Thalassotherapie – Gesundheit und Schönheit aus dem Meer

Dr. Beatrice Wagner

Eine frische Brise um die Nase, die Luft schmeckt salzig. Und dann eintauchen in die frische Brandung, das Seewasser prickelt am Körper: Instinktiv spürt der Mensch, dass Meeresklima und Salzwasser guttun. Werden diese positiven Reizfaktoren als Kur eingesetzt, bezeichnet man das als „Thalassotherapie“.

Bereits vom griechischen Arzt Hippokrates, der um das Jahr 400 vor Christus lebte, gibt es Schriften zur Behandlung von Rheuma und Ischias mit Meerwasser. So leitet sich dann auch der Name der Thalassotherapie von den griechischen Wörtern „Thalassa“ für Meer und „therapeia“ für Pflege ab. Aber auch die alten Römer haben sich einen Namen mit ihren großen Badeanlagen erworben, die zum Teil mit Meerwasser gespeist wurden. Um 1750 begründete dann der englische Arzt Richard Russel die Meeresheilkunde, sodass in Folge zahlreiche Seebäder erbaut wurden.

Das erste deutsche Ostseebad wurde 1793 in Heiligendamm gegründet: Professor Samuel Gottlieb Vogel wusste um die Nützlichkeit von Seeheilbädern und behandelte damit Krankheiten wie Rheuma oder Ausschläge. Und das Ostseewasser wurde nicht nur zum Baden genutzt, sondern auch getrunken. Darüber hinaus mischte man dem Wasser jodhaltigen Tang bei oder rieb die Patienten damit ab.

Zunehmend wurde auch die Bedeutung dieser Therapie in Verbindung mit der sauberen Seeluft klar. Der Begriff Thalassotherapie aber taucht erstmals 1865 in einer französischen Doktorarbeit auf, in der der französische Arzt La Bonnadière die Heilkräfte des Meers beschrieb. Heute verbindet man mit Thalasso zweierlei: Zum einen die medizinische Thalassotherapie, die eine Kombination von Klimatherapie am Meer, dem Meereswasser selbst und Anwendungen mit Elementen des Meeres ist. Und zum anderen gibt es die Beauty-Thalassotherapie, sie ist eher kosmetisch orientiert: Hierfür werden die Meeressalze und Algenstoffe sozusagen in Tuben und Tiegel gepackt und auch außerhalb der Küstennähe in Kurzentren verabreicht.

Die medizinische Original-Thalassotherapie

Damit die Begriffe nicht zu sehr durcheinandergeraten, hat der Deutsche Thalassoverband einige Kriterien aufgestellt, welche die Seebäder und Seekureinrichtungen erfüllen müssen, damit sie sich mit dem geschützten Begriff medizinische „Original-Thalassotherapie“ schmücken dürfen: 

  1. Das Zentrum muss im direkten Einfluss des Meeresklimas liegen, also nicht weiter als 300 Meter vom Meer entfernt. 
  2. Für die Behandlungen muss frisch geschöpftes Meerwasser verwendet werden. Das Meerwasser darf nicht behandelt werden, sodass die Inhaltsstoffe erhalten bleiben. 
  3. Jedes Zentrum muss über mindestens ein Schwimmbecken und eine ausreichende Anzahl von Kabinen verfügen, sodass jedem Kurgast täglich drei Einzelbehandlungen möglich sind. 
  4. Das Zentrum muss über einen oder mehrere Ärzte verfügen und ein professionelles Team aus Masseuren, Hydrotherapeuten und Sportlehrern beschäftigen. 
  5. Hygiene- und Sicherheitsvorschriften sind einzuhalten. 
  6. Es werden gesundheitsbildende Maßnahmen aus den Bereichen Entspannung, Ernährungsumstellung und körperliche Aktivität begleitend angeboten.

