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Splitting der Chemotherapie in prä- und postoperativ reduziert Rezidivrisiko

Patient:innen mit Kolonkarzinom erhalten standardmäßig eine adjuvante Therapie, in der Regel mit Oxaliplatin und Fluoropyrimidinen. Eine neoadjuvante Komponente bringt möglicherweise mehrere Vorteile: Sie kann bewirken, dass der Tumor schrumpft und dadurch eine R0-Resektion erleichtern sowie das Risiko für die intraoperative Streuung von Krebszellen minimieren. Außerdem lassen sich damit lange vor der adjuvanten Behandlung Mikrometastasen bekämpfen, was besonders attraktiv erscheint: Denn durch die Operation werden Wachstumsfaktoren aktiviert, die eine Tumorproliferation stimulieren. Überdies lässt sich das Ansprechen auf die neoadjuvante Therapie messen und das kann möglicherweise für die Planung des weiteren Vorgehens hilfreich sein.
Für die FOxTROT*-Studie randomisierten Forschende um Prof. Dr. Dion Morton, Universitätsklinikum Birmingham, Kolonkarzinomerkrankte im Verhältnis 2:1:
- Im experimentellen Arm erhielten die Teilnehmenden sechs Wochen lang Oxaliplatin-Fluoropyrimidin vor der Operation und für 18 Wochen danach
- In der Kontrolle wurden sie nur postoperativ über 24 Wochen behandelt
In der Prüfgruppe unterzogen sich 686 von 699 Personen (98,1 %) einem chirurgischen Eingriff, wovon 606 Patient:innen (87 %) die neoadjuvante Therapie beendeten. In der Kontrolle wurden 351 von 354 Erkrankten (99,2 %) operiert.
Panitumumab ohne Zusatznutzen
In einer weiteren Randomisierung erhielt die Hälfte der Patient:innen im experimentellen Arm, sofern ihr Tumor einen RAS-Wildtyp aufwies, zusätzlich zur neoadjuvanten Chemotherapie den EGFR-Antikörper Panitumumab. Dies beeinflusste das Ergebnis nicht. Darüber hinaus zogen Erkrankte mit Mismatch-Repair-defizienten Karzinomen keinen Nutzen aus der neoadjuvanten Behandlung.
Signifikante Überlegenheit der neoadjuvanten Strategie
Bei 30 Teilnehmenden im experimentellen Arm (4,3 %) erfolgte die Resektion wegen obstruktiver Symptome vorzeitig, aber insgesamt kam es hier zu weniger schweren postoperativen Komplikationen als unter der reinen Adjuvanz. T- und N-Stadium sowie die Tumorgröße insgesamt verringerten sich durch die neoadjuvante Chemotherapie deutlich (für alle Parameter p < 0,001). Das Vorgehen im Prüfarm ermöglichte darüber hinaus mit 94 % vs. 89 % häufiger eine histopathologische komplette Resektion als in der Kontrolle (p < 0,001). Auch hinsichtlich des primären Endpunkts – residuelle Erkrankung oder Rezidiv nach zwei Jahren – erwies sich die neoadjuvante Strategie mit 16,9 % vs. 21,5 % als signifikant überlegen (Rate Ratio 0,72; p = 0,037). Die Rezidivfreiheit korrelierte zudem stark mit dem Ausmaß der Tumorregression nach der Neoadjuvanz.
Eine sechswöchige Chemotherapie kann vor der Operation sicher durchgeführt werden, resümieren die Autor:innen. Dies führe zu einer substanziellen Tumorregression und besserer Krankheitskontrolle, als wenn die Behandlung nur postoperativ erfolgt. Überdies könnte sich das Ansprechen auf die Neoadjuvanz als hilfreich für die weitere Therapieplanung erweisen.
* Fluorouracil, Oxaliplatin and Targeted Receptor pre-Operative Therapy
Quelle:
Morton D et al. J Clin Oncol 2023; DOI: 10.1200/JCO.22.00046
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