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So bekommt man Erschöpfung, Schmerzen und andere Beschwerden besser in den Griff

Das chronische Fatigue-Syndrom (CFS) bleibt bei bis zu 90 % der Patienten unerkannt. Das liegt womöglich daran, dass immer noch viele Kollegen die Erkrankung nicht ausreichend kennen oder nicht ernst nehmen, schreiben Dr. Lucinda Bateman vom Bateman Home Center of Excellence in Salt Lake City und ihre Kollegen. Und selbst wenn sie diagnostiziert wird, sind die folgenden Behandlungen häufig ineffektiv bis schädlich. Denn das CFS ist nicht einfach ein Erschöpfungssyndrom, dem mit ein bisschen kognitiver Verhaltenstherapie oder körperlichem Training beizukommen ist. Im Gegenteil – Letzteres verstärkt die Beschwerden sogar.
CFS und myalgische Enzephalomyelitis (ME) beischreiben beide dieselbe Erkrankung, so die Autoren. International ist aktuell die Kombinationsbezeichnung ME/CFS gebräuchlich, in Deutschland spricht man meist nur von CFS. Es manifestiert sich durchschnittlich in einem Alter von 33 Jahren, die Peaks liegen zwischen 10 und 19 sowie 30 und 39 Jahren, Frauen sind häufiger betroffen. Mittlerweile gilt das CFS als Multisystemerkrankung. Man unterscheidet Kardinalsymptome und Begleitkriterien. Manche Patienten haben zudem erkältungsartige Beschwerden und sind gegenüber äußeren Reizen überempfindlich.
Chronische Fatigue als Folge von COVID-19
In bis zu 80 % der Fälle geht den Beschwerden eine Infektion voraus, daher auch manchmal der Name postvirales Fatigue-Syndrom. Beobachtet wurde dies z.B nach Mononukleose, Giardiasis, Q-Fieber, EBV-Infektionen oder SARS. Wie eine deutsche Studie belegt, sind auch SARS-CoV-2-Infektionen davon nicht ausgenommen. Bei der Hälfte der Patienten, die sich sechs Monate nach COVID-19 noch krank fühlten, trafen die Kriterien für ein CFS zu. Passend zu assoziierten Infektionen zeigen sich bei den Patienten oft immunologische Veränderungen: reduzierte Zahl an Killerzellen, niedrige Ig-Spiegel oder pathologische Veränderungen bei den Zytokinen. Unklar bleibt, was davon allerdings Henne oder Ei ist.
Kein Tiger im Tank
Bei Medikamenten niedrige Dosierungen bevorzugen
Generell gibt es pharmakologische (off label) und nicht-pharmakologische Behandlungsoptionen. Medikamente sollten möglichst niedrig dosiert werden, da CFS-Patienten oft unter Arzneimittelunverträglichkeiten leiden. Der immer noch häufig gegebene Rat, sich aufzuraffen und sich mehr zu bewegen, ist heute obsolet. Der PEM können Patienten entgegensteuern, indem sie körperliche und geistige Aktivitäten sorgfältig planen, um mit ihrer Energie besser hauszuhalten. Beim „Energiesparen“ helfen u.a. elektrobetriebene Rollstühle, Duschstühle oder – ganz simpel – ein Behindertenausweis, der z.B. nahes Parken und kurze Laufwege ermöglicht. Trigger wie Licht und Geräusche lassen sich mit Ohrstöpseln oder Sonnenbrille ausschalten. Die ausreichende Zufuhr von Salz und Flüssigkeit und das Tragen von Kompressionsstrümpfen vermindern orthostatische Dysregulationen. Reicht dies nicht, empfehlen die Kollegen den Einsatz u.a. von Fludrocortison, Alpha-Agonisten, niedrig dosierten Betablockern, Desmopressin oder Ivabradin.Ist es ein chronisches Fatigue-Syndrom? | |
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Hauptkriterien |
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Begleiterscheinungen |
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Für die Diagnose CFS müssen in 50 % der Zeit alle drei Hauptsymptome und mindestens eines der beiden Begleitkriterien zutreffen. |
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