Die Methoden der Meerestherapie

  • Klimaexposition: Wer eine Thalassotherapie macht, sollte seine Zeit nicht nur im Kurhaus verbringen, sondern lange Strandwanderungen machen. Dadurch setzt man sich Sonne und Wind aus, die Gefäße werden permanent trainiert und können fortan auch zu Hause sensibler auf Wärme- und Kältereize reagieren. Damit härtet man sich ab. Wenn danach wieder mehr Zeit in Stube und Büro verbracht wird, fällt es leichter, mit Wärme und Kälte klarzukommen. Als höchste Herausforderung gilt das kalte Seebad – bei Wind und Wetter. 
  • Aerosol-Meerwasserinhalation: Die salzhaltige Meeresluft ist ein Lebenselexier für unsere Lungen. So werden zusätzlich zu dem natürlichen Inhalieren, das beim Aufenthalt an der Brandung geschieht, speziell ausgestattete Räume oder Geräte angeboten, um die Meeresluft-Aerosole auch in konzentrierter Form einzuatmen. Die größeren Tropfen bleiben in den oberen Atemwegen. Die kleineren Tröpfchen mit winzigen Salzpartikeln werden bis in die kleinsten Bronchio-len transportiert. Die feuchte salzhaltige Luft wirkt wohltuend und heilend bei Problemen mit Lungen und Bronchien, auch der Sekretfluss wird angeregt. Der Salzanteil in den Wassertröpfchen wirkt entzündungshemmend. Der Hustenreiz lässt nach. Die Bronchien werden – nach einem anfänglichen Zusammenziehen – langfristig weit geöffnet, sodass sich die Atemkapazität verbessert. 
  • Algenanwendungen: Algen werden zur inneren und äußeren Anwendung verwendet. Ihre Besonderheit besteht darin, dass sie sich mit den im Meer enthaltenen Spurenelementen und Mineralien hoch anreichern. Für Packungen werden die Meeresalgen pulverisiert, mit Meereswasser frisch angerührt und auf die Haut aufgebracht. Hier sollen sie entschlacken, entgiften, den Stoffwechsel anregen, mineralisieren und erfrischen.
     
    Angeblich hilft die Algenpackung auch beim Abnehmen. Auf jeden Fall aber werden Haut und Gewebe mit den in Algen enthaltenen wertvollen Vitaminen, Spurenelementen und Mineralien versorgt. Dies erklärt auch ihre schmerzlindernde und wohltuende Wirkung bei Gelenkschmerzen, Rheuma und Arthrose. 
  • Wasseranwendungen: Bei der Aqua-Gymnastik werden Bewegungsübungen mit den Beinen und dem Oberkörper gemacht, während man im Wasser – allerdings im Schwimmbad – steht und nur der Kopf herausschaut. Das Wasser bremst die Bewegungen und massiert dabei das Hautgewebe. Gut gegen Cellulite! Durch die Auftriebskraft wiegt man weniger und die Übungen fallen leichter – zudem ist alles unter der Wasseroberfläche vor indiskreten Blicken geschützt.
     
    Viererorts wird eine Meeresdruckstrahlmassage angeboten: Ein starker Wasserstrahl wird aus einiger Entfernung auf den Körper gerichtet, Intensität und Temperatur können angepasst werden. Meeressprudel- und Meeresbäder sind mit frischem – aber angeheiztem – Meerwasser gefüllt. Wohltuend ist auch die Nebelsprühdusche, eine Massageliege mit warmem Meerwasserregen aus feinen Düsen.

 

Thalassotherapie: Für wen?

Die Thalassotherapie ist für alle diejenigen gut geeignet, die normalerweise viel in der Stube sitzen und ihren Körper zur Abhärtung einfach einmal der Witterung aussetzen möchten. Sie hilft bei Knochen- und Gelenkbeschwerden, Rheuma, Muskelverspannungen, Sportverletzungen und Atemwegserkrankungen. Indirekt wirkt sie auch bei Stress- und Erschöpfung sowie bei einem angegriffenen Immunsystem. Da die Meeresnähe meist pollenfrei oder pollenarm ist, kann die Therapie auch Heuschupfengeplagten empfohlen werden. Wer allergisch gegen Jod ist oder unter einer Schilddrüsenüberfunktion leidet, muss auf die Algentherapie verzichten. Halten Sie Rücksprache mit Ihrem Arzt.

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