
So überwachen Sie Ihre Patienten mit chronischer Pankreatitis
Patienten mit chronischer Pankreatitis haben eine um 10 bis 12 Jahre kürzere Lebenserwartung als die Normalbevölkerung. Ob man das Leben der Betroffenen verlängern könnte und wie sie dazu überwacht werden müssen, ist in Studien kaum untersucht, erklärte Professor Dr. Volker Keim von der Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie und Rheumatologie am Universitätsklinikum Leipzig.
Die gültigen Leitlinien geben ein sechs- bis zwölfmonatiges Kontrollintervall an, um behandelbare Komplikationen frühzeitig zu erkennen. An Komplikationen werden genannt:
- endo- und exokrine Insuffizienz,
- akute Schübe,
- Pseudozysten,
- Cholestase und
- das erhöhte Risiko für das Auftreten eines Pankreaskarzinoms.
Vor allem bei Letzterem schätzt der Referent die Relevanz als nicht allzu hoch ein. Untersuchungen zeigen, dass nur 1 bis 5 % der Kranken ein Pankreaskarzinom entwickeln. Außerdem lässt sich dieser Tumor mit keinem diagnostischen Verfahren zuverlässig detektieren, erinnerte Prof. Keim.
Chronische Pankreatitis senkt Lebensererwartung um zehn Jahre
In Studien zu Todesursachen von Patienten mit chronischer Pankreatitis führten kardiovaskuläre, pulmonale und andere maligne Erkrankungen viel häufiger zum Tod als das Pankreaskarzinom. Daher sollte man diesen Erkrankungen beim Screening besondere Aufmerksamkeit schenken, auch wenn sie in der Leitlinie nicht erwähnt werden, empfahl der Kollege.
Ein wichtiger Risikofaktor für das Versterben von Pankreatitispatienten ist ein niedriges Körpergewicht bzw. ein niedriger BMI. An diesem Punkt kann der Arzt therapeutisch eingreifen. Denn mit einer Malnutrition geht in der Regel auch ein Vitaminmangel einher. Der Referent riet in solchen Fällen zur Substitution mit Multivitaminpräparaten. Einzelne Vitamine zu bestimmen, um dem Defizit genau auf den Grund zu gehen, sei mühsam und teuer. Auch bleibt die Relevanz einzelner Mangelzustände bislang ungeklärt.
Die Malnutrition feststellen |
Folgende Parameter eignen sich zur Feststellung einer Mangelernährung:
Ungeeignet ist hingegen die Bestimmung von:
|
Malnutrition und Vitaminmangel gezielt behandeln
Obwohl es keine gute Evidenz für das Screening bei chronischer Pankreatitis gibt, hat Prof. Keim eine konkrete Empfehlung abgegeben: Initial und postoperativ nach drei Monaten sucht er anamnestisch und bei der klinischen Untersuchung nach Nichtpankreasmalignomen. Für das Diabetesscreening werden Blutzucker und HbA1c bestimmt – eventuell ergänzt durch ein BZ-Tagesprofil sowie einen Glukosebelastungstest.
Der Experte stellt den Ernährungsstatus fest (s. Kasten) und lässt im Labor Bilirubin, γ-GT sowie CRP bestimmen. Als Bildgebung eignet sich seines Erachtens ein qualifizierter Ultraschall der Bauchspeicheldrüse.
Bei einem stabilen Patienten erfolgen dann alle sechs bis zwölf Monate Routinekontrollen. Dabei sind wieder die gleichen Untersuchungen fällig. Lediglich bei der Diabetessuche beschränkt sich Prof. Keim auf die Messung des Blutzuckers. Zur Untersuchung des Ernährungszustandes bestimmt er den BMI, die fettfreie Körpermasse und/oder die Griffstärke.
Quelle: Viszeralmedizin, Leipzig, September 2015
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