Sowohl in der Erstlinie als auch im Rezidiv bringen moderne Konzepte Vorteile

ASH 2023 Josef Gulden

Eine Therapie für CLL Patient:innen soll in Zukunft chemotherapiefrei und zeitlich limitiert sein. Eine Therapie für CLL Patient:innen soll in Zukunft chemotherapiefrei und zeitlich limitiert sein. © MP Studio – stock.adobe.com

Die Behandlung der CLL geht derzeit ganz klar in Richtung von chemotherapiefreien und zeitlich limitierten Regimen. Damit lassen sich sowohl in der Erstlinie als auch im Rezidiv tiefe Remissionen erreichen. Durch die MRD-Bestimmun wird die Behandlung individueller.

Zur neu diagnostizierten CLL läuft u.a. die ­CLL13-Studie (GAIA), in der 926 fitte und therapienaive Patient:innen ohne TP53-Mutationen in vier verschiedene Arme randomisiert wurden:

  • Kontrolle: Standard-Chemoimmuntherapien (CIT) mit Fludarabin, Cyclophosphamid und Rituximab oder Bendamustin und Rituximab
  • Rituximab plus Venetoclax (RV)
  • Obinutuzumab plus Venetoclax (GV) 
  • Obinutuzumab + Ibrutinib + Venetoclax (GIV)

Die drei experimentellen Regime wurden über zwölf Zyklen gegeben. Die Autor:innen legten zwei ko-primäre Endpunkte fest: 

  • der Anteil an Personen mit nicht detektierbarer minimaler Resterkrankung (MRD) zu Monat 15
  • das PFS

Dr. ­Moritz ­Fürstenau von der Uniklinik Köln präsentierte aktualisierte Ergebnisse, nachdem alle Teilnehmenden die Studienmedikation mittlerweile beendet haben.1 Die PFS-Ergebnisse waren wie folgt:

  • GV vs. CIT: HR 0,47 p < 0,001 
  • GIV vs. CIT: HR 0,30; p < 0,001
  • GV vs. RV: HR 0,57 p = 0,001 
  • GIV vs. RV: HR 0,38; p < 0,001

Zwischen GV und GIV fiel der Unterschied nicht signifikant aus (HR 0,63; p = 0,03), aber in der Subgruppe von Patient:innen mit unmutiertem IGHV erwies sich GIV als signifikant überlegen (HR 0,58; 95%–KI 0,36–0,94; p = 0,025). Die Vier-Jahres-Raten für das PFS betrugen

  • 62,0 % (Chemoimmuntherapie),
  • 70,1 % (RV), 
  • 81,8 % (GV) und
  • 85,5  % (GIV).

In einer multivariaten Analyse stellten sich in den gepoolten GV- und GIV-Armen unmutiertes IGHV sowie ein Lymphknoten-Bulk als unabhängige Risikofaktoren für ein kürzeres PFS heraus.

Bezüglich der MRD-Bestimmung war eine molekulargenetische Methode mittels Next Generation Sequencing mit einer Sensitivität von < 10-6 der konventionellen Durchflusszytometrie (< 10-4) überlegen: In allen Studienarmen wiesen die Patient:innen mit MRD-Negativität < 10-6 ein längeres PFS auf als diejenigen mit MRD-Werten zwischen 10-4 und 10-6. Unter GIV war der Anteil von Personen mit sehr tiefer Remission (< 10-6) etwas höher als unter GV (66,2 % vs. 60,3 %). 

Fazit CLL13-Studie

Die Regime mit Obinutuzumab waren in der CLL13-Studie den anderen nach mehr als vier Jahren Nachbeobachtung überlegen, resümierte Dr. Fürstenau; Patient:innen mit unmutiertem IGHV schienen von der Zugabe von Ibrutinib (GIV versus GV) zusätzlich zu profitieren.

Dreierkombination scheint vielversprechend

Darüber hinaus berichtete Dr. ­Fürstenau von der Phase-2-Studie ­CLL2-BAAG, in der Erkrankte mit rezidivierter oder refraktärer CLL Acalabrutinib in Kombination mit Venetoclax und Obinutuzumab erhielten.2 Wurde eine MRD-Negativität auf einem Niveau von < 10-4 erzielt, konnten die Patient:innen die anschließende Erhaltungstherapie mit den drei Medikamenten beenden; ansonsten wurden alle Substanzen für bis zu 24 Monate weiter gegeben.

Von 45 auswertbaren Personen erreichten 25 (55,6 %) vor Ablauf der zwei Jahre eine MRD-Negativität und stoppten die Behandlung. 93,3 % wurden zu irgendeinem Zeitpunkt im Studienverlauf MRD-negativ; darunter auch 17 von 18 Erkrankten, die vorher bereits Venetoclax und/oder einen BTK-Inhibitor erhalten hatten, sowie 13 von 14 Patient:innen mit TP53-Aberrationen. Der MRD-negative Status wurde im Median 5,4 Monate nach Beginn der Studienmedikation erreicht. 

Das PFS nach 30 Monaten betrug 88,2 %. Für Patient:innen mit TP53-Mutationen (85,7 %) sowie für die mit BTK-Inhibitoren und/oder Venetoclax vorbehandelten (93,3 %) fiel es ähnlich hoch aus.

Insgesamt bewährte sich in der Studie die MRD-gestützte Gabe der Erhaltungstherapie: Auch Patient:innen, die zunächst keine MRD-Negativität aufwiesen, hatten im weiteren Verlauf gute Chancen, dies unter der Dreierkombination zu erreichen.

Quellen:
1. Fürstenau M et al. 65th ASH Annual Meeting; Abstract 635
2. Fürstenau M et al. 65th ASH Annual Meeting; Abstract 203

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