Trotz Rekrutierungsproblemen ist ATRA/ATO dem AIDA-Protokoll überlegen

EHA 2024 Josef Gulden

Es liegen neue vielversprechende Ergebnisse zur Behandlung von Hochrisiko-APL-Patient:innen vor. Es liegen neue vielversprechende Ergebnisse zur Behandlung von Hochrisiko-APL-Patient:innen vor. © Siam – stock.adobe.com

Für Patient:innen mit APL und hohem Risiko galt bisher die Kombination aus ATRA und einer Idarubicin-Chemotherapie als Standard. Dieser trat nun in der europaweiten APOLLO-Studie randomisiert gegen ATRA/ATO an.

Die akute Promyelozyten-Leukämie (APL) mit niedrigem oder intermediärem Risiko wird frontline mit einer chemotherapiefreien Kombination aus All-trans-Retinsäure (ATRA) und Arsentrioxid (ATO) behandelt. Prof. Dr. Uwe Platzbecker, Universitätsklinikum Leipzig, erinnerte daran, dass Erkrankte mit Hochrisiko-APL nach wie vor ATRA plus Chemotherapie erhalten. In der APOLLO-Studie wurde geprüft, ob diese Patient:innenpopulation auch von ATRA in Kokmbination mit ATO profitiert.

Personen mit Hochrisiko-APL erhielten im Prüfarm zwei Gaben Idarubicin plus das ATRA/ATO-Backbone und zusätzlich eine Konsolidierungstherapie aus ATRA und ATO. In der Kontrolle wurde zur Induktion das AIDA-Protokoll gegeben (ATRA + Idarubicin), danach eine konsolidierende Chemotherapie sowie eine Erhaltung. Als primären Endpunkt legten die Autor:innen das ereignisfreie Überleben (EFS) nach zwei Jahren fest.

Vielversprechende Ergebnisse 

Ursprünglich war der Einschluss von 280 Patient:innen geplant; die Studie musste aber während der COVID-Pandemie im August 2022 wegen schleppender Rekrutierung und weil das vom Hersteller zur Verfügung gestellte ATO ablief vorzeitig beendet werden. 131 Teilnehmende waren laut Prof. Platzbecker für den primären Endpunkt auswertbar. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug 31 Monate.

93 % vs. 91 % in Prüfarm vs. Kontrolle erreichten nach der Induktion eine Komplettremission; dieser Unterschied fiel nicht signifikant aus (p = 0,65). Die Forschenden registrierten 7 % vs. 10 % frühe Todesfälle; Ursache war in den meisten Fällen eine Hirnblutung. 

Das EFS nach zwei Jahren betrug für 120 auswertbare Patient:innen 88 % vs. 70 %  (p = 0,02). Die bislang geschätzten Fünf-Jahres-Raten liegen bei 87 % vs. 55 % (p = 0,0034). Die OS-Raten nach 24 Monaten unterscheiden sich mit 93 % vs. 87 % noch nicht (p = 0,17).

Mit der chemotherapiefreien Behandlung wurden vor allem hämatologische Nebenwirkungen (Thrombozytopenien und Neutropenien) – im Gegensatz zum Kontrollarm – fast überhaupt nicht mehr beobachtet. Wenn weitere Analysen die Ergebnisse bestätigen, so Prof. Platzbecker, gibt es auch für Hochrisiko-Patient:innen mit APL einen neuen Standard.

Quelle:
Platzbecker U et al. EHA 2024; Abstract S102

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