Spock und Klingonen im Wartezimmer

Friederike Klein

Aufgrund der Hauterscheinungen heißen die Komplikationen wie Charaktere bzw. ein Volk des SciFi-Franchise. Aufgrund der Hauterscheinungen heißen die Komplikationen wie Charaktere bzw. ein Volk des SciFi-Franchise. © iStock/BrendanHunter, iStock/benimage

Stark hochgezogene Augenbrauen wie beim vulkanischen Offizier des Raumschiffs Enterprise sind ein häufiges Phänomen nach Botulinumtoxin-Therapie an der Stirn. Ein Experte erklärt, wie auf diese oder andere unerwünschte ästhetische Folgen der Behandlung reagiert werden kann.

Das Spock-Phänomen (auch Mephisto-Augenbraue) wird durch eine kompensatorische Überaktivierung der seitlichen Fasern des Musculus frontalis verursacht, erläuterte Dr. Said Hilton, niedergelassener Hautarzt in Düsseldorf. Der Muskelzug ist noch bis zum oberen Haaransatz möglich. Die Patienten zeigen das Phänomen oft schon im entspannten Zustand und ähneln daher den Vulkaniern aus dem Star-Trek-Franchise. 

Es ist ein Zeichen, dass der laterale Anteil des M. frontalis nicht ausreichend behandelt wurde. Meist wurden die Injektionen zu medial gesetzt, ist Dr. Hiltons Erfahrung. Statt sich an der Mediopupillarlinie zu orientieren, injiziert er in Höhe des Augenaußenwinkels. 

Vorsichtig nachinjizieren und einmassieren

Als Therapie des Spock-Phänomens empfahl er das tiefe Injizieren von 2–4 Einheiten (0,05-0,1 ml) jeweils in zwei Punkte (bei einseitigem Spock nur einen) auf der Mittellinie zwischen Haaransatz und Orbitarand, ca. 0,5 cm der lateralen Kanthuslinie. Die Injektion sollte senkrecht erfolgen, sodass man eine kleine „Bubble“ sieht, die dann einmassiert wird. 

Noch häufiger als das Spock-Phänomen sind Kommafältchen, d.h. kleine (≤ 2 cm) horizontale Falten über den Brauen. Sie entstehen, weil nur der obere Anteil des Musculus frontalis stillgelegt wurde und die kaudalen augenbrauennahen Anteile noch stark aktiv sind. Eine Fehlerquelle sind zu hoch gesetzte Stirnpunkte der Botulinumtoxin-Injektion (oberhalb von 3 cm). Es kann aber auch nach einer korrekten Injektion vorkommen, als Kompensationsmechanismus bei Patienten mit tiefen Augenbrauen/Schlupflidern­. 

Die Nachinjektion muss vorsichtig erfolgen. „Wir sind da immer etwas in der Zwickmühle“, gab Dr. Hilton zu. Alles, was unterhalb der Mittellinie injiziert wird, kann zu einem Absacken der Augenbrauen führen. Bei Patienten, die zu Schlupflidern tendieren, werden die Schlupflider deutlicher und die Schwere der Augenbrauen ist nicht nur sichtbar, sondern für den Patienten auch fühlbar, betonte Dr. Hilton. 

Er empfahl, in die „Danger Zone“ 1 cm oberhalb der Augenbraue und ca. 0,5 cm rechts und links der lateralen Kantuslinie ganz oberflächlich sehr kleine Mengen (1 E/Punkt = 0,0254 ml) in eine intradermale Quaddel zu injizieren. Bei tieferer Injektion besteht die Gefahr, dass das Toxin in die Orbita diffundiert, bis zum M. levator palpebrae gelangt und dann eine klassische Lidptose hervorruft. 

Häufig tritt die Lidptose nicht direkt nach der Botulinum-Injektion, sondern erst ein bis zwei Wochen später auf. Für diese Komplikation gibt es keine Therapie. Meist bessert sich die Lidptose innerhalb von ein bis zwei Monaten von selbst, die richtige Führung dieser Patienten ist daher besonders wichtig. Dr. Hilton empfahl, den Betroffenen zu befeuchtenden Augentropfen im Sinne eines Placebos zu raten und abzuwarten. In der Literatur werden außerdem noch Iopidine-Tropfen genannt, da sie den Müller‘schen Muskel aktivieren.

Um die Lidptose zu vermeiden, sollte die Nadelspitze immer weg vom Auge zeigen und eine Injektion oberhalb des knöchernen Orbita-Randes beziehungsweise im Falle von augenbrauennah gesetzten Punkten unbedingt immer oberflächlich erfolgen. 

Zudem sollte man die Korrugatoren immer nur im medialen Bereich injizieren, ergänzte Dr. Hilton – er sieht die Lidptose besonders häufig nach einer Glabellabehandlung, bei der nach unzureichendem Therapieerfolg lateral auf Höhe der Pupillenlinie nachinjiziert wurde. „Lieber mal ein Kommafältchen zu viel oder ein bisschen Bewegung übrig lassen, als eine Lidptose riskieren“, ist sein Credo. 

Bei der Behandlung der Glabella kann es zudem zu einer Hautptose kommen, die in bester Star-Trek-Manier Klingonenzeichen genannt wird. Durch zu weit cranial gesetzte Injektionspunkte kommt es zum Absacken der medialen Augenbrauen und der medialen Stirn. Statt des Musculus corrugator supercilii wurden die unteren Fasern des Musculus frontalis entspannt. „Das hebt sich von alleine wieder“, gibt der Kollege aus Düsseldorf Entwarnung, „aber beim nächsten Mal sollte man da etwas vorsichtiger sein!“

Quelle: 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie

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Aufgrund der Hauterscheinungen heißen die Komplikationen wie Charaktere bzw. ein Volk des SciFi-Franchise. Aufgrund der Hauterscheinungen heißen die Komplikationen wie Charaktere bzw. ein Volk des SciFi-Franchise. © iStock/BrendanHunter, iStock/benimage