Tief Durchatmen im Device-Dschungel

Nachdem 1935 die entzündungshemmende Wirkung des Kortisons entdeckt wurde, hat man das vermeintliche Wundermittel unkritisch und unkontrolliert eingesetzt. Das Resultat: teils irreversible Nebenwirkungen. Obwohl man diese mit reduzierten Mengen und neuen Therapiestrategien inzwischen senken konnte, bleibt die Angst vor dem Hormon bei vielen Menschen fest verankert, sagte Norbert K. Mülleneisen vom Asthma- und Allergiezentrum Leverkusen. Die schlechte Reputation hat der Wirkstoff aber oft zu Unrecht.
Inhalative Kortikosteroide
Der Körper selbst bildet jeden Tag 20–30 mg Kortison. Nimmt ein Asthmatiker inhalative Kortikosteroide (ICS) ein, kommt er je nach Stärke der Erkrankung mit 0,4–0,8 mg/Tag aus. Zum Vergleich: Mitunter werden Kortisontabletten mit 50 mg rund einhundert Mal höher dosiert. Erst ab 5 mg/Tag übersteigen die Risiken den Nutzen, daher kann ein Asthmatiker ein Leben lang ohne größere Probleme mit dem inhalativen Medikament leben, so der Kollege.
Die Unterschiede zwischen den einzelnen ICS sind gering und praktisch zu vernachlässigen. Wichtiger als das Pharkmakon selbst ist für den Arzt das Inhalationsgerät. Als katastrophal bezeichnete Mülleneisen die Vielzahl an unterschiedlich zu verwendenden Devices, die bei Patienten Verwirrung stiftet: „Je mehr man falsch machen kann, umso mehr Fehler passieren auch.“ So passiert es häufig, dass das Medikament nicht da ankommt, wo es wirken soll und z.B. nur im Mund landet.
Auf die Partikelgröße kommt es an
Daher sollten Ärzte mit ihren Patienten das Inhalieren üben. Z.B. müssen sie nach dem Inhalieren fünf Sekunden die Luft anhalten, damit die Teilchen eine Chance haben, zu sedimentieren. Was den Pneumologen „fuchsteufelswild“ werden lässt: Wenn Sprays 1:1 mit einem Pulver ausgetauscht werden. Die groben Partikel des Pulvers bleiben nämlich häufig im Rachen hängen und können dann nicht wirken, obwohl derselbe Wirkstoff in derselben Menge vorliegt. Vor allem Kinder brauchen besonders kleine Teilchen. Und gerade bei diesen Patienten ist es essenziell, Asthma richtig zu behandeln. Denn bei einem Gesunden erreicht das Lungenvolumen erst im jungen Erwachsenenalter 100 %. Im Laufe der Jahre nimmt es ab, ein 80-jähriger Nichtraucher hat dann noch rund 80 %. Ein Kind mit unkontrolliertem Asthma wird diese 100 % aber nie erreichen und entsprechend im Alter ein geringeres Volumen haben als ein Gesunder, mahnte der Kollege.
Nasensprays
Seit 2016 sind fluticason- und mometasonhaltige Nasensprays rezeptfrei erhältlich. Diese können langfristig appliziert werden. „Allerdings genügt es bei allergischer Rhinitis, die Einnahme auf die Tage zu beschränken, an denen es in der Nase juckt“, betonte Mülleneisen. Da der größte Teil des Wirkstoffs in der Nasenschleimhaut verstoffwechselt wird, gelangt davon kaum etwas in den Blutkreislauf.
Geringfügige Erweiterung bringt großen Effekt
„Nasensprays werden gerne falsch angewendet“, sagte der Experte. Wird es korrekt gesprüht (s. Kasten), lassen sich auch chronische Nebenhöhlenentzündungen verhindern. Doch Mülleneisen sieht sehr viele Patienten mit Nasennebenhöhlenproblemen, die eigentlich nur einen Heuschnupfen hatten. Durch die Allergie schwillt die Nasenschleimhaut an und die Verbindungswege zu den Nebenhöhlen, die gerade bei Kindern sehr eng sind, verschließen sich. Bakterien wandern ein und verursachen eine chronische Sinusitis.
Hände ans Ohrläppchen!
Augentropfen
Augentropfen mit Kortison sind verschreibungspflichtig und sollten nur über einen kurzen Zeitraum angewendet werden, da sie den Augeninnendruck erhöhen und die Wundheilung verzögern, sodass die Hornhaut Schaden nehmen kann. Rezeptfreie Tropfen, die z.B. Cromoglicinsäure enthalten, müssten Allergiker aus pharmakologischer Sicht einen Monat lang regelmäßig anwenden, bis der Arzneistoff wirkt. „Dennoch lindern die Tropfen schnell die Beschwerden, weil sie die Pollen aus dem Auge spülen“, erläuterte der Allergologe. Einfache Kochsalzlösung bewirke den gleichen Effekt.Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).