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Stillen gegen Adipositas und Diabetes

Babys sollen in den ersten sechs Monaten ihres Lebens gestillt werden, mindestens bis zum Beginn des 5. Lebensmonats sogar ausschließlich, also ohne zusätzliche Kost. So heißt es in den aktualisierten Handlungsempfehlungen der Initiative "Gesund ins Leben – Netzwerk junge Familie" (s. Kasten). Stillen hat nach Aussage des 14-köpfigen Autorenpanels um Professor Dr. Berthold Koletzko vom Klinikum der Universität München nach jetzigem Wissen eine ganze Reihe positiver Einflüsse – nicht nur auf die Gesundheit des Kindes, sondern auch auf die der Mutter.
Auch auf längere Sicht scheinen günstige Effekte des Stillens auf die Gesundheit zu bestehen: So ergaben mehrere Studien übereinstimmend, dass gestillte Kinder weniger gefährdet sind, später eine Adipositas zu entwickeln. Eine Schutzwirkung in puncto akute lymphatische Leukämie liegt nach einigen Untersuchungen ebenfalls nahe. Zudem wird ein protektiver Effekt in Hinblick auf Typ-1-Diabetes diskutiert. Und darüber hinaus soll das Stillen auch noch der kognitiven Entwicklung des Kindes förderlich sein.
Muttermilch fördert wohl auch die kognitive Entwicklung
Allerdings konzedieren die Wissenschaftler, dass die derzeitigen Erkenntnisse fast ausschließlich in Beobachtungsstudien gewonnen wurden. "Störeinflüsse" wie ein mit dem Stillen assoziiertes höheres Bildungsniveau seien daher nicht auszuschließen. Unter diesem Vorbehalt sprechen die verfügbaren Daten jedoch dafür, dass Stillen den Säugling vor einem Strauß von akuten und chronischen Krankheiten schützt. Die Spannbreite reicht von infektiösen Durchfallerkrankungen bis zu Mittelohrentzündungen. Außerdem sind gestillte Säuglinge offenbar besser gegen den plötzlichen Kindstod gefeit.Auch auf längere Sicht scheinen günstige Effekte des Stillens auf die Gesundheit zu bestehen: So ergaben mehrere Studien übereinstimmend, dass gestillte Kinder weniger gefährdet sind, später eine Adipositas zu entwickeln. Eine Schutzwirkung in puncto akute lymphatische Leukämie liegt nach einigen Untersuchungen ebenfalls nahe. Zudem wird ein protektiver Effekt in Hinblick auf Typ-1-Diabetes diskutiert. Und darüber hinaus soll das Stillen auch noch der kognitiven Entwicklung des Kindes förderlich sein.
Das ist Stillenden zu empfehlen
- Die Ernährung sollte ausgewogen und abwechslungsreich sein.
- Eine ausgewählte vegetarische Ernährung mit Milchprodukten und Eiern (ovolaktovegetarisch) ist vertretbar, eine ausschließlich vegane Ernährung dagegen birgt ernste gesundheitliche Risiken vor allem für das Nervensystem des Kindes. Ggf. ist nach spezieller medizinischer Beratung die Einnahme von Mikronährstoffsupplementen sinnvoll.
- Zweimal wöchentlich gehört Meeresfisch auf dem Speiseplan, wobei fettreiche Arten wie Lachs besonders empfehlenswert sind.
- Es ist wichtig, reichlich und regelmäßig zu trinken, z.B. ein Glas Wasser zu jeder Stillmahlzeit.
- Während der Stillzeit sind gewichtsreduzierende Diäten tabu.
- Auf Alkohol und Zigaretten ist zu verzichten.
- Moderate körperliche Aktivität tut gut – möglichst 30 Minuten an mehreren Tagen pro Woche.
- Zusätzlich zur Verwendung von Jodsalz sollten Jodtabletten (100 μg/Tag) eingenommen werden.
- Grundsätzlich sollten Medikamente nur in Absprache mit dem Arzt angewendet werden.
Aber nicht nur die Kinder, auch die Mütter profitieren: Es gibt gute Evidenz, dass Frauen, die gestillt haben, seltener an Eierstock- und an Brustkrebs erkranken. Außerdem haben sie ein geringeres Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln – vorausgesetzt, dass während der Schwangerschaft kein Gestationsdiabetes aufgetreten ist.
Langfristige Stillberatung fördert die Motivation
Vor diesem Hintergrund wird das ausschließliche Stillen als beste Form der Ernährung in den ersten Lebensmonaten empfohlen, zumal die Belastung von Muttermilch mit Umweltkontaminanten laut dem Konsensuspapier seit über 25 Jahren rückläufig ist. Dieser Rat gilt bis auf wenige Ausnahmen auch für Frühgeborene und kranke Säuglinge, die entweder gestillt oder mit abgepumpter Muttermilch ernährt werden sollten. Bei Frühchen mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g ist allerdings eine Anreicherung der Muttermilch mit Proteinen und anderen Nährstoffen erforderlich.Netzwerk für Kindergesundheit
Das Netzwerk "Gesund ins Leben" ist ein Zusammenschluss der relevanten Institutionen, Fachgesellschaften und Verbände, die sich mit jungen Familien befassen. Es ist ein Bestandteil des Nationalen Aktionsplans "IN FORM – Deutschlands Initiative für gesunde Ernährung und mehr Bewegung" der Bundesregierung und wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft finanziell gefördert. Zur Leitungsgruppe des Netzwerkes gehören u.a. Vertreter des Berufsverbands der Frauenärzte, des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte und des Deutschen Hebammenverbands. Das Netzwerk gibt Empfehlungen für beratende Berufsgruppen heraus und erstellt Infomaterial für junge Familien, etwa zur Ernährung und Allergieprävention.
Unsicherheiten können zu einem vorzeitigen Abstillen führen, weshalb Müttern bzw. Eltern empfohlen wird, sich zur Stillpraxis beraten zu lassen. Idealerweise wird eine persönliche Unterstützung über einen längeren Zeitraum hinweg angeboten, denn dies scheint die beste Methode, um die Motivation zum Stillen nachhaltig zu erhöhen.
Besonders wird in den Empfehlungen betont, dass – auch im Hinblick auf eine gute Stillbeziehung – der erste Stillkontakt nicht forciert werden sollte. Vielmehr sollte das Neugeborene der Mutter auf den Bauch gelegt und das spontane Aufsuchen der Brustwarze abgewartet werden. Grundsätzlich raten die Experten dazu, das Kind entscheiden zu lassen, wann und wie viel es trinken möchte, und auf sein in der Regel gutes Gespür zu vertrauen.
Besonders wird in den Empfehlungen betont, dass – auch im Hinblick auf eine gute Stillbeziehung – der erste Stillkontakt nicht forciert werden sollte. Vielmehr sollte das Neugeborene der Mutter auf den Bauch gelegt und das spontane Aufsuchen der Brustwarze abgewartet werden. Grundsätzlich raten die Experten dazu, das Kind entscheiden zu lassen, wann und wie viel es trinken möchte, und auf sein in der Regel gutes Gespür zu vertrauen.
Quelle: Koletzko B et al. Monatsschrift Kinderheilkunde 2016; 164: 433-457
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