heilung lässt sich nur auf operativem Weg erreichen. Bei lokal begrenzten Befunden bietet sich das pit picking an, ein minimal invasiver Eingriff, der ambulant und in Lokalanästhesie erfolgen kann. Die Öffnungen werden dabei sparsam ausgeschnitten und seitlich drainiert. Bearbeitet man nur wenige pits, braucht der Patient nicht unbedingt eine Krankschreibung. Er muss aber eine Aufklärung darüber erhalten, dass die Rezidivwahrscheinlichkeit bei 20–25 % liegt.
Heilung in drei Monaten bei offener Wundbehandlung
Am häufigsten kommt heute die großzügige Exzision mit offener Wundbehandlung zur Anwendung, zu der es gute Evidenz aus prospektiven randomisierten Studien gibt. Die Rezidivrate beträgt hierbei 2–13 %. Die Abheilung der Wunde nimmt jedoch bis zu drei Monate in Anspruch und der Patient ist für mehr als einen Monat arbeitsunfähig.
Deutlich schnellere Erholung versprechen plastische Verfahren, beispielsweise die Operation nach Karydakis. Der betroffene Bereich wird so lateral verschoben exzidiert, dass die Naht nach Mobilisation der seitlichen Wundränder lateral der Mittellinie zu liegen kommt bei gleichzeitiger leichter Abflachung der Rima ani. Die Literatur nennt für dieses Verfahren relativ niedrige Rezidivraten von 0–6 %. Die Patienten können nach Entfernen der Fäden, d.h. nach 10–14 Tagen, wieder arbeiten gehen.
Injektion von Phenollösung nicht mehr zugelassen
Die lange standardmäßig durchgeführte Exzision mit primärer Mittelliniennaht empfehlen die Experten heute nicht mehr, da die Wunde nach Mittellinienverschluss schlecht abheilt. Ebenfalls out: eines der ältesten Therapieverfahren – die Injektion von Phenollösung in die Öffnungen, eventuell verbunden mit einer Kürettage. Wegen der hohen Toxizität von Phenol ist diese Therapie in Deutschland nicht zugelassen.
Bei stark behaarten Menschen kann postoperativ eine Laser-Epilation durchgeführt werden, um Rezidive zu verhindern. Vom Rasieren riet Dr. Ommer ab, da es eine ständige Hautreizung bedeutet.
Quelle: 41. Deutscher Koloproktologen-Kongress
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