Todesangst um Schrumpf-Penis

"Sie können doch sehen, wie mein Genitale sich zurückzieht", sagte der verängstigte 38-Jährige zu seinem Arzt. Was der Patient schilderte, ähnelt einer Krankheit namens "Koro", die in Südchina sehr verbreitet ist.

Ob das Wort Koro nun aus dem Malayischen stammt (Begriff für den Kopf der Wasserschildkröte) oder einem indonesischen Dialekt entsprang: Es bezeichnet ein psychopathologisches, bedrohliches Erleben. Betroffene Männer meinen, ihr Penis ziehe sich ins Abdomen zurück und dies sei mit dem Tod verbunden. Schon im 19. Jahrhundert traten unter den Han-Chinesen, in deren Kultur das männliche Genitale als Zentrum der Lebenskraft gilt, regelrechte Epidemien auf. Koro-Opfer versuchte man mit Gong- und Trommelklängen sowie Ingwersuppe zu kurieren. Mitunter zerrten auch mehrere Männer an dem Geschlechtsteil, um es an der "Flucht" zu hindern, berichtet Dr. Petra Garlipp, Abteilung Sozialpsychiatrie und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover.

Als Heilmittel Hoden abgebunden

Während die asiatischen Fälle eher als kulturgebundenes Syndrom verstanden werden, handelt es sich, wenn "Koro" in westlichen Kulturen auftritt, meist um Symptome psychiatrischer Erkrankungen. So auch bei dem 38-Jährigen, der unter einer paranoid-halluzinatorischen Psychose litt. Er befürchtete zudem, dass man ihm nach dem Leben trachte und seine Hoden abgetötet worden seien. Einmal habe er sogar selbst seine Hoden abgebunden, in der Hoffnung, dass dies heilend wirke.

Auch chinesische Kollegen schildern solche gefährlichen Behandlungsversuche: Zu Hilfe gerufene Angehörige und Nachbarn versuchen den Penis mitunter durch Abbinden zu retten. Es wurden auch schon Todesfälle in Folge rabiater Manipulationen beschrieben. Todesgefahr bringt Koro im Übrigen nicht nur für den Patienten selbst:

Vom Penis zum Mord verführt

In einem westlichen Bericht wird ein psychiatrischer Koro-Patient geschildert, der sich von imperativen Stimmen zu einem Mord hinreißen ließ. Der eingangs geschilderte Fall verlief glücklicherweise weniger dramatisch. Der 38-Jährige wurde zunächst mit Olanzapin und Lorazepam behandelt und erhielt wegen des quälenden Stimmenhörens passager zusätzlich Haloperidol. Mit einer Kombination von Olanzapin (25 mg täglich) und Chlorprothixen (50 mg zur Nacht) wurde der Mann unter der Diagnose "sekundäres Koro-Syndrom bei Schizophrenie" nach Hause entlassen.

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