
Sterilisation gewünscht: Über Vasektomie-Risiken aufklären!
Toll, wenn der Mann Verantwortung für die Verhütung übernimmt, finden viele Frauen. In Deutschland nehmen inzwischen etwa 2 % der Männer die Vasektomie zur „definitiven Kontrazeption“ in Anspruch. Was muss ein Op.-Kandidat vorher wissen?
Die sorgfältige klinische Voruntersuchung stellt die Grundvoraussetzung für einen geglückten Eingriff dar, denn beispielsweise nach skrotalen Voroperationen wegen Leistenhoden kann das Freilegen der Samenleiter Probleme bereiten.
Vasektomie als definitive Verhütungsmethode
Klar sollte dem Vasektomie-Kandidaten ferner der definitive Charakter des Verfahrens sein. Immerhin 6 % der Operierten wünschen später eine Refertilisierung, berichten Dr. Martin Promm und Dr. Wolfgang H. Rösch vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Regensburg. Bei den geringsten Zweifeln an der „abgeschlossenen Familienplanung“ oder wenn der Eingriff aufgrund einer Erkrankung der Frau erfolgen soll, bieten die Kollegen explizit den Verzicht auf die Operation an – oder zumindest die Anlage eines Spermien-Kryodepots.
Bei der präoperativen Aufklärung sprechen sie mit ihren Patienten umfassend über andere mögliche – reversible – Verhütungsmethoden und natürlich über mögliche Komplikationen: Vasektomie-Versagen (0–2 %), Schwellung, Hämatom, oder Infektion nach der Operation. Auch Spermagranulome, Vasektomie-Schmerzsyndrome (bei bis zu 5 % der Patienten) und Auftreten von Spermien-Autoantikörpern in bis zu 80 % der Fälle gehören zu den Risiken.
Nachdrücklich gilt es auch über die Latenzzeit bis zur sicheren Antikonzeption zu informieren: Hiervon kann das Paar erst ausgehen, wenn mindestens zwei Spermiogramme „keine Spermien“ ergeben haben. Wundinfektionen (auftretend in 3–4 % der Fälle) lassen sich durch perioperative Antibiotikagabe – insbesondere bei Diabetikern und Immunsupprimierten – vermeiden. In Regensburg erfolgt vor dem Eingriff eine mikrobiologische Untersuchung des Ejakulats, um stille Infektionen zu erkennen.
Postoperatives Schmerzsyndrom bei 5% der Patienten
Für das Postvasektomie-Schmerzsyndrom fehlt bislang eine genaue pathophysiologische Erklärung. Als Möglichkeiten kommen eine stauungsbedingte Epididymitis oder eine chronische Testalgie (eventuell schon vorbestehend) infrage. Das Syndrom betrifft 0,4 bis 6 % der Vasektomierten, vor allem diejenigen, die nicht voll hinter der Entscheidung standen, so die Erfahrung der Andrologen.
Vor diesem Hintergrund hat das eingehende präoperative Gespräch noch einmal eine besonders hohe Bedeutung, unterstreichen die Kollegen. Therapiert wird das Schmerzsyndrom zunächst analgetisch nach WHO-Schema. Danach kommt eine Samenstranginfiltration mit Lokalanästhetika in Betracht.
Refertilisierung kann als letzte Maßnahme helfen
Auch eine mikrochirurgische Samenstrangneurolyse kann Erleichterung bringen. Und nur in verzweifelten Fällen wird man sich zur Epididektomie oder Orchiektomie entschließen. Bevor sie solch drastischen Maßnahmen ergreifen, erwägen die Regensburger Andrologen aber immer die Refertilisierungs-Operation. Die mikrochirurgische Vasovasostomie kann nämlich den Nebenhoden entlasten und dadurch die Schmerzen lindern.
Quelle: M. Fromm, W.H. Rösch, Urologe 2014; 53: 663-670, doi: 10.1007/s00120-014-3485-5
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