ICD bereitet Höllenqualen im Sterbebett

Wann den ICD abschalten? Das ist nicht nur ethisch eine schwierige Frage. Manchmal fehlen schlichtweg die Fachkräfte, die das Umprogrammieren oder palliative Abschalten in der Sterbephase mit einem Magneten durchführen können oder wollen, berichtete Professor Dr. Johannes Waltenberger, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie in Münster, aus seiner Erfahrung.
Patientenverfügung ans Herz legen
Er empfiehlt, bereits vor der ICD-Implantation das heikle Thema anzusprechen. Patienten und ihren Angehörigen sollte klargemacht werden, dass es am Ende des Lebens auch darum gehen wird, das Gerät ganz oder einige seiner Funktionen abzustellen. Die umfassende Aufklärung ermöglicht dem Betroffenen per Patientenverfügung oder Vorsorgevollmacht, seine Präferenzen festzulegen. Gegen den Willen des Kranken oder seines gesetzlichen Vertreters darf die ICD-Therapie nicht fortgeführt werden, auch nicht bei medizinischer Indikation, betonte er.
Das Problem wird viel zu selten angesprochen
Derzeit kommt das Abschalten allerdings häufig erst aufs Tapet, wenn es ans Sterben geht. In dieser Phase informieren zu wollen, ist allerdings kein leichtes Unterfangen, über den Therapieabbruch sachlich zu sprechen gestaltet sich für die Angehörigen terminal Kranker oft schwierig. Aussagekräftige Patientenverfügungen fehlen zumeist. Prof. Waltenberger: „Ein am Lebensende nicht deaktivierter ICD kann für den Patienten und seine Familie eine erhebliche und gänzlich unnötige Belastung darstellen.“
Eine Deaktivierung muss man gründlich vorbereiten | |
---|---|
Klärung der Gründe zur ICD-Deaktivierung | Verlaufsprognose der kardialen/nicht kardialen Erkrankung und Beurteilung der absehbaren Lebensqualität (ggf. Spezialisten oder Hausarzt/Hausärztin hinzuziehen) |
Klärung der Entscheidungsverantwortung | Einwilligungsfähiger Patient? Bevollmächtigter/Stellvertreter? Patientenverfügung? |
Sorgfältige Aufklärung der Entscheidungsverantwortlichen | Bei Meinungsverschiedenheiten ggf. Ethiker hinzuziehen |
Entscheidung für oder gegen ICD-Deaktivierung | Dokumentation des Gesprächs Kommunikation der Entscheidung unter den Beteiligten |
Kompetente Durchführung der ICD-Deaktivierung | Programmiergerät oder Magnet Dokumentation der Maßnahme |
Vorschlag Prof. Waltenberg
- Mehr als die Hälfte der 212 Teilnehmer berichtete, in ihrem Krankenhaus habe man keine solchen Leit- oder Richtlinien.
- Nur etwa ein Drittel führte nach eigenen Angaben Gespräche mit Patienten zum ICD-Management am Lebensende.
- Noch weniger informierten Angehörige oder Betreuer.
- Kardiologen gaben deutlich häufiger als Herzchirurgen an, das Thema anzusprechen.
- Weniger als die Hälfte der Patienten erhält vom Kardiologen oder Herzchirurgen den Rat, das gewünschte ICD-Management am Lebensende in einer Patientenverfügung zu dokumentieren.
- Nur etwa jeder vierte Arzt informiert bereits vor der ICD-Implantation über die Möglichkeit des Abschaltens.
- Fast alle befragten Ärzte vertraten die Auffassung, dass das Abschalten von ICD am Lebensende für sie persönlich einen sinnvollen Therapieabbruch bzw. eine sinnvolle Therapiebegrenzung darstelle.
Deutschland ist bei den ICD Spitzenreiter
123. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin Mannheim
Falls Sie diesen Medizin Cartoon gerne für Ihr nicht-kommerzielles Projekt oder Ihre Arzt-Homepage nutzen möchten, ist dies möglich: Bitte nennen Sie hierzu jeweils als Copyright den Namen des jeweiligen Cartoonisten, sowie die „MedTriX GmbH“ als Quelle und verlinken Sie zu unserer Seite https://www.medical-tribune.de oder direkt zum Cartoon auf dieser Seite. Bei weiteren Fragen, melden Sie sich gerne bei uns (Kontakt).