
Sowohl in der Erstlinie als auch im Rezidiv bringen moderne Konzepte Vorteile

Zur neu diagnostizierten CLL läuft u.a. die CLL13-Studie (GAIA), in der 926 fitte und therapienaive Patient:innen ohne TP53-Mutationen in vier verschiedene Arme randomisiert wurden:
- Kontrolle: Standard-Chemoimmuntherapien (CIT) mit Fludarabin, Cyclophosphamid und Rituximab oder Bendamustin und Rituximab
- Rituximab plus Venetoclax (RV)
- Obinutuzumab plus Venetoclax (GV)
- Obinutuzumab + Ibrutinib + Venetoclax (GIV)
Die drei experimentellen Regime wurden über zwölf Zyklen gegeben. Die Autor:innen legten zwei ko-primäre Endpunkte fest:
- der Anteil an Personen mit nicht detektierbarer minimaler Resterkrankung (MRD) zu Monat 15
- das PFS
Dr. Moritz Fürstenau von der Uniklinik Köln präsentierte aktualisierte Ergebnisse, nachdem alle Teilnehmenden die Studienmedikation mittlerweile beendet haben.1 Die PFS-Ergebnisse waren wie folgt:
- GV vs. CIT: HR 0,47 p < 0,001
- GIV vs. CIT: HR 0,30; p < 0,001
- GV vs. RV: HR 0,57 p = 0,001
- GIV vs. RV: HR 0,38; p < 0,001
Zwischen GV und GIV fiel der Unterschied nicht signifikant aus (HR 0,63; p = 0,03), aber in der Subgruppe von Patient:innen mit unmutiertem IGHV erwies sich GIV als signifikant überlegen (HR 0,58; 95%–KI 0,36–0,94; p = 0,025). Die Vier-Jahres-Raten für das PFS betrugen
- 62,0 % (Chemoimmuntherapie),
- 70,1 % (RV),
- 81,8 % (GV) und
- 85,5 % (GIV).
In einer multivariaten Analyse stellten sich in den gepoolten GV- und GIV-Armen unmutiertes IGHV sowie ein Lymphknoten-Bulk als unabhängige Risikofaktoren für ein kürzeres PFS heraus.
Bezüglich der MRD-Bestimmung war eine molekulargenetische Methode mittels Next Generation Sequencing mit einer Sensitivität von < 10-6 der konventionellen Durchflusszytometrie (< 10-4) überlegen: In allen Studienarmen wiesen die Patient:innen mit MRD-Negativität < 10-6 ein längeres PFS auf als diejenigen mit MRD-Werten zwischen 10-4 und 10-6. Unter GIV war der Anteil von Personen mit sehr tiefer Remission (< 10-6) etwas höher als unter GV (66,2 % vs. 60,3 %).
Fazit CLL13-Studie
Die Regime mit Obinutuzumab waren in der CLL13-Studie den anderen nach mehr als vier Jahren Nachbeobachtung überlegen, resümierte Dr. Fürstenau; Patient:innen mit unmutiertem IGHV schienen von der Zugabe von Ibrutinib (GIV versus GV) zusätzlich zu profitieren.
Dreierkombination scheint vielversprechend
Darüber hinaus berichtete Dr. Fürstenau von der Phase-2-Studie CLL2-BAAG, in der Erkrankte mit rezidivierter oder refraktärer CLL Acalabrutinib in Kombination mit Venetoclax und Obinutuzumab erhielten.2 Wurde eine MRD-Negativität auf einem Niveau von < 10-4 erzielt, konnten die Patient:innen die anschließende Erhaltungstherapie mit den drei Medikamenten beenden; ansonsten wurden alle Substanzen für bis zu 24 Monate weiter gegeben.
Von 45 auswertbaren Personen erreichten 25 (55,6 %) vor Ablauf der zwei Jahre eine MRD-Negativität und stoppten die Behandlung. 93,3 % wurden zu irgendeinem Zeitpunkt im Studienverlauf MRD-negativ; darunter auch 17 von 18 Erkrankten, die vorher bereits Venetoclax und/oder einen BTK-Inhibitor erhalten hatten, sowie 13 von 14 Patient:innen mit TP53-Aberrationen. Der MRD-negative Status wurde im Median 5,4 Monate nach Beginn der Studienmedikation erreicht.
Das PFS nach 30 Monaten betrug 88,2 %. Für Patient:innen mit TP53-Mutationen (85,7 %) sowie für die mit BTK-Inhibitoren und/oder Venetoclax vorbehandelten (93,3 %) fiel es ähnlich hoch aus.
Insgesamt bewährte sich in der Studie die MRD-gestützte Gabe der Erhaltungstherapie: Auch Patient:innen, die zunächst keine MRD-Negativität aufwiesen, hatten im weiteren Verlauf gute Chancen, dies unter der Dreierkombination zu erreichen.
Quellen:
1. Fürstenau M et al. 65th ASH Annual Meeting; Abstract 635
2. Fürstenau M et al. 65th ASH Annual Meeting; Abstract 203
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