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Todesrasseln verhindern

Therapeutisch kommen ein Umlagern des Patienten und die Gabe anticholinerger Medikamente zur Reduktion der Sekretbildung in Betracht. Welcher Nutzen dadurch nach Einsetzen des Rasselns erzielt werden kann, ist aber unklar.
Dr. Harriëtte van Esch vom Erasmus Medical Center Cancer Institute in Rotterdam und Kollegen haben für ihre Untersuchung einen prophylaktischen Ansatz gewählt. In der SILENCE-Studie wurden 157 Patienten (im Mittel 76 Jahre, 86 % Krebspatienten) aus sechs niederländischen Hospizen mit einer Lebenserwartung von mindestens drei Tagen eingeschlossen. Nach Eintritt in die Sterbephase erhielt die Hälfte der Kranken subkutan Scopolaminbutylbromid (20 mg) viermal täglich, die andere Hälfte Placebo. Alle vier Stunden wurde standardisiert das Ausmaß des Todesrasselns erfasst.
Offensichtlich zahlte sich die Prophylaxe aus: In der Scopolamin-Gruppe entwickelten nur 13 % Todesrasseln Grad 2 (vom Bettende aus hörbar) oder Grad 3 (von der Tür aus hörbar), unter Placebo waren es 27 %. Weder wurden potenzielle anticholinerge Nebenwirkungen wie Unruhe, trockener Mund oder Harnretention unter Scopolamin signifikant häufiger beobachtet, noch benötigten die Patienten höhere Dosen von Opioiden, Haloperidol oder Sedativa. In Bezug auf Schmerzen, Dyspnoe, Übelkeit und Erbrechen bestanden ebenfalls keine Unterschiede zwischen den beiden Gruppen.
Angehörige profitieren wohl am meisten
Die SILENCE-Studie hat gezeigt, dass randomisierte klinische Studien mit Einverständnis der Patienten durchaus auch in der letzten Lebensphase möglich sind, schreiben Dr. Jared Lowe und Dr. Laura Hanson, University of North Carolina School of Medicine, Chapel Hill. Offenbar lasse sich mit der Scopolamin-Gabe das Todesrasseln in vielen Fällen verhindern, wovon wahrscheinlich vor allem die Angehörigen profitierten. Da die meisten Patienten zu Hause sterben wollen, müsse man an alternative Applikationsweisen wie Pflaster denken. Wichtig sei es in jedem Fall, die Familien im Vorfeld über das Symptom und auch nicht-medikamentöse Maßnahmen wie Lagerung und Anfeuchten der Raumluft aufzuklären.
Quellen:
1. van Esch HJ et al. JAMA 2021; 326: 1268-1276; DOI: 10.1001/jama.2021.14785
2. Lowe JR, Hanson LC. JAMA 2021; 326: 1263-1265; DOI: 10.1001/jama.2021.9846
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